Regeln für Boltenhagens Kaffeegärten

Die von der Gemeinde gewünschte Regelung des Betriebs der Boltenhagener Kaffeegärten scheint kein Ende zu finden. Bereits 2008 wurde darüber diskutiert, den Bebauungsplan für den Bereich zwischen Strand- und Mittelpromenade zu ändern, um klare Regeln für die Ausmaße und die Art möglicher Bebauung in der Außengastronomie festzusetzen. Noch immer beschäftigen sich Planer mit diesem Thema und noch ist kein endgültiger Beschluss der Gemeindevertreter in Sicht. Zwischen der Strand- und der Mittelpromenade in Boltenhagen befindet sich ein Streifen, der die größte Grünanlage des Ostseebades darstellt. Teilweise gilt er wegen seines stellenweise alten Baumbestandes als Wald, große Teile sind als Park deklariert. Gastronomische Betriebe an der Mittelpromenade wie das Hotel John Brinckman, die Villa Seebach oder auch die Kleine Büdnerei nutzen Teile der Grünfläche von Frühjahr bis Herbst für ihre Außengastronomie. Die Gemeinde möchte einerseits die Parkanlage erhalten und positiv entwickeln. Andererseits soll auch sichergestellt werden, dass die bestehende Außengastronomie ihre Qualität beibehält und sich weiterentwickelt. Im bisher gültigen Bebauungsplan ist der Bereich lediglich als öffentliche Grünfläche festgesetzt, die als Parkanlage beziehungsweise Minigolfanlage genutzt werden kann. Es gibt theoretisch eigentlich keine Rechtssicherheit für die Außengastronomie. Eine Ausnahme bildet der Kaffeegarten des Hotels John Brinckman, für den es eine Baugenehmigung gibt. Für alle anderen Kaffeegärten soll durch die Änderung eine planungsrechtliche Grundlage geschaffen werden. Die meisten Einwände zu den gewünschten Planänderungen hat aktuell die Forstbehörde. Sie hat zum Beispiel festgelegt, dass vor dem Hotel John Brinckmann die Grünanlage als Wald anzusehen ist. Das bedeutet: Was schon vorhanden ist, hat Bestandsschutz. „Aber wir könnten uns nicht weiter entwickeln“, sagt Hotelchefin Claudia Wunderlich. Sie hatte Pläne, den Kaffeegarten parkartiger zu gestalten, Rhododendren zu pflanzen. Doch daraus wird jetzt eventuell nichts werden. Auch die Villa Seebach, deren Rosengarten das Bild des Fachwerkhotels prägt, wird sich nach Aussage des Planers im Außenbereich nicht maßgeblich weiterentwickeln können. „Dort sind schon mehr als die erlaubten 35 Prozent der Fläche versiegelt“, sagte der Planer jetzt im Bauausschuss. Allerdings würde das vorhandene Freilichttheater des Hotels im Plan aufgenommen und dadurch auch rechtliche Sicherheit haben. In anderen Bereichen gebe es durchaus die Möglichkeit, Außengastronomie noch zu entwickeln. Gebäude will die Gemeinde nur als kleine Funktionsgebäude zulassen, die zur Lagerung oder zur Vorbereitung von Speisen dienen. Bauausschussmitglied Christiane Meier (sachkundige Einwohnerin) hatte in der Sitzung angeregt, genauere und strengere Vorgaben für die Gestaltung solcher Funktionsgebäude zu machen. Der Ausschussvorsitzende Michael Steigmann (Die Linke) ergänzte: „Wenn dann etwas nicht zum Plan passt muss es weg oder verändert werden.“ Auch die Art, wie Terrassen gepflastert werden und die Art der Bestuhlung könne man festlegen. Der beauftragte Planer der Wagner Planungsgesellschaft in Rostock wies darauf hin, dass solche Einschränkungen Probleme für die Gastronomen bringen können. Er empfahl, die Kurverwaltung in solche gestalterischen Entscheidungen mit einzubeziehen. Großen Handlungsbedarf zur Regulierung sieht der Landkreis im Bereich des Restaurants Zur Düne und der angrenzenden Imbissbetriebe. „Es gab die Frage, warum der Bereich nicht in der Planänderung enthalten ist“, gab der Planer weiter. Die Entwicklung dort sei dermaßen in die falsche Richtung gelaufen, dass es über den jetzt behandelten Bebauungsplan nicht zu regulieren wäre, wurde ihm aus dem Bauausschuss geantwortet. Rechtssicherheit Mehr als ein halbes Dutzend Kaffeegärten gibt es zwischen der Mittel- und der Strandpromenade. Sie gehören in der Regel zu Restaurants oder Hotels. Doch sie haben einen Schönheitsfehler: Kein einziger ist genehmigt, sie werden nur stillschweigend geduldet. Seit mehr als zehn Jahren versucht die Gemeinde diesen Missstand zu beheben. Die Planungen hatte die Gemeinde bereits aufgenommen, vor einigen Jahren aber wieder abgebrochen. Inzwischen besteht Handlungsbedarf, weil der Landkreis einen großen Teil der vorhandenen Außengastronomie nach Lage der rechtsgültigen Bebauungspläne schließen lassen könnte. Das möchten auch Boltenhagens Politiker nicht. Rein rechtlich darf der Streifen zwischen Strand- und Mittelpromenade nur als Park und an der vorhandenen Anlage für Minigolf genutzt werden. Malte Behnk

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