Lüdersdorf: Hier sind Baugrundstücke extrem gefragt

Ein Bagger wühlt sich in Wahrsow (Landkreis Nordwestmecklenburg) durch den Boden. Hier erschließt die CD Deutsche Eigenheim AG ein neues Wohngebiet mit 41 Grundstücken. Im Sommer werden sie bebaubar sein, kündigt Projektleiter Jörg Blaschek an. Wer noch eine Parzelle kaufen will, kommt leider zu spät. „Es sind keine Grundstücke mehr zu haben“, betont Blaschek. Das voll erschlossene Bauland kostete 145 Euro pro Quadratmeter. Bei einer durchschnittlichen Größe von 710 Quadratmeter ergibt das einen Grundstückspreis von knapp 103 000 Euro. Das ist weniger, als Bauwillige in vielen anderen Orten im Speckgürtel von Lübeck zahlen müssen. Grundstücke für Einfamilienhäuser sind gefragt, das Angebot relativ gering. Käufer kommen aus der Gemeinde und aus Lübeck: Nach Auskunft von Jörg Blaschekt verwirklichen in Wahrsow vor allem Einwohner der Gemeinde Lüdersdorf und der Hansestadt Lübeck ihren Traum vom Eigenheim. „Wir sind zufrieden mit der Vermarktung“, sagt der Mitarbeiter des Unternehmens mit Hauptsitz in Berlin. Die Aktiengesellschaft hob in einem Verkaufsprospekt hervor: „Lüdersdorf bietet neben einer Sparkasse, Ärzten, Kindergärten und Schulen sowie Einkaufsmöglichkeiten alle erforderlichen Infrastruktureinrichtungen einer großen Gemeinde.“ Weitere Vorteile seien die Nähe von Lübeck und Hamburg und der Autobahnzubringer. Den Start der Erschließungsarbeiten in Wahrsow dürften viele Menschen mitbekommen haben – wenn auch nur indirekt. Die Hauptstraße in Wahrsow war in den Winterferien tagelang gesperrt, um das künftige Wohngebiet an Versorgungs- und Entsorgungsleitungen anzuschließen. Bis zu 50 neue Bauplätze in Lüdersdorf: So weit ist es im geplanten Wohngebiet „Leben am Lüdersdorfer Graben“ noch nicht. Dort werden bis zu 50 Grundstücke voraussichtlich im Frühjahr 2022 bebaubar sein. Wie viele sind noch zu haben? „Wir haben keines mehr frei“, antwortet Michiel Ros, Geschäftsführer der ROS Projektentwicklung GmbH mit Sitz im niedersächsischen Döhle. Die Parzellen am westlichen Ortsrand von Lüdersdorf liegen größtenteils auf einem ehemaligen Technikstützpunkt der LPG. Auf dem Gelände des künftigen Wohngebiets „Wahrsow-Wiesen“ existierte zur DDR-Zeit eine Maschinen-Traktoren-Station (MTS). 1952 bekam sie den ersten Mähdrescher im Kreis Grevesmühlen, einen „Stalinez 4“ aus sowjetischer Produktion. Weitere Maschinen-Traktoren-Stationen gab es in Dassow, Schönberg, Grevesmühlen, Kalkhorst, Goldbeck und Testorf. Ihre Zeit endete mit der Übergabe von Maschinen und Traktoren an die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ab 1959. Die MTS wurden zunächst in Reparaturtechnische Stationen (RTS) umgewandelt und ab 1963 zu Kreisbetrieben für Landtechnik (KFL) zusammengefasst. Nach den Grenzern kamen Asylsuchende: Nach dem Ende der MTS „Hof Wahrsow“ ging das Gelände an die Grenztruppen über. Sie richteten dort die Instandsetzungskompanie 6 des Grenzregiments „Hans Kollwitz“ ein. Zwei Jahre nach dem Fall der Mauer zogen Asylsuchende ins Haupthaus. Diese letzten verließen 2004 das Objekt. Lesen Sie auch Stadt Schönberg unterzeichnet digital Vertrag für neues Baugebiet Dassow: Hier gibt’s bald neue Baugrundstücke Klützer Winkel: Hier soll neuer Wohnraum entstehen Ein Jahr später bot das Bundesvermögensamt das mehr als drei Hektar große Gelände in Wahrsow samt Gebäuden zum Verkauf an. Die Immobilie kam bei den Norddeutschen Grundstücksauktionen unter den Hammer. Der Zuschlag erfolgte bei 76 000 Euro. Käufer war die „Design Bau AG“. Sie verschmolz 2013 mit der CD Deutsche Eigenheim AG. Bevor sie die alten Gebäude in Wahrsow abriss, errichtete sie neue Unterkünfte für Fledermäuse und Vögel. Das Unternehmen erfüllte damit eine Auflage der Naturschutzbehörde. Bauplätze bleiben auf absehbare Zeit ein rares Gut in der Gemeinde Lüdersdorf. Weitere große Wohngebiete sind nicht geplant. Über den Autor Von Jürgen Lenz