Windkraftanlagen: Dassower sagen Nein

Mit so einem Ansturm hatten Dassows Stadtvertreter nicht gerechnet. Mehr als 100 Einwohner wollten Dienstag dabei sein, als die Lokalpolitiker darüber abstimmen wollten, ob in der Nähe von Groß Voigtshagen acht Windräder gebaut werden dürfen — und stoppten mit ihrem Erscheinen die gesamte Sitzung. Viele Besucher kamen mit Trillerpfeife, hielten Plakate hoch. Auf einem stand: „Dassow sagt: Nein! Keine Windkraftanlagen in Dassow. Die Spargelzeit ist vorbei.“ Im alten Rathaus wurde es eng. Einige Windkraftgegner standen auf dem Flur oder mussten draußen auf der Lübecker Straße bleiben. Reiner Rogall vom Aktionsbündnis „Freier Horizont“ machte seinen Unmut gegenüber Bürgermeister Jörg Ploen (SPD) deutlich. „Es ist nicht schön, dass Sie uns keinen Sitzplatz anbieten.“ Landwirt Jürgen Scherrer forderte Ploen und die Stadtvertreter auf, die Sitzung zu verschieben. Die Abgeordneten verließen daraufhin kurz den Raum. Nach einer Viertelstunde verkündete der Bürgermeister, dass „wir die Sitzung aufgrund des großen Publikumansturms nicht stattfinden lassen können“. Damit haben die Gegner der Windkraftanlagen erreicht, was sie wollten: Zeit. Landwirt Jürgen Scherrer zeigte sich erschreckt darüber, „mit welchem Tempo die Genehmigung“ für die Anlagen „durchgeprügelt“ werden soll. Mehr als 800 Einwohner aus Dassow, Groß Voigtshagen, Holm und Roggenstorf haben sich bislang mit ihrer Unterschrift gegen die bis zu 200 Meter hohen Windräder ausgesprochen. Stadtvertreter Maik Oldenburg (Wählergemeinschaft Ostseestrand — WGO) fühlte sich von den Windkraftgegnern „persönlich angegriffen“. Er kritisierte, dass Leute behaupten, er und andere Stadtvertreter würden in „irgendeiner Art und Weise profitieren oder sogar bestochen“ werden. Besucher protestierten daraufhin, riefen erbost zurück, trillerten mit Pfeifen. Viele Windkraftgegner hatten kein Verständnis für die Entscheidung von Lokalpolitikern der SPD und WGO. Sie hatten in einer Stellungnahme gegenüber dem Regionalen Planungsverband Westmecklenburg keine Bedenken gegen den Bau der acht Windräder geäußert. Anwohner Peter Adam hat vor allem „Angst vor Infraschall, den wir nicht hören, vor richtigem Schall, wenn der Wind weht, und vor Schattenschlägen, wenn die Sonne im Südosten steht.“ Investor Maximilian Graf Nesselrode konnte die Aufregung wegen der geplanten Anlagen auf seinem Grundstück, das als Windeignungsgebiet ausgewiesen werden soll, nur bedingt nachvollziehen: „Letztendlich entspricht doch alles, was ich vorhabe, den gesetzlichen Kriterien.“ Der Streit um die Windräder scheint auch das Verhältnis der Gemeinden Dassow und Roggenstorf zu belasten. Ursprünglich, sagt Bürgermeister Bernadus Straathoff, sei vereinbart worden, in dieser Sache zusammenzuarbeiten. Die Flächen für die Windräder gehören zu Dassow und zu Roggenstorf. Seit einer Infoveranstaltung Ende Juni in Groß Voigtshagen „gibt es keine Kommunikation mehr.“ Nach der abgeblasenen Sitzung soll jetzt am 1. September über den F-Plan abgestimmt werden. Dann in der Dornbuschhalle. Störungen will Jörg Ploen nicht dulden. Steffen Oldörp

Dassow - Windkraftanlagen: Dassower sagen Nein