Landratskandidaten von NWM im Interview: Jörg Bendiks (Die Linke)

Am 25. April wird in Nordwestmecklenburg das Landratsamt neu vergeben. Vier Kandidaten – eine Frau und drei Männer – gehen ins Rennen um den Chefposten der Kreisverwaltung. Wir haben sie befragt – hier Jörg Bendiks (Die Linke). Es gibt Bürgermeister, Bundestagsabgeordnete und Minister – warum ist es wichtig, noch eine Landrätin oder einen Landrat zu wählen? Die genannten Amtspersonen haben unterschiedliche Aufgaben auf verschiedenen Ebenen. Eine Landrätin oder ein Landrat wird in fast allen Ländern direkt von den Einwohnern des Kreises gewählt, hat damit ein kraftvolles Mandat, sich für deren Interessen und die des Kreises einzusetzen. Sie oder er vertritt den Landkreis nach außen und kann sich etwa gegenüber der Landesregierung für den Kreis stark machen. Hinzu kommt, dass wir riesige Flächenkreise haben, da ist eine Verwaltungsebene zwischen Land und Gemeinden sinnvoll. Wann haben Sie das letzte Mal öffentliche Verkehrsmittel benutzt, wo sind Sie hingefahren und was sollte verbessert werden? Ich bin vor Kurzem mit dem Bus von Grevesmühlen zu meinem Arbeitsplatz in Wismar gefahren. Das ist umständlich und dauert fast eine Stunde. Der Ausbau der Mobilität ist das Gebot der Stunde. Die Dörfer sind besser anzubinden, der Anrufbus muss sich stärker durchsetzen. Ganz Westmecklenburg muss beim ÖPNV gemeinsam handeln, das Angebot ausbauen, Bahn, Bus, Rufbus und das Rad miteinander verknüpfen. Kreisgrenzen dürfen nicht mehr Angebotsgrenzen sein. Der ÖPNV muss günstiger und in der Perspektive sogar kostenfrei werden. Fischer und Werftarbeiter sind traditionelle Berufe in unserem Land, haben aber schlechte Zukunftsperspektiven. Sollte man sie weiterhin unterstützen oder zum Beispiel für mehr Naturschutz oder modernere Branchen aufgeben? Die Fischer und Werftarbeiter gehören zum Kreis wie Stier und Greif zum Landeswappen. Im Rahmen der Möglichkeiten von EU, Bund und Land müssen sie weiter unterstützt werden. Möglichkeiten sehe ich im Umstieg auf andere Fischarten und Fangmethoden, breitere touristische Nutzung und Ausstiegshilfen. Die Werften sind weltweit konkurrenzfähige Hightech-Unternehmen. Hier müssen Aufträge her, neue Betätigungsfelder erschlossen werden. Das Land darf dieses Know-how nicht verlieren. Zugleich kommt es darauf an, in neue Technologien und Forschung zu investieren und moderne Branchen zu fördern. 7 Fragen an Timon Wilke (Piraten) 7 Fragen an Tino Schomann (CDU) 7 Fragen an Jörg Bendiks (Die Linke) 7 Fragen an Kerstin Weiss (SPD) Wenn Sie Schulabgänger wären, was würde Sie in Nordwestmecklenburg halten und was nicht? Wenn ich einen guten Ausbildungs- oder Studienplatz erhalte, den ich gut öffentlich erreiche, würde ich sehr gerne meine Ausbildung in meiner Heimat absolvieren. Die Perspektive auf einen guten Arbeitsplatz mit fairen Bedingungen spielt bei der Entscheidung – hier zu bleiben oder weggehen – eine maßgebliche Rolle. Zudem müssen weitere Faktoren stimmen, wenn ich hier eine Familie gründen und mit ihr hier leben möchte: Wie weit entfernt ist der Kindergarten, die Schule? Wie sieht es vor Ort mit der ärztlichen Versorgung aus, den Einkaufsmöglichkeiten, ist etwa ein Kino, ein Theater in erreichbarer Nähe? Wenn ich keine Chance habe, meinen gewünschten Beruf zu ergreifen, wenn die Arbeitsbedingungen und Löhne weitaus schlechter sind als in anderen Bundesländern – dann wäre ein Wegzug leider eine Option. Wo hat die Kreisverwaltung gute Arbeit geleistet? Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit den Fachdienstleitern, die auch mal über den Tellerrand schauen – im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, um Probleme sachgerecht zu lösen. In welchen Bereichen muss sie besser werden? Bei der Digitalisierung liegen noch große Potenziale. Entscheidend sind zügige Genehmigungsverfahren und Entscheidungen mit flachen Hierarchien bei hoher Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie umweltbewusstes Verwalten. Zu viel Bürokratie sollten wir entrümpeln, zudem muss die Verwaltung mobiler und flexibler werden. Ältere Menschen zum Beispiel, die Behörden nicht oder nur schwer erreichen können, brauchen Unterstützung. Wie soll Nordwestmecklenburg aussehen, wenn in sieben Jahren wieder das Landratsamt vergeben wird? Wir leben dann in einem Landkreis, der noch lebens- und liebenswerter geworden ist – für unsere Einwohner, aber auch für unsere Gäste. Unsere Städte und Gemeinden sind attraktiv mit lebendigen kulturvollen Zentren. Alle kommen mit Bus und Bahn von A nach B und auch am gleichen Tag wieder zurück. In den Hotels und anderen touristischen Einrichtungen stimmen die Arbeitsbedingungen, es werden faire Löhne bezahlt. Die meisten Krankenhäuser sind in öffentlicher Hand. Von OZ