Upahl/Grevesmühlen: Das sind die konkreten Pläne für das Amazon

Seit Wochen wird hinter verschlossenen Türen über das geplante Gewerbegebiet zwischen Upahl und Grevesmühlen diskutiert. Auch wenn öffentlich nichts über die Pläne verkündet wurde, die Spatzen pfeifen es schon längst von den Dächern: Amazon plant den Ausbau seines Netzwerkes in Mecklenburg, und dazu gehört auch der Standort in Nordwestmecklenburg. Nun reden erstmals Upahls Bürgermeister Steve Springer und Lars Prahler, Bürgermeister von Grevesmühlen, über die Pläne, die beide Kommunen gemeinsam verfolgen. Insgesamt 42 Hektar groß soll der Gewerbepark Upahl/Grevesmühlen werden, wie Lars Prahler und Steve Springer am Donnerstagabend mitteilten. „Momentan sind wir in der Sondierung“, betont Upahls Bürgermeister. Dennoch ist aus der anfänglichen Idee inzwischen längst ein Projekt geworden, auch wenn weder Steve Springer noch Lars Prahler den Namen Amazon in den Mund nehmen. Lesen Sie auch Amazon-Ansiedlung in Upahl: Das wurde im Geheimen besprochen Amazon in Upahl: Das denken die Menschen in der Region über die Pläne Amazon expandiert in MV: Weiterer Standort bei Grevesmühlen geplant „Konkret geht es um die 42 Hektar, und 18 Hektar davon will Equalbase Pte Ltd, ein Unternehmen aus Singapur, für eine Logistikhalle kaufen, die Halle soll etwa 5,5 Hektar Nutzfläche haben“, so Lars Prahler. Am Montag hatte das Unternehmen seine Pläne per Videokonferenz vorgestellt – deshalb auch die ungewöhnliche Uhrzeit für die Sitzung, die um 8 Uhr begann. 2023 könnte die erste Halle fertig sein: Dass die Verhandlungen und Gespräche bislang hinter verschlossenen Türen stattgefunden haben, erklären die beiden Bürgermeister mit der schwierigen Grundstücksfrage. „Es geht bei der Entwicklung auch immer um Grundstücke, Flächenaustausch und Namen. Deshalb konnten wir es nicht öffentlich machen“, so Prahler. Und noch sind längst nicht alle Fragen, vor allem die der Grundstücke, geklärt. Das soll in den nächsten Wochen passieren. Das Unternehmen aus Singapur hat den Partnern einen sehr engen Zeitplan gesteckt. Denn laut Prahler soll die Mega-Halle, in der rund 800 Mitarbeiter vor allem im Bürobereich beschäftigt sein sollen, 2023 fertig sein. Ist es gut für die Region, dass Amazon ein großes Verteilzentrum in Upahl baut? Stimmen Sie hier in der Umfrage ab. „Mitte Mai will das Unternehmen Klarheit haben, ob es klappt oder nicht.“ Und wenn nicht. „Dann entwickeln wir diesen Standort trotzdem weiter“, sagt Steve Springer. Denn das Gewerbegebiet Silberkuhle, eines der ersten übrigens, die nach der Wende überhaupt entstanden waren, bietet kaum noch freie Flächen, jedenfalls nicht für Großbetriebe. Deshalb hatte Upahl darauf gedrungen, wieder als landesweit bedeutsamer Standort anerkannt zu werden, um weitere Flächen zu entwickeln. Und das geht nur zusammen mit Grevesmühlen. Planungen laufen bereits an: Wie die Bürgermeister erklären, gehe es in den nächsten Wochen darum, die offenen Fragen zu klären. Können die Grundstücksfragen geklärt werden? Gibt es Fördermittel, um den Gewerbepark zu erschließen? Und lassen sich überhaupt auf dem Areal nördlich der A 20 und westlich der Landesstraße bis zum Abzweig nach Groß Pravtshagen solche Projekte umsetzen? „Bislang“, so Lars Prahler, „haben wir noch kein KO-Kriterium erkannt, wir hoffen, dass das so bleibt. Aber natürlich braucht es noch Gutachten und umfangreiche Planungen.“ Und das klare Votum der beiden Kommunen. Zwar hatten sowohl Upahl als auch Grevesmühlen im Dezember Grundsatzbeschlüsse gefasst, die Entwicklung voranzutreiben. Aber nun geht es darum, Nägel mit Köpfen zu machen. Und nicht alle Stadt- beziehungsweise Gemeindevertreter stehen den Plänen positiv gegenüber. Vor allem die Expansion von Amazon in Mecklenburg-Vorpommern sorgt für kontroverse Debatten. Die beiden Bürgermeister dazu in ihrer Erklärung: „Der Großgewerbestandort an sich birgt eine große Chance für Upahl und Grevesmühlen. Die Lage des Standortes unmittelbar an der A 20 verspricht schnelle und attraktive Großansiedlungen, aber auch Erweiterungsmöglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie und die aktuellen Entwicklungen rund um die MV Werften zeigen, dass es geboten ist, zusätzliche Angebote für Investitionen zu ermöglichen, um Arbeitsplätze zu schaffen.“ Von Michael Prochnow