Schönberger Land: Digitaler Wandel wird in Gemeinden vollzogen

25 000 Euro in fünf Jahren: Das kostet der Sitzungsdienst in einer Stadt wie Schönberg, wenn die Kommunalpolitiker mit Unterlagen aus Papier arbeiten. In Computertechnik zu investieren, ist viel günstiger, macht sich schon nach wenigen Jahren bezahlt. Immer mehr Kommunen im Schönberger Land stellen deshalb von Papier auf digitale Technik um. Damit sparen sie Geld, das sie dann im Sinne der Einwohner für andere Zweck ausgeben können. „Es sind Unmengen Papier, die sonst gebraucht werden“, sagt Michael Heinze (Die Linke), Vorsitzender des Finanzausschusses in Schönberg. Auch Portokosten würden gespart, wenn die Politiker mit digitaler Technik arbeiten. Fürs eigene Gerät zahlt Schönberg zehn Euro pro Monat: Die Stadtvertreter haben die Wahl: Entweder sie nutzen einen Tabletcomputer, den die Stadt gekauft hat, oder sie nehmen ein eigenes Gerät und bekommen dafür zehn Euro pro Monat. Michael Heinze benutzt seinen privaten Laptop. Er nennt einen weiteren Vorteil der digitalen Technik: Es ist einfacher, schneller und günstiger, anderen Kommunalpolitikern Informationen zu schicken. Der Schönberger Bürgermeister Stephan Korn (Kommunale Wählergemeinschaft) sagt: „Es eine tolle Sache.“ Computer statt Papier zu nutzen, sei umweltschonend und modern. Er habe sich nach der Umstellung sehr gut zurechtgefunden. Mittlerweile setzen fast alle Kommunalpolitiker in Schönberg auf die digitale Technik. Die meisten nutzen ihre privaten Geräte. Nur vier Politiker bekommen noch Papier zugeschickt. Selmsdorf stellt jetzt auf Computer um: Die Gemeindevertreter in Selmsdorf haben ohne Gegenstimme beschlossen, ab diesem Jahr Computertechnik einzusetzen. Auch sie können jetzt ein Gerät nutzen, das die Kommune bereitstellt, oder ein eigenes benutzen, wofür sie monatlich zehn Euro bekommen. Zwei Gemeindevertreter wollen bei der Papierform bleiben. Der Grund: Sie haben zu Hause keinen leistungsfähigen Internetanschluss. Der Selmsdorfer Bürgermeister Marcus Kreft (SPD) begrüßt den Beschluss der Gemeindevertreter. Er sagt: „Ich leite die Sitzungen seit anderthalb Jahren über iPad. Es klappt wunderbar.“ Über die digitale Variante sagt Marcus Kreft: „Es ist eine Kostenersparnis.“ Das Drucken, Eintüten und Verschicken von Unterlagen falle weg. Der einzige Nachteil der Digital-Variante aus Sicht des Selmsdorfer Bürgermeisters: „Man kann nicht in die Unterlagen schreiben.“ Kreft sagt, gut wäre, wenn sich alle Unterlagen mit einem Stichwort durchsuchen lassen. Das ist bisher nicht möglich. Dassow: „Wir fangen mit der Umstellung an“: In Dassow haben die Kommunalpolitiker die selben Wahlmöglichkeiten wie in Selmsdorf. „Wir fangen mit der Umstellung an“, erklärt Bürgermeisterin Annett Pahl (SPD). Nach ihrer Auskunft arbeiten drei Stadtvertreter mit digitaler Technik. „Einige Stadtvertreter wollen ein Gerät gestellt bekommen“, sagt Annett Pahl. Wenn sie Sitzungen leitet, bleibt erst einmal bei Papier. Das habe sich bewährt, wenn mehrere Vorlagen parallel zu beachten sind. Die Kommunalpolitiker in der Gemeinde Lüdersdorf haben sich ebenfalls für eine papierlose Arbeit ausgesprochen. Bürgermeister Erhard Huzel (CDU) erläutert: „Zunächst wird noch ,doppelgleisig’ verfahren, bis dann praktisch ganz papierlos verfahren werden kann.“ Das werde in diesem Jahr passieren. Huzel sagt: „Es ist praktikabler für viele Gemeindevertreter.“ Es sei ein deutlicher Vorteil, dass man alles in digitaler Form schnell parat habe. Über den Autor Lesen Sie auch Nordwestmecklenburgs Kreistag will digitaler werden GÜSTROW – Stadtparlament nutzt vorerst weiter Papier – OZ – Ostsee-Zeitung Von Jürgen Lenz