Letzte Proben vor der Premiere der Jedermann-Festspiele

Nach dem erfolgreichen Auftakt der Jedermann-Festspiele im vergangenen Jahr — 4200 Besucher hatten die Aufführungen verfolgt — gibt es nun die Fortsetzung. Von morgen bis zum 8. August wird es in St. Georgen in Wismar 16 Vorstellungen geben. Mit Glück kann der Besucher in der Kirche das Team um Regisseur Holger Mahlich mitten in der Probe „erwischen“. Seit Sonntagabend ist täglich intensives Proben angesagt — oft bis Mitternacht und auch darüber hinaus. „Ich habe nach der Probe die Lichteffekte programmiert“, berichtet Beleuchtungsmeister Klaus-Peter Vogt vom Wismarer Theater. Wer sich morgens um drei, um vier über eine von innen leuchtende Georgenkirche gewundert hat — das war er. Auch Antje Burckhardt, Kostümgestalterin aus Berlin, hat noch alle Hände voll zu tun, damit am heutigen Donnerstag zur Generalprobe alle Schauspieler im passenden Kostüm stecken. „Einiges muss repariert werden“, sagt sie, während sie den Saum eines riesigen Unterrocks näht. Sie hat alle Kostüme nach den Entwürfen von Ulrike Schlafmann genäht. Das aufwendigste ist das Teufelsgewand mit den vielen Schichten Watte, die die Form modellieren. 60 Stunden Arbeit stecken in diesem Kostüm. Antje Burckhardt arbeitet vor Ort, sie näht im hinteren Teil der Kirche. „Ein wunderbarer Arbeitsplatz, diese Weite, diese Großzügigkeit des Raumes, das Licht — sehr inspirierend“, schwärmt sie. Nicht nur Nähte müssen kontrolliert und mitunter ausgebessert werden. Die Kostümgestalterin schmunzelt: „Manch einer hat ja in dem Jahr zu- oder abgenommen.“ Details werden natürlich nicht verraten. Außer: Die goldene Weste des Mammon kann im Rücken weitergestellt werden — zum Glück. „Stopp!“ ruft ein Mann von den vorderen Sitzplätzen. Dort, im noch leeren Zuschauerraum, sitzt Regisseur Holger Mahlich und sorgt mit seinen Unterbrechungen und Hinweisen unter anderem dafür, dass das Timing stimmt. Eine Drehung hier, eine kleine Bewegung da, kurz innehalten, damit die Szenerie wirken kann und die Pointe sitzt. Sascha Gluth spielt zum zweiten Mal den Jedermann. „Es ist, als wären wir erst letzte Woche weggefahren“, sagt er in der Probenpause. Er war aber auch mal zwischendurch in Wismar, um die Kirche leer — ohne den riesigen Bühnenaufbau, ohne die Stühle und die Erhöhung für die hinteren Sitzreihen zu sehen. Die Erhöhung ist neu in diesem Jahr — so haben auch die Besucher aus den hinteren Reihen einen sehr guten Blick auf das imposante Bühnenbild. „Die Karten für den ersten Block sind für die meisten Vorstellungen schon sehr gut verkauft, nun müssen die Menschen merken, dass man auch von hinten gut sehen kann“, so Projektmanager Andreas Conrad. Neu ist auch der Tod, genauer gesagt der Schauspieler, der ihn in diesem Jahr spielen wird. Reinhard von Hacht ist ein erfahrener Theaterschauspieler und aus einigen Fernsehproduktionen bekannt. Neu für ihn sind die Schuhe, in die er für den Wismarer Jedermann-Tod schlüpfen muss — Stiefel mit rund 25 Zentimeter hohem Plateau. „Wir wollten, dass der Tod eine unmenschliche Gestalt bekommt, lang und hager, einen ungewöhnlichen Gang. Eben nicht menschlich“, sagt Regisseur Holger Mahlich. Das ist gelungen und gibt dem Stück einen neuen, anderen Aspekt als im Vorjahr. Karten und Vorstellungen Heute ist um 20 Uhr die öffentliche Generalprobe. Einlass ist ab 19 Uhr, Karten gibt es ab 16 Uhr an der Tageskasse. Die Premiere ist am Freitag, dem 3. Juli, um 20 Uhr. Bis zum 8. August finden jeweils freitags und sonnabends um 20 Uhr Vorstellungen statt. Zusätzlich am Sonnabend — 11., 18., 25. Juli und 1. August — auch um 16 Uhr. Tickets gibt es in den Servicecentern der OSTSEE-ZEITUNG, in der Georgenkirche und unter www.jedermann-wismar.de. Kartenbestellung unter Telefon 0381/38303017. Preise: Zum Beispiel über die OZ-Abo-Karte ab 38,70 Euro. Eine Sondervorstellung auch — nicht nur — für Gehörlose und Menschen mit Hörbehinderung mit Live-Übersetzung in deutscher Gebärdensprache findet am 1. August um 16 Uhr statt. Nicole Hollatz

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