Noch mehr Saisonkräfte in Beckerwitz?

Womit sich im Sommer insgesamt rund 200 Arbeitskräfte dort aufhalten, denn sie wohnen auch in den vorhandenen Reihenhäusern und im ehemaligen Gutshaus. Nun ist die Bürgeriniative wieder hellhörig geworden. Denn der Eigentümer hat für diese beiden Gebäude eine Nutzungsänderung beantragt — als „Unterkünfte für den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb“. Die Gemeinde Hohenkirchen sollte in ihrer Sitzung dazu ihr gemeindliches Einvernehmen erteilen — konnte sie allerdings nicht, weil von 13 nur fünf Gemeindevertreter anwesend und sie somit nicht beschlussfähig waren. Die Bürgerinitiative befürchtet nun, dass mit der Nutzungsänderung dem Bau weiterer Unterkünfte auf dem Areal Tür und Tor geöffnet werden, sagt Sprecher Wolfgang Wenke. „Wenn die Änderung durchgeht, sind das keine Wohnhäuser mehr, sondern es ist eine landwirtschaftliche Betriebsstätte. Das heißt, alles ist erlaubt, es könnten Hallen gebaut werden und weitere Unterkünfte.“ Schon mit dem Neubau, so kritisierte die Bürgerinitiative von Anfang an, würde die Anzahl der Saisonkräfte auf ein Maß steigen, das den Einwohnern nicht mehr zuzumuten sei. Die ehemalige Gutsanlage liegt quasi mitten im Beckerwitzer Wohngebiet. Die Bürgerinitiative erwartet im Interesse der betroffenen Einwohner, dass die Gemeinde ihr Einvernehmen versagt. Wie Jan van Leeuwen, Betriebsleiter des Erdbeerhofes Glantz, sagte, ist diese Nutzungsänderung eine Forderung der zuständigen Baubehörde des Landkreises. „Wir nutzen das Reihenhaus und das Gutshaus ja schon seit Jahren für unsere Arbeitskräfte.“ Peter Hamouz, Sachgebietsleiter Bauaufsicht beim Landkreis, erklärte: „Hier wurden Wohnhäuser als Unterkünfte genutzt, das ist eine Rechtswidrigkeit.“ Daher sei die Änderung notwendig. Die von Eigentümer Enno Glantz eingereichten Unterlagen würden derzeit geprüft. „Dabei haben wir festgestellt, dass keine Genehmigungsfähigkeit vorliegt“, so Hamouz. Denn laut Arbeitsstättenverordnung müssen pro Person gut sechs Quadratmeter Aufenthaltsraum zur Verfügung stehen. Das ist nicht gegeben. „Wir werden das dem Antragsteller so mitteilen“, sagte der Sachgebietsleiter. Laut Antrag sei in beiden Häusern die zulässige Belegung um 30 Prozent überschritten. Die Anzahl der Bewohner müsste reduziert werden, um die Richtlinien der Arbeitsstättenverordnung einzuhalten. Wird die Nutzungsänderung genehmigt, heißt das jedoch nicht, dass auf dem Gelände nach Belieben weitere Unterkünfte neu gebaut werden können, erklärt Peter Hamouz hinsichtlich der Befürchtungen der Bürgerinitiative. „Wir würden das planungsrechtlich prüfen, auch, ob das Gebäude in die jetzige Bebauung passt.“ Als sich der Bauausschuss mit den beiden Anträgen beschäftigte, um eine Empfehlung für die Gemeindevertretung zu geben, schmiss dieser das Handtuch. Ausschussmitglied Gerd Peplau sah Arbeitsschutzrichtlinien verletzt, bezeichnete das Belegungskonzept als nicht zumutbar. Der Ausschuss sah sich nicht in der Lage, aufgrund der vielen und zum Teil sich widersprechenden Informationen die Anträge zu beurteilen. Auch die Belegungszahlen, die im Antrag genannt wurden, waren widersprüchlich. So war zum Beispiel von maximal 24 Personen in dem neu erbauten Gebäude die Rede, das ist jedoch für 85 Arbeitskräfte bestimmt. Als Gesamtzahl für alle drei Gebäude wurden nur 90 Personen genannt, für das Gutshaus höchstens 32 und für die Reihenhäuser 34 Personen. Christel Ros

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