Nach dem Großbrand bei Hansano: So steht es um die Molkerei

Ende November legte ein Feuer in einem Technikraum in der Upahler Molkerei die komplette Produktion lahm. Mehr als 70 Feuerwehrleute waren über mehrere Stunden im Einsatz, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Bis heute ist unklar, wodurch der Brand entstanden ist. Tatsache ist, dass es Probleme bei der Alarmierung gegeben hat. Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren berichten, dass bei ihrem Eintreffen die angrenzenden Räume bereits völlig verqualmt gewesen seien und das Feuer schon längere Zeit gebrannt haben müsse. Warum der Vorfall erst so spät bemerkt worden ist, ist Teil der Untersuchungen durch die Staatsanwaltschaft. Durch das Feuer war es zu einem massiven Stromausfall gekommen, durch den die Produktion der modernen Molkerei vollständig ausfiel. Inzwischen läuft die Produktion wieder in weiten Teilen, die wichtigsten Fragen beantwortet Unternehmenssprecher Marcus Teubner: OZ: Wie viele Produktionslinien laufen bereits? Marcus Teubner: Aktuell laufen wieder 11 von insgesamt 16 Produktionslinien. Damit können wir nun 80 Prozent unserer Artikel wieder in Upahl herstellen. Dank des außerordentlichen Einsatzes der Arla-Mitarbeiter vor Ort ist es in kürzester Zeit gelungen, die Produktion seit dem 27. November schrittweise wieder aufzunehmen. Bis wann wird das Werk wieder bei 100 Prozent ankommen? Bis Weihnachten wird das Werk wieder die volle Produktionskapazität haben. Welche Produkte sind von dem Ausfall vor allem betroffen? Alle Produkte waren betroffen: Skyr, Quark, Trinkmilch, Sahne und Joghurt. Nun werden bis auf Joghurt wieder alle Produkte hergestellt. Die Joghurtproduktion ist in Teilen am Donnerstag gestartet und komplett ab kommender Woche. Erste Produktionslinien waren bereits am 27. November, eine Woche nach dem Brand, wieder angelaufen. Gibt es schon Hinweise, wie es zu dem Brand im Serverraum kommen konnte? Nein, bisher haben wir keine Erkenntnisse darüber, wie es zu dem Brand im Technikraum kommen konnte. Die Untersuchungen hierzu werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Waren die Mitarbeiter, die vom Ausfall betroffen waren, in Kurzarbeit? Nein, die Mitarbeiter sind bei Lohnfortzahlung für kurze Zeit zu Hause geblieben. Wie hoch ist der Schaden, der durch den Brand und den Produktionsausfall entstanden ist? Der Sachschaden im Werk infolge des Brandes liegt bei rund vier bis sechs Millionen Euro. Teilweise konnten wir die Produktion einzelner Produkte wie zum Beispiel Skyr und Sahne in andere europäische Arla-Werke verlagern oder auf Lagerbestände zurückgreifen, zum Beispiel bei der Arla Bio Weidemilch, und damit den Produktionsausfall begrenzen. Zur Höhe des Produktionsausfalls können wir keine Angaben machen. Für rund 200 Millionen Mark entstand unmittelbar nach der Grenzöffnung die ehemals modernste Molkerei im Norden auf der sogenannten „grünen Wiese“ in Upahl. Hansano hatte sich für den Standort entschieden im Hinblick auf den Bau der Bundesautobahn 20. 1995 eröffnet Hansa-Milch das Werk in Upahl. Der Standort in Lübeck an der Fackenburger Allee sei nicht mehr zu halten gewesen, hieß es aus der Meierei. Die Suche nach einem neuen Standort in Schleswig-Holstein scheiterte. Auch weil die alten Bundesländer angesichts der Förderung in MV nicht mehr mithalten konnten. 2003 wurde der Molkereibetrieb ausgegliedert und auf die Hansa-Milch AG als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Genossenschaft übertragen. 2005 kam es zum Zusammenschluss mit der Molkerei Karstädt, 2010 zur Kooperation mit der Meierei Trittau. Anfang 2011 wurde die Fusion mit Arla Foods vollzogen. 2012 wird aus der Hansa-Milch AG die Arla Foods Deutschland GmbH, Niederlassung Upahl. 460 Mitarbeiter sind heute in Upahl beschäftigt. Was sind die Lehren, die das Unternehmen aus diesem Vorfall zieht? In der Folge des Brandes werden in allen Arla Werken weltweit die Informations- und Notfallpläne geprüft. Zudem findet eine Überprüfung aller Brandmeldesysteme statt. Wie sichert Arla ab, dass sich solch ein Vorfall nicht wiederholt? Grundsätzlich hat Arla in all seinen Werken weltweit höchste Sicherheitsstandards und entsprechende Notfallpläne. Diese werden nun nochmals überprüft und falls nötig weiter verbessert. Von Michael Prochnow