Vier neue Stolpersteine verlegt

In Wismar gibt es dank Spenden vier neue Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Der Kölner Künstler Gunter Demnig zementierte jetzt zwei kleine Würfel mit Messingplatten, zehn Zentimeter lang und ebenso breit, vor dem Haus Altwismarstraße 17 ein. Dort hatten einst Arthur und Louis Lewinski gelebt. Weitere Mini-Mahnmale gibt es nun für Max Ehrlich vorm Gebäude Dankwartstraße 35 und für Wilhelm Leonhardt vor dem Haus Goethestraße 9. Während der kurzen Gedenkfeiern, an denen mehrere Wismarer und Gäste der Stadt teilnahmen, spielte Roman Samsovici auf der Klarinette. Petra Steffan und Gerd Giese von der Projektgruppe „Stolpersteine“ legten nach Verlesen der Lebensläufe weiße Rosen auf die blank polierten Platten, die sich vor den ehemaligen Wohnorten der drei Kaufleute und des Tierarztes befinden. „Das Verlegen von Stolpersteinen gehört seit dem Jahr 2008 zur Erinnerungskultur unserer Stadt“, sagte Thomas Beyer (SPD). Der Bürgermeister erinnerte daran, dass das Projekt „von unten gewachsen“ ist. „Lilo Schumann hat es nach Wismar gebracht.“ Viele Schüler würden sich nun intensiv mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen. „Der Hintergrund dieser Aktion ist kein Grund zur Freude“, betonte Demnig. Hier gehe es um Mitmenschen, die gedemütigt, entrechtet, enteignet, zur Flucht gezwungen, deportiert und ermordet wurden. „Mit den Steinen kommen ihre Namen an die einstigen Wohnorte zurück. Das ist ein ganz anderer Geschichtsunterricht“, so der 65-Jährige. „Wer die Namen und Daten auf den Steinen lesen will, muss sich hinabbeugen, sich vor den Opfern verbeugen, mit dem Kopf und dem Herzen stolpern.“ Gunter Demnig verlegte nach eigenen Angaben in 15 europäischen Ländern etwa 41 000 solcher Gedenksteine, darunter mehr als 880 in Deutschland. „Ich kannte Max Ehrlich. Meine Mutter hatte ein Milchgeschäft, wo er einkaufte. Später habe ich ihm die Milch nach Hause gebracht“, sagte der Wismarer Gerd Schumacher (85). „Dank Spenden wird es 2014 oder im Jahr darauf weitere Stolpersteine in Wismar geben“, so der ehemalige Stadtarchivar Gerd Giese, der die Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus gemeinsam mit Falk Bersch aus Gägelow erforscht. Ein Stolperstein kostet 120 Euro. Drei Kaufleute und ein Tierarzt 1942 starb Max Ehrlich. Der bei Halberstadt geborene jüdische Kaufmann lebte in Berlin und etwa zehn Jahre lang in Wismar sowie anschließend in Hamburg. Von dort wurde er 1942 ins KZ Theresienstadt und später nach Treblinka deportiert und dort ermordet. Wilhelm Leonhardt, geboren 1875 in Brüel, war Tierarzt. Nach einer Erfindung zur Geburtenregelung wurde er von der Gestapo verhört und 1942 in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Von dort kehrte er nicht mehr heim. Louis Lewinski, geboren 1869 in Westpreußen, zog Anfang der 30er-Jahre nach Wismar. Er hatte ein Schuhgeschäft in der Dankwartstraße. 1938 wurde er wegen seines jüdischen Glaubens verhaftet und im Zuchthaus festgehalten. Lewinski emigrierte 1943 nach Amsterdam, wurde dort verhaftet und 1943 in Sobibor ermordet. Der jüdische Kaufmann Arthur Lewinski, ein Verwandter von Louis Lewinski, geboren 1867 in Ostpreußen, zog Mitte der 30er-Jahre nach Wismar. Später wurde er in Eisenach verhaftet, nach Leipzig und dann nach Theresienstadt gebracht, wo er 1943 starb. 17 kleine Gedenktafeln gibt es jetzt in Wismar. Stolpersteine wurden auch für Dr. Leopold Liebenthal, Gertrud Bernhard, Johann Frehse, Carl Glöde, Bertha Heinsius, Günter Nevermann, Walter Mantow, Ernst Scheel, Heinrich Woest, Wilhelm Wohler, Willi Gotthardt sowie Martha und Rudolf Nierath verlegt. Norbert Wiaterek

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