Schönberg schrumpft, Lüdersdorf wächst

Die Einwohnerzahl sank im fünften Jahr in Folge, während alle anderen großen Kommunen im Umland nun mehr Bürger haben als noch vor einem Jahr. „Es ist nicht gut“, sagt Schönbergs Bürgermeister Michael Heinze (Linke), während sein Amtskollege in Lüdersdorf, Erhard Huzel (CDU) sagen kann: „Ich freue mich, dass wir weiterhin wachsen.“ In Schönberg hatten im Jahr 1992 noch 4546 Frauen, Männer und Kinder ihren Hauptwohnsitz. Nun sind es 4327, teilte das Einwohnermeldeamt des Amtes Schönberger Land auf Anfrage mit. Vor einem Jahr gab es 35 Schönberger mehr. 220 Bürger zogen seitdem zu, 236 weg, 42 wurden geboren, 61 starben. Welche Gründe für den anhaltenden Einwohnerschwund sieht der Bürgermeister? „An den Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder an den Schulen kann es nicht liegen. Da sind wir gut bestückt“, antwortet Michael Heinze. Ziel sei : „Leute hier behalten und hinzugewinnen.“ Die Stadtvertreter seien derzeit dabei, sich darüber zu verständigen, wie zusätzliche Bauplätze für Wohnhäuser geschaffen werden können — und wo. Zusätzliche Bauplätze hat die Gemeinde Lüdersdorfer unlängst unweit des Landgrabens in Herrnburg geschaffen. Von den 43 Grundstücken sind bis jetzt 17 verkauft und sechs reserviert — „ein recht guter Wert“, sagt der Bürgermeister. Er hoffe auf eine zügige Bearbeitung von Bauanträgen im Bauordnungsamt des Landkreises, „damit die gewünschte Verjüngung für den Landkreis vollzogen werden kann.“ Die Gemeinde Lüdersdorf sei eine kinderfreundliche Kommune und arbeite daran, dass dies so bleibe. Mit einem Altersdurchschnitt von 38,3 Jahren gehört die Lüdersdorfer Bevölkerung zu den jüngsten in Mecklenburg-Vorpommern, liegt aber nicht mehr auf Platz eins. Nun an der Spitze: Hugoldsdorf (Landkreis Vorpommern-Rügen) mit 37,2 Jahren vor Selmsdorf mit 37,9 Jahren. In der nordwestmecklenburgischen Gemeinde wurden in den vergangenen zwölf Monaten deutlich mehr Menschen geboren als starben: 26 zu elf. Das Wanderungssaldo der Kommune im Speckgürtel von Lübeck ist dagegen erstmals seit vielen Jahren negativ. 183 Frauen, Männer und Kinder zogen in 2012 zu, 188 weg. Unterm Strich kommt Selmsdorf durch den Geburtenüberschuss auf ein Wachstum von 2725 Bürgern auf 2735. Die Bevölkerung der Gemeinde Lüdersdorf wuchs im selben Zeitraum bedingt durch einen Geburtenüberschuss und ein positives Wanderungssaldo von 5135 Menschen auf 5165. „Es spricht für die Attraktivität der Gemeinde“, sagt Erhard Huzel. Man könne in der Kommune aber auch gut alt werden. 25 Besuche habe er im vorigen Jahr Bürgern abgestattet, die über 90 Jahre alt sind. Ebenfalls im Einwohnerplus: die Stadt Dassow. 37 Sterbefälle, 41 Geburten, 210 Wegzüge und 228 Zuzüge führten dazu, dass die Einwohnerzahl von 4058 auf 4080 gestiegen ist. „Es ist schön. Wir hoffen, dass es noch mehr werden“, sagte gestern Dassows Bürgermeister Jörg Ploen (SPD). Ein Beitrag zum Wachstum seien die Wohngebiete, die Dassow erschlossen hat, und das wachsende Gewerbegebiet mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen. Trendwende In Lübeck leben seit vier Jahren immer mehr Menschen. Während die Einwohnerzahl bis 2008 teilweise deutlich sank, steigt sie seit 2009 stetig auf nunmehr 213 368 — obwohl es in der Hansestadt weniger Geburten als Sterbefälle gibt. Dass es nicht zum Einwohnerschwund kam, liegt an den Wanderungsgewinnen: Seit 2009 ziehen mehr Menschen nach Lübeck als weg. Damit liegt die Hansestadt in einem deutschlandweiten Trend. Eine Ursache: Immer mehr Job- und Wohnortwechsel machen Mietwohnungen in Großstädten für viele Menschen attraktiver als das Eigenheim im Umland. Zudem gehört ein Familienmodell immer mehr der Vergangenheit an: das der Hausfrauenehe im Grünen. jl Jürgen Lenz

Schönberg/Lüdersdorf - Schönberg schrumpft, Lüdersdorf wächst