Nordwestmecklenburg: Breitbandausbau verzögert sich erneut

Vom schnellen Internet entfernt sich Nordwestmecklenburg immer weiter. Nachdem sich der Ausbau bereits im Sommer um neun Monate auf Herbst 2021 als Ende der Arbeiten verschoben hatte, hat die Wemacom, die den Zuschlag erhalten hatte, jetzt eingeräumt, den neuen Termin nicht einhalten zu können. Ein konkretes Datum für die Fertigstellung des Ausbaus gibt es aktuell nicht. Ende kommenden Jahres wird als grobes Ziel genannt. Am Donnerstag wurde der Kreistag von Nordwestmecklenburg unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Verzögerung informiert, am Freitag es gab das Unternehmen schließlich öffentlich bekannt. Als Grund nennt Wemacom die erheblichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften, die die Arbeiten deutlich erschweren und sogar teilweise unmöglich machen würden. Arbeitskräfte aus dem Ausland mussten zurück: Zu erheblichen Einschränkungen sei es demnach in den Bereichen Tiefbau und Montage infolge der Einreisebeschränkungen aus anderen Bundesländern und dem europäischen Ausland gekommen. „Die europäischen Tiefbau-Unternehmen, die für die Wemacom im Einsatz sind, mussten ihre Arbeitskräfte aufgrund der Grenzschließungen teilweise zurückholen. Auch die regionalen Unternehmen waren und sind noch immer von starken Einschränkungen betroffen“, berichtet Volker Buck, Geschäftsführer der Wemacom. Um das Risiko einer Ansteckung von Mitarbeitern und Kunden zu reduzieren, seien der Hausanschlussbau sowie Arbeiten an der Verkabelung innerhalb von Gebäuden vollständig ausgesetzt worden. Teilweise Lieferstopp für Tiefbaumaterial: Daher habe auch ein Großteil der Hausanschlussbegehungen nicht durchgeführt werden können, teilt das Unternehmen weiter mit. So hätten die Maßnahmen dazu geführt, dass Materiallieferungen nicht möglich waren. „Bei denen für Leerrohre, Glasfaser, Kabelverzweiger, Multifunktionsgehäuse, Schächte und Muffen kam es zum Teil zum Stopp oder zur Reduzierungen der Produktion.“ Lesen Sie auch: Verwirrung um Breitbandausbau: Energieministerium verkündet erste Erfolgsmeldung für NWM Laut Geschäftsführer Buck seien sowohl im Tiefbau- und Montagebereich, vor allem aber bei den Hausbegehungen und beim Hausanschlussbau die Leistung massiv eingeschränkt worden. Dennoch werden die Arbeiten vor allem im Tiefbau weiter fortgesetzt. Laut Wemacom seien 1500 Kilometer Trasse gebaut worden, etwa 620 Kilometer seien bereits mit Glasfaserkabel ausgestattet worden. Fast 6000 zusätzliche Haushalte können profitieren: Wie das Unternehmen weiter erklärt, seien in den vergangenen Wochen zusätzliche Fördermittel für den Breitbandausbau in Nordwestmecklenburg beantragt worden. Konkret geht es dabei um fast 6000 Anschlüsse. „Sollte der Fördermittelgeber die Mittel bewilligen, können 5980 zusätzliche Hausanschlüsse die Chance auf einen geförderten Glasfaseranschluss erhalten“, erklärt Volker Buck. Lesen Sie auch: Nordwestmecklenburg: Darum verzögert sich der Breitbandausbau um mindestens neun Monate Damit könnte die Anzahl der förderfähigen Glasfaser-Hausanschlüsse im Landkreis Nordwestmecklenburg auf rund 36 000 steigen. Die 5980 Hausanschlüsse würden nach Bewilligung der Fördermittel im Anschluss an die derzeit laufenden Arbeiten ausgebaut werden. Die Planungsphase für die zusätzlichen Hausanschlüsse soll im April 2021 starten. Ab Juli 2022 könnten im günstigsten Fall die Kunden Glasfaser nutzen. Allerdings läuft der Förderantrag bereits seit Anfang Juni. Warum bis heute keine Antwort vorliegt, dazu gibt es keine Informationen. 60 000 Haushalte gibt es in NWM: Nur etwas mehr als die Hälfte der insgesamt 60 000 Haushalte in Nordwestmecklenburg ist derzeit förderfähig. Rund 36 000 Kunden fallen darunter. Und wie eine Anfrage der OZ ergeben hatte, hatten bei der letzten Erhebung nur etwa 60 Prozent der 36 000 Kunden einen Antrag auf einen Glasfaseranschluss gestellt. Lesen Sie auch: Glasfaseranschlüsse in Nordwestmecklenburg: Das sind die neuen Preise der Wemacom Denn um an das Breitbandnetz angeschlossen zu werden, müssen die Kunden den Anbieter wechseln und einen Vertrag über mindestens zwei Jahre mit der Wemacom abschließen. 190 Millionen Euro hatte der Bund als Fördermittelgeber für den aktuellen Ausbau zur Verfügung gestellt. Lesen Sie auch Boltenhagener Dünenpromenade: Wie 2010 alles begann Freibad Grevesmühlen: Krönender Abschluss einer bescheidenen Saison Schönbergerin erfolgreich als Erzählkünstlerin Von Michael Prochnow