Riesiger Weihnachtsbaum: Transport von Herrnburg nach Schönberg

Herrnburg, 26. November morgens um 8.17 Uhr: Der Linienbus darf noch durch. Danach sperren Männer die Straße. Zwei Stunden fährt hier niemand lang. Ein 75-Tonnen-Kran steht auf Höhe des Hauses Krüzkamp 37. Der Verein „Unternehmen für Schönberg“ hat ihn gemietet und die Aktion minutiös vorbereitet. Es geht darum, eine riesige Nordmanntanne über das Haus zu hieven. In wenigen Stunden soll sie als Weihnachtsbaum auf dem Markt in Schönberg stehen. Jetzt steht sie noch im Garten der Familie Swidersky. „Ich habe den Baum 2004 von meinem Vater geschenkt bekommen“, berichtet Viola Swidersky. Ihre Familie schmückte die Tanne, bis sie fünf Meter hoch war – etwa halb so hoch wie heute. Dann wurde der Baum zu groß. Er breitete sich immer weiter aus, wuchs über die Terrasse. Im Sommer las Viola Swidersky, dass der Unternehmenverein in Schönberg einen Weihnachtsbaum sucht. Vereinsgeschäftsführer Andreas Behn und der Schönberger Garten- und Landschaftsbauunternehmer Hans-Jürgen Wilken sahen sich das prächtige Exemplar an und fanden es geeignet. Bildergalerie: Ein Baum auf dem Weg nach Weihnachten Weihnachtsbaum auf Autotransporter: Um 8.25 Uhr fährt der 75-Tonner vor dem Haus der Familie Swiderky seinen Teleskopkran aus. Kurz darauf hat er die Nordmanntanne am Haken. Jetzt greift Hans-Jürgen Wilken zur Motorsäge. In einer Minute hat er den Stamm durchtrennt. Kranführer Frank Schröder drückt auf einen Hebel, der Kran bewegt sich nach oben, die Nordmanntanne schwebt. Schröder transportiert sie in luftiger Höhe Richtung Straße. Dort warten Mitarbeiter des Bosch Service Lau mit einem Autotransporter. Sie werden den Baum nach Schönberg fahren. Andreas Behn beobachtet, wie die Männer die Tanne festzurren. Er erklärt: „Wir haben eine Genehmigung für die Sperrung und den Transport.“ Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr in Mecklenburg-Vorpommern hat zugestimmt. Sieben Betriebe gründeten am 7. September 2011 den Verein „Unternehmen für Schönberg“: Palmberg Büroeinrichtung und Service, Mebak Metallbau, Bosch Service Lau, SZ-Bau, TLB-Haustechnik, Garten- und Landschaftsbau Wilken und die Bäckerei Schwabe. Später gesellten sich Brillen-Becker und der Profi-Baumarkt Schönberg dazu. Die erklärten Ziele des Vereins: das Freizeitangebot in der Stadt fördern, sie attraktiver machen und finanziell entlasten. Das Motto lautet: „Wir machen uns stark für Schönberg.“ Beim Antrag half die Firma HN-Krane. Sie hat Erfahrung in solchen Sachen. Der 1993 in Groß Schwaß (Landkreis Rostock) gegründete Betrieb arbeitet mittlerweile in ganz Norddeutschland. Für die Weihnachtsbaumaktion in Herrnburg und Schönberg stellt er den Kran und ein Begleitfahrzeug. Nordmanntanne wiegt über eine Tonne: Nun heißt es für Familie Swidersky Abschied nehmen von ihrer Nordmanntanne. Frank Schröder hat sie mit Hilfe der Krantechnik gewogen. „Sie wiegt eine gute Tonne“, sagt er. Viola Swidersky freut sich, dass der Verein „Unternehmen für Schönberg“ den Transport des Baums mit einer Spende verbindet. Das Geld kommt dem Förderverein der Kirchengemeinde Herrnburg zugute. „Es ist für die Restaurierung des Altaraufsatzes aus dem 14. Jahrhundert“, erklärt Viola Swidersky. Sie ist die Vorsitzende und sagt: „Wir freuen uns auf neue Mitglieder.“ Jetzt fährt der Autotransporter in Richtung Schönberg. Nach 30 Minuten hat er den Markt erreicht. Frank Schröder, Hans-Jürgen Wilken und seine Mitarbeiter stellen den Schönberger Weihnachtsbaum auf. Es ist vollbracht. Lesen Sie auch: Corona: Weihnachtsmärkte im Schönberger Land fallen aus Schönberger Verein pflanzt Blumen: Stimmungsaufheller in der Krise Hintergrund der Aktion: Seit 2013 lädt der Unternehmenverein alljährlich zum Lichterbaumfest auf den Marktplatz ein. In den vergangenen Jahren spielten Musiker, Kinder sangen und eine Feuershow unterhielt das Publikum. „Ziel ist, die Gemeinschaft der Schönberger Bürger zu stärken, indem man etwas gemeinsam feiert“, erklärte Andreas Behn vor einem Jahr auf dem Markt. Diesmal fällt das Lichterbaumfest wegen Corona aus – wie alle anderen Feste auch. Für einen prächtigen Weihnachtsbaum haben der Unternehmenverein und seine Unterstützer aber wieder gesorgt. Andreas Behn sagt: „Wir glauben, dass der Weihnachtsbaum in diesem Jahr eine besondere Bedeutung hat, nämlich als wohltuendes Symbol für die von uns allen ersehnte, vertraute Normalität des Lebens.“ Der Schönberger hofft: „Irgendwann werden wir dann gemeinsam wieder feiern – auch, dass wir das Virus mit Verzicht, Solidarität und diszipliniertem Ertragen und Mittragen der notwendigen Maßnahmen bekämpft haben werden.“ Über den Autor Von Jürgen Lenz