Weimann: Mehr Arbeit für weniger Geld?

Die Insolvenz von Praktiker und Max Bahr trifft das Traditionsunternehmen Ladenbau Weimann. Mit den beiden Baumarktketten hat der Betrieb in Selmsdorf im vergangenen Monat wichtige Kunden verloren. Über mögliche Folgen für die 95 Beschäftigten sprechen nun Geschäftsführung und Vertreter der Industriegewerkschaft Metall. Das bestätigten gestern Friedhelm Ahrens, für Tarifpolitik zuständiger Mitarbeiter der IG Metall Küste, und Weimann-Geschäftsführer Rolf Vatter. Gesprochen wird nach Auskunft des Firmenchefs „auch über die Arbeitszeit und andere manteltarifliche Punkte“. Es gebe einen laufenden Beschäftigungssicherungsvertrag mit der Gewerkschaft. „Wir sind dabei, ihn zu aktualisieren.“ „Um das Unternehmen zu stabilisieren, gehen wir in Verhandlungen“, sagt Friedhelm Ahrens. Notwendige Zugeständnisse könnten nicht einseitig sein. Wenn von Mitarbeitern ein Verzicht geleistet werde, dann müsse die Beschäftigung gesichert sein. „Alle müssen etwas tun: Gesellschafter, Banken und Belegschaft“, sagt der Mitarbeiter der IG Metall. Bei den Forderungen der Geschäftsführung soll es nach Auskunft von Weimann-Mitarbeitern und der Gewerkschaft auch um eine Steigerung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 Stunden auf 40 und um Abstriche beim Weihnachts- und Urlaubsgeld gehen. Auf das Thema Arbeitszeit angesprochen, sagte Friedhelm Ahrens gestern gegenüber der OZ: „40 Stunden wird es nicht geben.“ Das Verhandlungsmandat erhielt die IG Metall am vorigen Freitag nach einer Betriebsversammlung von ihren Mitgliedern in Selmsdorf. Zuvor sprach Rolf Vatter über die Lage der Firma nach der Insolvenz der Baumarktkette Praktiker und deren Tochterunternehmen Max Bahr — und über mögliche Konsequenzen für die Mitarbeiter. Weimann realisierte in der Vergangenheit unter anderem einen teilweisen Umbau von 35 Max-Bahr-Märkten und richtete in den Baumärkten Servicestationen ein, an denen Kunden Mitarbeiter herbeirufen konnten, um sich beraten zu lassen und Produkte zu testen. Vom Wandel bei Max Bahr von Abholmärkten zu „Einkaufserlebniswelten“ profitierte Weimann — bis die Pleite kam. Zu den bekannten Kunden des international tätigen Ladenbauers gehören bekannte Marken wie Audi, Karstadt, Arko, Miele. Der Markt des Selmsdorfer Unternehmens ist hart umkämpft, aber groß. Der Deutsche Ladenbau-Verband (DLV) schätzt das Volumen der Ladenbaubranche in der Bundesrepublik auf 1,2 Milliarden Euro. Jürgen Lenz

Selmsdorf - Weimann: Mehr Arbeit für weniger Geld?