Mangelware Kitaplätze: Container soll helfen

Seit der Wende hat die Gemeinde Lüdersdorf ihre Einwohnerzahl mehr als verdoppelt. Günstige Baupreise lockten viele junge Lübecker in die östliche Nachbargemeinde. Sie bauten Häuser, gründeten Familien. Heute hat Lüdersdorf mehr als 5000 Einwohner. Was aber seit Jahren fehlt, sind ausreichende Krippen- und Kitaplätze. In den kommenden zwölf Monaten liegt der Bedarf zurzeit bei mehr als 100, sagt Anke Lüttgens-Voß, stellvertretende Verwaltungsbeamte beim Amt Schönberger Land. Auf Druck des Kreises Nordwestmecklenburg soll die Gemeinde 12 Krippen- und 27 Kitaplätze schaffen. Die Frage ist nur, wo ein provisorischer Kita-Container aufgestellt werden soll. Darüber diskutieren Lüdersdorfs Gemeindevertreter seit Monaten. Die ursprüngliche Idee: neben der Kita Peermoor in der Bahnhofstraße. Da spielte das Forstamt Schönberg aber zunächst nicht mit. Begründung: Der Abstand zwischen Kita und Wald beträgt nicht die vorgeschriebenen 30 Meter. Deshalb kamen andere Standorte ins Spiel. Auf dem Gelände der Schule in Wahrsow und gegenüber des alten Zollhauses. Das Problem in Alt-Herrnburg: die Kosten für Container, Strom, Wasser und Abwasser, Parkplatz, Spielplatz, Zaun und die Erschließung des Grundstücks würden mehr als 100000 Euro betragen. Für die klamme Gemeinde Lüdersdorf ist das zu viel. Das hat Bürgermeister Erhard Huzel (CDU) auch Kerstin Weiß (SPD) deutlich gemacht. Bei einem Treffen mit der Landrätin und anderen Leuten von Kreis, Amt Schönberger Land, Diakonie und Forstamt stellte sich nun die ursprünglich diskutierte Variante bei der Kita Peermoor doch als die beste heraus. Gegen die Übergangslösung hat auch das Forstamt Schönberg mittlerweile keine Bedenken mehr. Am Dienstag bei der Gemeindevertretersitzung warb Huzel deshalb für den Container neben der Kita Peermoor, die in Trägerschaft der Diakonie ist. Der Vorteil aus seiner Sicht: „Das Grundstück gehört der Gemeinde und der Aufwand für diese Lösung dürfte bei weitem günstiger sein als gegenüber des alten Zollhauses.“ Wie viel genau, ist allerdings noch unklar. Bürgermeister Huzel sprach sich deshalb für eine Deckelung der Ausgaben aus. „Dann würden wir in diesem Jahr wohl noch was hinkriegen.“ Ziel ist, dass die zusätzlichen 39 Plätze ab Oktober zur Verfügung stehen. Ernst Vogler (CDU) sprach sich dagegen aus, „dieses Provisorium zu errichten.“ Ohne genaue Kosten sei ihm das ein „zu großes finanzielles Abenteuer.“ Vogler warnte davor, das Geld der Gemeinde leichtfertig auszugeben. Frank Sadler (Bürger für Lüdersdorf) kritisierte, dass die Gemeinde seit Jahren nicht richtig auf den Bauboom reagierte. „Sie hat in den vergangenen zehn bis 15 Jahren einfach verschlafen, ausreichend Kitaplätze zu schaffen.“ SPD-Gemeindevertreter Hans-Peter Schulz stimmte Sadler zu, sagte, dass „man der sozialen Infrastruktur“ immer hinterher gelaufen sei. Den entscheidenden Vorschlag machte Volker Thiel (CDU). Er sprach sich für eine feste Summe von 1200 Euro pro Krippen- und Kitaplatz aus. Macht bei 39 Kindern also 46 800 Euro. Eine Idee, mit der sich die meisten Gemeindevertreter anfreunden konnten. Sollte der Container sogar Platz für mehr als 39 Kinder bieten, beteiligt sich die Gemeinde mit maximal 50 000 Euro. Mehr soll der provisorische Kindergarten nicht kosten. Schon bald soll es in der Gemeinde nämlich eine ganz neue Kita geben: Die Diakonie will ein Gebäude für 24 Krippen- und 45 Kindergartenkinder errichten. DREI FRAGEN AN... 1 Was sagen Sie zum Vorwurf, die Gemeinde hat es in den vergangenen 15 Jahren verschlafen, ausreichend Kitaplätze zu schaffen? In jener Zeit hat die Gemeinde nicht nur eine neue Einrichtung mit 24 Krippenplätzen geschaffen, sondern auch die Kita Wahrsow modernisiert. Dadurch sind zusätzliche Plätze entstanden. Weitere Plätze sind bei neuen Tagesmuttereinrichtungen entstanden, die wir unterstützt haben. Zum anderen ist in der Zeit der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab drei Jahren verankert worden, zeitgleich wurde der Betreuungsschlüssel herabgesetzt. Heißt: Eine Einrichtung mit vier Gruppen konnte mal 72 Kinder betreuen, heute nur noch 60. Finanzielle Mittel, um die Folgen der Änderungen aufzufangen, gab es nicht. 2 Woran liegt es, dass in den kommenden zwölf Monaten bis zu 100 Kitaplätze fehlen? Die Gemeinde ist in die Jugendhilfeplanung des Landkreises eingebunden. Kapazitätserweiterungen finden also stets in Abstimmung mit dem Landkreis statt. Das ist wichtig, damit in benachbarten Orten nicht zu viele Plätze entstehen, die zwar kurzfristig erforderlich erscheinen, mittel- und langfristig aber nicht bestandssicher sind. Kurzfristige Engpässe kann es also geben. 3 Was tut die Gemeinde, um die gesetzlich vorgeschriebenen Kitaplatz anbieten zu können? Wir schaffen in Abstimmung mit den Trägern und dem Landkreis, die Übergangslösung mit 12 Krippen- und 27 Kitaplätzen. Außerdem soll ein Neubau mit 24 Krippen- und 45 Kitaplätzen entstehen. Dies entspricht der Jugendhilfeplanung für die Gemeinde. so Steffen Oldörp

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