Pastorin aus Berufung und für Gotteslohn

Monika Prien mag Menschen. Das merkt der Besucher sofort. Sie ist Menschen zugewandt, geht auf sie zu. „Sie pilgert im Namen Gottes“, sagt eine Kollegin über die 72-Jährige, die seit 2006 in Selmsdorf wohnt. Andere nennen sie „Die wandelnde Nordkirche“, denn Monika Prien hat sowohl im östlichen Teil der heutigen Landeskirche gearbeitet als auch im westlichen. „Ich war jetzt 25 Jahre Gemeindepastorin“, sagt sie. Morgen verabschiedet sich die Kirchengemeinde Dassow von ihr. „Wahrscheinlich ist es meine letzte Stelle als Gemeindepastorin“, sagt Monika Prien. Zu spüren ist: Der Abschluss eines wichtigen Lebensabschnitts, der sie geprägt hat, macht sie traurig. Aber sie ist für die Zeit auch dankbar. Pastorin zu sein, ist für Monika Prien kein Job, sondern eine Berufung, der sie gerne folgt. Finanziell hatte sie davon nichts. Die 25 Jahre arbeitete sie fast durchweg ehrenamtlich — für Gotteslohn. Ein Zeichen des Dankes erhielt sie unlängst von Bundespräsident Joachim Gauck. Er lud sie zum Ehrenamtsempfang auf Schloss Bellevue ein. Vor drei Wochen war Monika Prien dort. Bereits 2004 zeichnete die Zeitschrift „Funkuhr“ sie wegen des langjährigen Engagements als „Frau des Jahres“ aus. Nun sitzt Monika Prien im Wohnzimmer des schmucken Bungalows, in dem sie mit ihrem Mann, dem Theologen und Geschichtsexperten Hans-Jürgen Prien, wohnt. Sie erzählt von der Zeit, in der sie als Tochter eines Pastors in der Mark Brandenburg aufwuchs. Sie war, wie viele Pastorenkinder, Repressalien und Demütigungen in der Schule ausgesetzt. 1959 flieht sie nach West-Berlin. In Hamburg holt sie das Abitur nach. Von 1961 bis 1965 studiert sie in der Hansestadt Theologie. In einer Vorlesung für Kirchengeschichte lernt sie ihren späteren Mann kennen. 1965 heiraten die beiden. Ihr Sohn ist noch sehr klein, als sie nach Brasilien ziehen, wo Hans-Jürgen Prien Kirchen- und Dogmengeschichte lehrt. 1986 wird er zum Professor für Kirchengeschichte an der Universität Marburg berufen. 1992 wird er Professor für iberische und lateinamerikanische Geschichte in Köln. Ihm folgend, arbeitet seine Frau zunächst als Pastorin in Marburg, später in Köln, dann in Lübeck, in Selmsdorf und Herrnburg, in Kalkhorst/Elmenhorst, in Dassow. Immer ehrenamtlich. Was motiviert sie? Monika Prien überlegt einen Moment. Dann antwortet sie: „Für mich ist das Schönste, Hausbesuche zu machen, weil ich denke: Die Kirche muss auch zu den Menschen gehen.“ Und sehr schön für sie sei, „wenn ordentlich Leben in der Kirche ist — Jung und Alt.“ Gottesdienste mit Kindern mag Monika Prien besonders. Aber auch bei Beerdigungen hat sie wichtige Erfahrungen gemacht und Schlüsse gezogen. Einer lautet: „Man kann gut Menschen trösten, wenn man an ihrer Seite steht.“ Einem Besucher legt sie an diesem Tag beim Abschied kurz die Hand an den Arm. Sie mag Menschen. Ihr Abschiedsgottesdienst beginnt morgen um 10 Uhr in der Sankt-Nikolai-Kirche in Dassow. Monika Prien hofft, dass es kein endgültiges Ende ihrer Aufgabe als Pastorin ist. Sie sagt: „Vertretung kann ich immer noch machen.“ Der Nachfolger in Dassow Ekkehard Maase ist der neue Pastor in Dassow. Als Pfarrstellenbewerber hielt der 49-Jährige am 25. August einen Vorstellungsgottesdienst in der Sankt-Nikolai-Kirche. Er arbeitete jahrelang als Pastor in Pinneberg und als Vorsitzender des Kreisjugendrings. Als Beauftragter der Nordkirche war Ekkehard Maase für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg tätig. Er bildete das Bindeglied zwischen der gastgebenden Landeskirche und der Großveranstaltung, die im Mai rund 130 000 Menschen besuchten. jl Für mich ist das Schönste, Hausbesuche zu machen, weil ich denke: Die Kirche muss auch zu den Menschen gehen.“Monika Prien, ehrenamtliche Pastorin Jürgen Lenz

Selmsdorf/Dassow - Pastorin aus Berufung und für Gotteslohn