Turbulente Mitgliederversammlung beim SV Dassow

Heftige Kritik musste sich am Freitagabend der geschäftsführende Vorstand des SV Dassow bei der Mitgliederversammlung anhören. Mitglieder schüttelten mit dem Kopf, winkten hoffnungslos mit der Hand nach unten, sprachen von Kindergarten, von Zirkus und Kasperletheater. Und sogar das Wort Chaos fiel. Außerdem kritisierten sie, dass Abteilungsleiter für dieses Jahr noch keine Aufwandsentschädigung bekommen hätten. Für den Vorsitzenden Marko Kühl, seine Stellvertreterin Annette Kreft, dem dritten Vorsitzenden Thomas Fischer und Schatzmeisterin Sabrina Kehlert war die Sitzung eine Art Spießrutenlauf. „Viele Sparten fühlen sich vom Vorstand, der fast nur aus Fußballern besteht, nicht ausreichend gewürdigt“, hieß es. Ein weiterer Vorwurf: „Einige Entscheidungen des geschäftsführenden Vorstands gehen an den Gesamtvorstand vorbei.“ Und eine Frau sprach von „fehlendem Informationsfluss“ im Verein. Der langjährige Vorsitzende Horst Melzig bemängelte, dass sich vor einiger Zeit eine Gruppe gebildet habe, zu der er auch gehöre, die sich mit den Problemen im Verein beschäftigen sollten. „Es ist zwar einiges passiert, vieles ist aber im Sand verlaufen.“ Hinzu kommt, dass der Verein Probleme hat, seine Rechnungen zu bezahlen. Ein Grund: Schatzmeisterin Sabrina Kehlert ist offenbar gar nicht befugt, Beiträge von den einzuziehen. Sie ist zwar seit zwei Jahren im Amt, bislang allerdings nicht beim Amtsgericht in dieser Funktion eingetragen. Genau genommen ist sogar der ganze Verein führungslos. Im Januar haben die Mitglieder mit Marko Kühl zwar einen neuen Vorsitzenden gewählt — und in der zweiten Jahreshälfte mit Annette Kreft (2. Vorsitzende) und Thomas Fischer (3. Vorsitzender) über weitere wichtige Positionen im Verein abgestimmt. Sie alle sind aber noch nicht im Vereinsregister eingetragen. Das ist bislang aber nicht passiert. Außerdem, gab Sabrina Kehlert zu, habe es Fehler in den Protokollen der letzten Mitgliederversammlungen gegeben. Das bedeutet, dass Kühl, Kehlert, Kreft und Fischer zwar seit Wochen bzw. Monaten die Geschicke des Vereins leiten, dies eigentlich aber gar nicht dürfen. Peinlich, hieß es aus den Zuschauerreihen, als Thomas Fischer erklärte, dass wichtige Positionen im Vorstand aufgrund des Fehler noch mal neu gewählt werden müssten. „Das ist doch ein Witz“, schüttelte ein Mann mit dem Kopf. Einmal in Fahrt, übten auch andere Mitglieder Kritik. Eine Frau sagte, dass sie mehr vom Vorsitzenden Marko Kühl erwarte. Er müsse auf die Abteilungen zugehen, Probleme besprechen und klären. „Das passiert aber nicht. Er lässt sich gar nicht blicken.“ Sabrina Kehlert: erklärte, dass es vieles aufzuarbeiten gebe. „Ich bin jetzt zwei Jahre Schatzmeisterin im Verein“, sagte sie. „Ein Wir-Gefühl habe ich aber noch nicht erlebt.“ Ganz besonders angespannt ist zurzeit die finanzielle Situation beim SV Dassow. Allein an Mitgliedsbeiträgen fehlen mehr als 4000 Euro. Einige Mitgliedsbeiträge seien schon seit 2012 nicht mehr bezahlt worden, hieß es vom Vorstand. Ein deutliches Minus gibt es auch zwischen geplanten und tatsächlichen Einnahmen bei den Spielen der ersten Fußball-Mannschaft. Gehofft hatte der Vorstand auf 3000 Euro durch Eintrittsgelder — so wie im Vorjahr. Bislang betragen die Einnahmen allerdings nur gut 1160 Euro. Probleme bereiten dem SV Dassow auch die gestiegenen Kosten für Abwasser, Gas und Strom. In den nächsten Jahren will der Verein deshalb den Rotstift ansetzen. So soll der Leasingvertrag für den Rasentraktor auf dem Sportplatz gekündigt werden, was bei den Fußballern auf Kritik stieß. Und mehr Geld in die Kasse zu bekommen, hat sich die Mehrheit der anwesenden Sportler für eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ab Januar ausgesprochen. Erwachsene zahlen künftig pro Monat einen Euro mehr. Kinder, Rentner und Jugendliche 50 Cent, und Familien zwei Euro. Wie die Stimmung im Verein ist, zeigt auch die Zahl der Mitglieder, die am Freitag über eine neue Vereinssatzung abgestimmt hat. Nur 28 Männer und Frauen waren gekommen. Insgesamt hat der Verein mehr als 430 Mitglieder. Und Eltern können für ihre Kinder mit abstimmen. „Das zeigt, dass die Leute die Nase voll und einfach keinen Bock mehr haben auf das, was hier zurzeit abläuft“, kritisierte ein jahrelanges Mitglied. Steffen Oldörp

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