Willkommen in Mecklenburg!

Etwa 80 Babys zählt die Stadt Grevesmühlen pro Jahr. Bis vor acht Jahren gab es dafür von der Stadt ein sogenanntes Begrüßungsgeld, 500 Euro erhielt jedes Neugeborene. Im Zuge der Haushaltssicherung wurde diese Begrüßung gestrichen, seit 2010 gibt es das nicht mehr. Dafür hat Bürgermeister Lars Prahler 2017 ein anderes Begrüßungsritual eingeführt. Seit seiner Amtseinführung erhielt jede Familie, die in Grevesmühlen lebt und ein Baby bekommt, einen Brief vom Bürgermeister samt einer Plüschkrähe – dem Wappentier von Grevesmühlen. Anbei liegt auch die Sage über die Grevesmühlener Krähen. Wenn man schon kein Begrüßungsgeld zahlen könne, so heißt es aus dem Rathaus, dann wolle man zumindest eine nette Geste zeigen. Geld gibt es lediglich noch in der Gemeinde Boltenhagen, einer der wohlhabendsten Kommunen in Nordwestmecklenburg. 410 Euro bekommt jede Familie mit einem Baby, wenn die Familie mindestens sechs Monate ihren Hauptwohnsitz in der Gemeinde hat. Rund 5000 Euro stellt Boltenhagen dafür pro Jahr in den Haushalt ein. Selmsdorf führte 2001 ein Begrüßungsgeld von 500 D-Mark ein, schaffte es 2005 ab, zahlte ab 2009 wieder 250 Euro, kürzte das Begrüßungsgeld im Januar 2015 auf 150 Euro und schaffte es im Februar 2016 wieder ganz ab. Ab Mitte Juni will die Stadt Neubukow erstmals ein Willkommenspaket für Neugeborene verteilen. Eigentlich sollte die Aktion bereits im Mai starten, doch es gibt Lieferschwierigkeiten bei den darin enthaltenen Accessoires. Die neuen Mitbürger der Stadt erhalten ein Lätzchen mit der Symbolik Neubukows und einen Gutschein für einen Drogeriemarkt. Zudem gibt es Hinweise zu Kindertagesstätten und wichtigen Ansprechpartnern für die Eltern. „Wir informieren auch darüber, was es alles so an Möglichkeiten gibt, das gesellschaftliche Leben vor Ort zu gestalten“, sagt der parteilose Bürgermeister Roland Dethloff. Auch für Neubürger gibt es einen Willkommensgruß. Diese erhalten einen Gutschein von einem Baufachmarkt sowie Informationsmaterial über die Stadt. Mit diesen Paketen wolle die Stadt Bürgerfreundlichkeit darstellen und vielleicht seien sie für den einen oder anderen auch Anlass, nach Neubukow zu ziehen, sagt Dethloff. In Kühlungsborn ist man bereits einen Schritt weiter. Seit Januar 2016 erhalten Neugeborene ein Begrüßungsgeld von 200 Euro. Kommt eine Geburtsmeldung herein, wird im Einwohnermeldeamt geprüft, ob die Voraussetzungen für die Auszahlung erfüllt sind. Maßgeblich ist etwa, dass die Mutter seit mindestens sechs Monaten ununterbrochen ihren Hauptwohnsitz in Kühlungsborn hat. Seit der Einführung vor über zwei Jahren wurde das Begrüßungsgeld bereits 104 Mal ausgezahlt. In der Gemeinde Zurow und in der Stadt Neukloster gibt es für jedes Baby 250 Euro. Stefanie Friedemann aus Neukloster hat das Geld für die Erstausstattung ihrer Tochter genutzt – genau wie Daniela Paepke. Sie lebt in Schmakentin, einem Ortsteil von Zurow. „Das Geld haben wir genutzt für Windeln, Kleidung und Spielzeug“, erzählt sie. Wismar sollte sich daran ein Beispiel nehmen und das Begrüßungsgeld wieder einführen, meint Daniela Paepke. Denn: „Kinder kosten genug Geld, und für alle frischgebackenen Eltern ist so eine kleine Starthilfe echt super!“ Zurows Bürgermeister Eckhardt Stelbrink (Die Linke) zahlt das Geld gerne: „Es ist eine kleine Aufmerksamkeit, die zeigt, dass wir uns über jedes neue Baby bei uns freuen.