Roduchelstorfer Feuerwehr abgemeldet

Die Feuerwehr Roduchelstorf steht möglicherweise vor einem Scherbenhaufen. Seit Ende Juni haben die Brandschützer keinen Wehrführer mehr. Stefan Teudes Amtszeit ist abgelaufen. Für weitere sechs Jahre an der Spitze steht er nicht zur Verfügung. „Er ist Dachdecker und beruflich stark eingespannt“, sagt Bürgermeisterin Petra Kassow. Teudes Entscheidung bedeutet für die kleine Wehr große Probleme. Bislang gibt es keinen Nachfolger. Der Gemeinde blieb deshalb nur eins: sie musste ihre Feuerwehr beim Amt Schönberger Land abmelden. Eigentlich, so schreibt es das Brandschutzgesetz vor, müsste innerhalb von drei Monaten ein neuer Wehrführer gewählt werden. „Das will aus Zeitgründen aber niemand machen“, bedauert Kassow. „Und zwingen können wir niemanden, Lehrgänge zu besuchen.“ Teudes bisheriger Stellvertreter kann nicht einspringen. Ihm fehlt die notwendige Qualifikation. Den Brandschutz für Roduchelstorf und Cordshagen hat jetzt die Feuerwehr Schönberg übernommen. Genau genommen hätte das schon am 1. Juli passieren müssen — als Teude kein Wehrführer mehr war. Schönbergs Wehrführer Jörn Stange wusste von den Problemen in der Nachbargemeinde bis zur Feuerwehrübung im Kirchturm vor elf Tagen aber noch nichts. Seine Antwort damals: „Es wäre ja schön, wenn mal jemand auf uns zukommen würde.“ Das hat das Amt inzwischen offenbar getan. Als Antwort auf OZ-Anfrage heißt es: „Der Brandschutz und die technische Hilfeleistung im Gemeindegebiet Roduchelstorf werden bis auf weiteres durch die FF Schönberg sichergestellt. Die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Roduchelstorf ist derzeit aktiv sehr bemüht, die Aufgaben des Brandschutzes zukünftig eigenständig durchzuführen.“ Das dürfte allerdings nicht einfach werden. Nach Angaben von Ex-Wehrführer Teude waren nur „sechs bis zehn“ Brandschützer aktiv in der Wehr. Laut Brandschutzgesetz muss der Landkreis die „öffentliche Anerkennung“ einer Feuerwehr entziehen, wie im Fall Damshagen vor Jahren geschehen, wenn die Mindeststärke nicht erreicht ist. Die liegt bei Feuerwehren mit Grundausstattung bei 13 aktiven Feuerwehrleuten plus Wehrführer und Stellvertreter. Hinzu kommt, dass das Führungspersonal so einer Wehr die notwendige Qualifikation haben muss. Wehrführer und Stellvertreter müssen mindestens den Gruppenführer- Lehrgang bestanden haben. Das Amt Schönberger Land war also gezwungen, in Roduchelstorf einzuschreiten, weil gleich zwei Forderungen des Brandschutzgesetzes nicht erfüllt waren. Eigentlich hätte Roduchelstorfs Bürgermeisterin Petra Kassow die Wahl des Stellvertreters wegen der fehlenden Qualifikation gar nicht zulassen dürfen. Spätestens nach der Wahl hätte das Amt Schönberger Land Widerspruch einlegen müssen. Doch das Amt scheint ein Auge zugedrückt zu haben. Nicht das erste Mal. Nach OZ-Informationen hatte der ehemalige Amtswehrführer des Amtes Schönberger Land, Kurt Steinbrück, auch keinen notwendigen Lehrgangsabschluss, als er zum Amtswehrführer ernannt wurde. Das Problem der kleinen Gemeinde Roduchelstorf. Sie wächst seit Jahren, immer mehr junge Leute mit Familie ziehen in das Dorf. Für viele stand nach Angaben von Bürgermeisterin Kassow jedoch der Bau eines Eigenheimes an erster Stelle. Für den Brandschutz blieb damit nur wenig Zeit. Deshalb fehlen vielen Mitgliedern die vorgeschriebenen Lehrgänge, um Verantwortung übernehmen zu können. Besonders ärgerlich dabei: Beim Nachwuchs sieht es gut aus. Zehn Jungen und Mädchen gehören zur Jugendwehr. Wie es mit ihnen weitergeht, ist vorerst fraglich. Bürgermeisterin Kassow: „Wenn wir ohne Wehrleiter sind, müssen wir uns was einfallen lassen.“ Eine Möglichkeit wäre eine Fusion — wie zwischen Pötenitz und Dassow vor gut einem Jahr. Steffen Oldörp

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