Schüler nehmen Urlauber unter die Lupe

Viele Schüler, die das Gymnasium am Tannenberg in Grevesmühlen besuchen, stammen aus Boltenhagen und haben in ihrem Heimatort schon einige Schulprojekte realisiert. So auch in dem gerade zu Ende gegangenen Schuljahr. In der Projektwoche vor den Ferien startete eine neue Umfrage an verschiedenen Standorten des Ostseebades. Das Thema „Tages- und Übernachtungsgäste“ hatte sich Lehrer und Projektbetreuer Ronald Staupe gemeinsam mit Boltenhagens Kurdirektorin Claudia Hörl ausgedacht. „Viele Tagesgäste kommen von anderen Seebädern nach Boltenhagen. Sie kommen mit Bussen, bleiben ein paar Stunden oder den ganzen Tag und fahren dann wieder zurück. Die Kurverwaltung ist daran interessiert zu erfahren, wie sich das Verhältnis von Tagesgästen zu Übernachtungsgästen gestaltet“, erklärte Ronald Staupe. Die acht Schüler der neunten Klassen, die an diesem Umfrageprojekt teilnahmen, verteilten sich auf vier Standorte: am Kurpark und der Mittelpromenade, auf dem Großparkplatz der Feuerwehr, an der Marina Tarnewitz und an und auf der Seebrücke. Sie stellten den Flanierenden drei Fragen: Woher kommen Sie? Wie alt sind Sie? Sind Sie Tages- oder Übernachtungsgast? Außerdem notierten die Jugendlichen, ob es sich bei den Befragten um Männer, Frauen oder Kinder handelte — und sie fragten nach positiven und negativen Aspekten Boltenhagens. Aufgrund der Erhebungen kam eine kleine, feine, aber aussagekräftige Statistik zustande. Drei Tage waren die Schüler in Boltenhagen unterwegs, von Montag bis Mittwoch, einen Tag vor den Zeugnissen wurden die Ergebnisse der Umfrage präsentiert. „Wirklich überrascht waren wir nicht davon“, bekannte Schülerin Charlotte Schmidt. „Kritikpunkte waren immer wieder der Imbiss am Park, den viele Gäste als zu schmuddelig empfanden. Der Hundestrand war ein echtes Thema. Er ist absolut zu klein. Urlauber mit Hund — und das sind einige — finden das unzumutbar.“ Martin Schöbel ergänzte: „Die Segler stört, dass die Marina so weit vom Boltenhagener Zentrum mit seinen Angeboten entfernt ist. Mehr Infrastruktur um den Hafen herum fänden sie wichtig.“ Lena Biebow merkte an: „Ein rauchfreier Strandabschnitt wäre ein Wunsch sehr vieler Urlauber. Es macht ihnen keinen Spaß, in ausgedrückten Kippen herumzuliegen.“ Das macht wohl niemandem Spaß, auch deshalb legt die Kurverwaltung großen Wert auf ausreichend Aschenbecher am Strand und darauf, dass sie von Rauchern auch benutzt werden. Als positiv wurde von Urlaubern die Sauberkeit des Ostseebades insgesamt bewertet, die Grünanlagen, die Natur, in die Boltenhagen eingebettet ist, der — wenn man mal von dem Kippenproblem absieht — ansonsten wunderschöne, weiße Strand, die Kinderfreundlichkeit und Flaniermöglichkeiten. Manche Gäste wünschten sich Umkleiden und Duschen am Strand. Außerdem wurde mehr Toleranz gegenüber Rollstuhlfahrern gefordert, noch mehr Betätigungsmöglichkeiten für die Kinder gewünscht, mehr Fahrradständer und rücksichtsvollere Radfahrer, denn immerhin müssen sich Radfahrer und Fußgänger die Promenade teilen. Manch ein Radfahrer scheint wohl vorübergehend den Modus „Kamikaze“ eingeschaltet zu haben. Auch Fußduschen am Strand wären etwas, was einigen Gästen gefallen könnte. Was das Hauptanliegen der Umfrage betraf, das Verhältnis von Tages- zu Übernachtungsgästen, trat ein eindeutiges Ergebnis zutage: Drei Viertel der Befragten waren Übernachtungsgäste, nur ein Viertel hielt sich lediglich für ein paar Stunden in Boltenhagen auf. Das Ergebnis, meinte Lehrer Ronald Staupe, könnte auch damit zu tun haben, dass die Umfrage an Wochentagen durchgeführt wurde. Am Wochenende würde sich das Verhältnis sicher deutlich anders darstellen. Die Befragten teilten sich etwa gleichgewichtig in Männer und Frauen auf, knapp ein Viertel der Gezählten waren Kinder. Annett Meinke

Boltenhagen - Schüler nehmen Urlauber unter die Lupe