“ Bislang hat seine Gemeinde seit 2001 für 147 Kinder 36 750 Euro ausgegeben, Neukloster 111 750 Euro (ebenfalls seit 2001). In Wismar gibt es seit vielen Jahren kein Begrüßungsgeld mehr. Das gab es nur von 1995 bis 1999 – und zwar 1000 DM für jedes Kind. Insgesamt sind 922 000 DM ausgegeben worden. Voraussetzung: Die Mutter war mehr als zwölf Monate vor der Geburt in Wismar gemeldet. Da die Stadt verschuldet ist, wurde das Begrüßungsgeld aufgrund der Haushaltssicherung wieder abgeschafft. Bis Ende 2015 gab es auch eine Umzugskostenbeihilfe für Studenten in Wismar. Doch auch die existiert nicht mehr. In Rostock gibt es für Studenten Geld. Für sie ist es ein netter Bonus und für die Stadt gut angelegtes Geld: 150 Euro Begrüßungsgeld bekommen Hochschüler, wenn sie ihren Hauptwohnsitz in Rostock anmelden. Dadurch steigt die Einwohnerzahl in der Stadt – und damit auch die Höhe der Gelder, die im Zuge des sogenannten kommunalen Finanzausgleichs (FAG) vom Land gezahlt werden. „Für uns ergeben sich Mehreinnahmen von einigen hunderttausend Euro pro Jahr, die wir zur Finanzierung unseres Gemeinwesens gut gebrauchen können“, sagt Rostocks Finanzsenator Chris Müller-von Wrycz Rekowski (SPD). Aus seiner Sicht ist das Begrüßungsgeld für Studierende in seiner jetzigen Form daher ein absoluter Erfolg. Für jeden Euro, den die Hansestadt den Studenten zahlt, bekommt sie mehr als das Vierfache wieder. Im Jahr 2015 zahlte Rostock insgesamt 205 700 Euro an Begrüßungsgeld – auf der anderen Seite bekam die Stadt im Jahr 2017 durch den Finanzausgleich rund 1,3 Millionen Euro mehr. Im Jahr 2017 sind sogar 336 300 Euro an die Studenten ausgereicht worden, was sich 2019 nun mit 1,39 Millionen Euro mehr auszahlen soll. Dass das Begrüßungsgeld tatsächlich Anreiz für Studenten ist, ihren Hauptwohnsitz in Rostock zu melden, belegt laut Stadtverwaltung die Statistik. So ist die Höhe der Einmalzahlung im Jahr 2015 von 100 auf 150 Euro angehoben worden. Im Jahr darauf meldeten dann 2279 Studenten ihren Wohnsitz um – so viele wie noch nie. Die Rostocker Bürgerschaft hat die Zahlung des Begrüßungsgeldes vorerst nur bis zum kommenden Jahr bewilligt. Aus Sicht von Finanzsenator Müller-von Wrycz Rekowski könnte das Modell jedoch fortgesetzt werden: „Momentan spricht nichts dagegen, das Begrüßungsgeld auch nach 2019 als Anreiz für die Studierenden weiterzuführen.“ Eine Abfuhr erteilt Rostocks Stadtverwaltung hingegen der Idee, auch Auszubildenden ein Begrüßungsgeld zu zahlen. „Das kostet unter dem Strich mehr, weil wir dann auch das Schulgeld der Azubis übernehmen müssen“, sagt Rathaus-Sprecher Ulrich Kunze. Für Fachkräfte, die sich in der Hansestadt und Umgebung niederlassen wollen, gibt es das Welcome Center am Neuen Markt. Hier erhalten Interessenten kostenlos einen individuellen Service zu allen Fragen der Lebensgestaltung. Das Begrüßungsgeld war eine Unterstützung, die in der Bundesrepublik Deutschland jedem einreisenden Bürger der Deutschen Demokratischen Republik sowie der damaligen Volksrepublik Polen, soweit eine deutsche Abstammung nachgewiesen werden konnte, aus Mitteln des Bundeshaushaltes gewährt wurde. Es wurde 1970 in Höhe von 30 Deutschen Mark eingeführt und konnte zweimal im Jahr bezogen werden. 1988 wurde es auf 100 DM erhöht, jedoch auf eine einmalige jährliche Inanspruchnahme beschränkt. Besondere politische und wirtschaftliche Bedeutung erlangte das Begrüßungsgeld infolge der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989. Der Erhalt wurde nach der Grenzöffnung in den Personalausweis eingetragen. Allerdings erwies sich diese Regelung in den Wirren der Wende im November und Dezember 1989 als wenig praktikabel. Nicht wenige DDR-Bürger brachten das Kunststück fertig, mehrfach das Begrüßungsgeld zu kassieren – der Trick war relativ einfach. Man musste sich nur mehrere Ausweispapiere besorgen. Die Auszahlung wurde damals lediglich in den Ausweispapieren vermerkt, es gab keine einheitliche Erfassung, die Computertechnik sowie die Datenerfassung steckten noch in den Kinderschuhen. Dana Frohbös, Michael Prochnow, Kerstin Schröder u

Plüschtiere oder Bargeld: So begrüßen die Städte ihre Neubürger - Willkommen in Mecklenburg!