„Schon als Kind habe ich mir Geschichten ausgedacht“

Viele Menschen in Grevesmühlen und in der Umgebung kennen Karina Brauer. Sie unterstützt Menschen, die Hilfe in der Awo-Beratungsstelle in Grevesmühlen suchen, um aus gewaltvollen häuslichen Verhältnissen auszusteigen. Doch die gebürtige Schwerinerin hat noch eine zweite Berufung — oder wie sie es auf ihre schlichte Weise nennt — „ein Hobby“. Sie schreibt Bücher. Drei hat sie inzwischen veröffentlicht. Jetzt sind sie bei einem Mecklenburger E-Book-Verlag (Edition digital) auch als E-Books erhältlich — also als Dateien, die man sich aus dem Internet auf den Computer oder das Telefon laden kann. „Schon als Kind“, erzählt Karina Brauer, „habe ich mir Geschichten ausgedacht und im Bett laut vor mich hin erzählt. So zum Einschlafen. Bis meine Schwester genervt davon war. Dann sind die Geschichten nur noch in meinem Kopf abgelaufen.“ Noch heute sei das so, gesteht die Autorin, sie schläft immer mit einer Geschichte ein. Dennoch wäre es bald nichts geworden — mit dem Schreiben. Als Kind und junge Erwachsene wurde sie von ihrem Umfeld nicht eben ermutigt. Sie unternahm ein paar Versuche, erfuhr wenig oder gar keine Resonanz und gab wieder auf. Bis sie ihrem Mann eines Tages von einer Geschichte erzählte, die einfach nicht aus ihrem Kopf verschwinden wollte. Er — der ebenfalls schreibt und sich im Literaturclub Schwerin engagiert — meinte: „Schreib doch mal auf.“Und war dann tatsächlich beeindruckt. Im Jahr 2004 erschien Karina Brauers erstes Buch mit dem schönen Namen „Du kannst den Wind nicht aufhalten“. Drei Jahre später folgte „Der Hühnergott auf der Fensterbank“ und im Dezember vergangenen Jahres schließlich der Roman „Königs Kind“. In allen Büchern geht es um Frauen und um ihre Geschichten, die sie, ähnlich wie die Autorin, tief mit der DDR verbinden. „Natürlich schöpfe ich aus eigenen Erlebnissen und Erlebnissen von Menschen, die ich kenne. Doch niemand sollte den Fehler machen, das Autoren-Ich mit dem Protagonisten-Ich zu verwechseln“, betont Karina Brauer. Immer wieder bekommt sie von Lesern Rückmeldungen. Diejenigen, die die DDR kannten, finden Situationen beschrieben, an die sie sich selbst gut erinnern. „Dabei geht es nicht nur um schwierige Situationen, es geht auch um all das Liebenswerte, das mit der DDR häufig leider auch so komplett verschwunden ist.“ Manchmal sind es Erinnerungen an Salamistullen, die damals noch ganz anders schmeckten, oder an Gerüche, die in der Zeit verloren gingen. „Ich will das einfach bewahren und weitergeben, mit anderen teilen“, sagt Karina Brauer. Auch für Menschen, die nicht in der DDR gelebt haben, scheinen ihre Bücher interessant zu sein. Karina Bauer hat Leser in Norwegen und in den Niederlanden. „Es gibt tatsächlich auch dort Menschen, die sich dafür interessieren, wie es in der DDR früher einmal war.“ Nach ersten Versuchen mit einem Print-Verlag hat sich Karina Brauer entschieden, die gedruckten Bücher auf eigene Kosten zu veröffentlichen. Sie hat eine Webseite mit einem Buch-Shop, auf der man die Bücher ganz bequem bestellen kann. Doch auch anrufen oder schreiben und bestellen ist ganz einfach möglich. Auf der Webseite ist auch ein Link zum E-Book-Verlag zu finden. Karina Brauer ist klar, dass es auf diese Weise vielleicht schwerer ist, erfolgreich zu sein. „Natürlich träumt jeder Autor davon, dass seine Bücher Erfolg haben“, sagt sie. „Meinen Lebensunterhalt muss ich damit aber glücklicherweise nicht verdienen. Und deshalb kann ich es ganz entspannt angehen.“ Manchmal träumt die Autorin davon, dass sich vielleicht einmal jemand findet, der ein Drehbuch aus einem ihrer Bücher macht. Einen männlichen Schauspieler, der die Rolle eines ihrer Helden übernehmen könnte, hat sie dabei schon längst im Kopf. „Jan-Josef Liefers wäre dafür genau der Richtige.“ Und wer weiß, vielleicht hört Liefers irgendwann einmal von Karina Brauers Büchern und ruft sie einfach mal an. Manchmal kommt das Glück vielleicht doch von ganz allein. • www.karinabrauer.com Science Fiction-Roman nun auch als Buch Mit seinem Science Fiction-Roman „Exploration Capri“ hat sich Christian Klemkow aus Grevesmühlen seinen Traum als Buchautor erfüllt. Vier Teile sind mit „Inferno“, „Verschollen“, „Zerstörung“ und „Hoffnung“ bereits erschienen — als eBooks und seit Kurzem auch als Buch. Im Grunde geht es um eine Gruppe von Menschen, die im Jahr 2093 einem geheimnisvollen Rätsel auf der Spur ist. 60 Jahre zuvor zerstörte ein tief in der Erde verborgenes Artefakt den Vulkan Vesuv und die Insel Capri. Die Expedition entwickelt sich zu einem dramatischen Abenteuer jenseits von Raum und Zeit. Im vierten Teil zeigt sich: Der 39-jährige Leiter einer Kindertagesstätte in Grevesmühlen ist nicht unbedingt ein Fan von Happy Ends. „In Hollywood ist in letzter Sekunde alles gut. Das wollte ich brechen“, begründet er schmunzelnd. Dafür erntete er nicht nur Lob von Fans. „Es gibt Leser, die enttäuscht sind, ein anderes Ende erwartet haben“, erzählt er. Doch seine Geschichte ist längst nicht zu Ende erzählt. „Im fünften Teil schließt sich der Kreis. Es wird ein fulminantes Ende geben.“ Edition-Digital Der 1994 in Godern bei Schwerin gegründete Verlag veröffentlicht elektronische Publikationen (CD-Roms und E-Books). Neben belletristischen Werken werden dort unter anderem auch Reproduktionen alter Ansichtskarten veröffentlicht. • www.edition-digital.com Jana Franke Annett Meinke

Kreative Nordwestmecklenburger: Autoren und ihre Bücher - „Schon als Kind habe ich mir Geschichten ausgedacht“