„Svenja“ landet großen Wurf

„Svenja“ ist seit ein paar Tagen stolze Mutter von 22 kleinen Ferkeln. Die vier Zentner schwere Sau lebt auf dem Hof Hoher Schönberg und hat mit ihrem großen Wurf den bisherigen Hof-Rekord gebrochen. „Das waren vor vielen Jahren mal 19 Ferkel. Aber die Sau ist danach auch verrückt geworden“, erzählt Jörg Altmann. Normalerweise sei mit 13 bis 14 Jungtieren zu rechnen, bei „konventioneller“ Haltung sogar nur mit zehn, vergleicht der Bio-Bauer. Die besonders große Fruchtbarkeit seiner „Svenja“ führt er auf das Öl zurück, das seine Schweine seit ungefähr einem halben Jahr erhalten: Pressrückstände von Lein-, Kürbiskern-, Sonnenblumen- oder Schwarzkümmelöl, um nur ein paar Beispiele zu nennen, die in der Öl-Mühle anfallen. Davon bekommen seine Tiere täglich etwa eine Kaffeetasse voll. „Wir hatten Probleme damit, dass sie regelmäßig Gebärmutterentzündungen bekommen haben. Deshalb haben wir die Ernährung umgestellt“, erklärt Altmann und führt die heilende Wirkung von Ölen aus. So wirkten die Reste des Kürbiskernöls entwurmend, Leinöl entzündungshemmend. Seine Sauen jedenfalls seien nach der Abferkelung psychisch und physisch stabil. Vier Zuchtsauen und einen Eber hält der 43-Jährige, der eigentlich aus der Lüneburger Heide stammt und Kfz-Mechaniker gelernt hat. Diese Kenntnisse sind durchaus nützlich, denn auf dem Hof Hoher Schönberg, den die Familie vor 15 Jahren kaufte, werden auch viele Maschinen eingesetzt. 1998 studierte er zwei Semester lang ökologischen Landbau und hörte dort Zahlen, die er sich bis heute gemerkt hat. „1950 war noch jeder Zehnte in der Landwirtschaft beschäftigt. Einer hat also zehn Leute in der Stadt ernährt. 1998 war das Verhältnis schon eins zu 110. Jetzt dürfte es bei circa eins zu 250 liegen, in 20 Jahren bei eins zu 500“, schätzt Altmann. Für ihn sei das der Grund gewesen, sich der Landwirtschaft zu widmen. Er trennt die Begrifflichkeit sehr genau: „Wir sind Bauern. Bauern gucken nicht in erster Linie, was unter dem Strich rauskommt, sondern was für einen gesunden Betriebsorganismus nötig ist. Ein Landwirt hat dagegen einen unternehmerischen Ansatz — spezialisieren, industrialisieren, rationalisieren“, nennt er als Stichworte. „Je mehr man in Deutschland industrialisiert und wächst, desto mehr Fördermittel fließen.“ Ein Landwirt kaufe Dünger, lasse das Getreide wachsen und verkaufe es anschließend. „Wir hingegen veredeln das Getreide im eigenen Betrieb und verkaufen nur kleinere Partien überschaubar an Endverbraucher. Die Nahrungsmittel, die wir herstellen, verwenden wir zum großen Teil selber“, führt Altmann aus und lässt spüren, dass er bei diesem Thema in seinem Element ist. „Aus unserem Getreide backen wir Brot und Kuchen oder füttern die Hühner damit. So haben wir immer eine doppelte Verwertung. Wir schließen den Kreislauf eines gesunden Hoforganismus‘.“ „Wir“ — damit meint er auch seine Frau Arne Graetsch (39), die in einem eigenen Betrieb eine Baumschule für historische Rosen führt, Obst- und Gemüse anbaut und Ziegen sowie Hühner hält. Zwei Mitarbeiter gehen ihr dabei zur Hand. Fünf sind es bei Jörg Altmann, der sich „Rinderzucht in kleinem Rahmen“, den Zuchtsauen, zwei Enten und zwei Schafen widmet. Letztere schätzt er nicht nur als „Rasenmäher“, sondern auch als Wolllieferant. Praktikanten gibt es fast ständig auf dem Hof, im Moment sind es zwei Waldorfschüler aus Lübeck bzw. Ludwigsburg bei Stuttgart. Außerdem gehören die drei Kinder dazu: Lukas (10), Ingwar (8) und Alwin (4). Was Jörg Altmann an seiner Arbeit mag? „Es macht Spaß, die Landschaft zu gestalten, kleine Blütenwiesen zu pflanzen, bunte Felder zu sehen, Bäume zu pflanzen oder Wasserläufe anzulegen.“ Wir sind Bauern. Bauern gucken in erster Linie, was für einen gesunden Betriebsorganis- mus nötig ist. Ein Landwirt ist dagegen ein Unternehmer.“Jörg Altmann, Bio-Bauer Ulrike Oehlers

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