Seegras: Ostseebad muss investieren

Je nach Strömung, Windstärke und -richtung werden in bestimmten Zeiten große Mengen Seegras an die Strände zwischen Priwall und Salzhaff gespült. In Boltenhagen sind es jährlich bis zu 5000 Tonnen, die auf einen Lagerplatz gebracht werden. „Sobald wir das Material anfassen, müssen wir es entsorgen. Das ist sehr ärgerlich“, sagt Boltenhagens Bürgermeister Christian Schmiedeberg (CDU). Zudem fordert das Land, die Lagerung solchen Bioabfalls zu beenden. Sie ist seit 2005 nicht mehr erlaubt, wird aber noch geduldet, wo eine Veränderung in Planung ist. Für Gemeinden wie Boltenhagen wird so eine Veränderung teuer, auch auf längere Sicht. Um alle Vorgaben einzuhalten, stehen der Gemeinde Boltenhagen drei Varianten zur Wahl. „Wenn wir das Seegras sieben und den Sand zurück an den Strand bringen dürfen, rechnen wir mit Kosten von etwa 84000 Euro im Jahr“, erklärt Christian Schmiedeberg die Variante, die er bevorzugt. Dürfte die Gemeinde den ausgesiebten Sand nicht zurück an den Strand bringen, müsste man mit jährlichen Kosten von 152000 Euro rechnen. Für einen Rücktransport des Sandes zum Strand braucht Boltenhagen eine Genehmigung des Landkreises. Die liege nicht vor, es gebe aber positive Signale, so Schmiedeberg. „Wenn wir gar nicht sieben und das Material komplett entsorgen lassen, würden jährlich Kosten von 182000 Euro entstehen. Wir hätten aber zusätzlich logistischen Aufwand, weil wir das Seegras und Sand zur GER bringen oder abholen lassen müssten. Zum Liefern haben wir nicht genügend Fahrzeuge und eine Entsorgung direkt am Strand würde teurer“, sagt er. Zu den jährlich anfallenden Kosten für die Strandreinigung und den Transport von Seegras und Sand kommt aber auch noch die Investition in eine Siebanlage, die Seegras und Sand voneinander trennt. „Voraussichtlich müssten wir 475000 Euro in den Bau dieser Anlage investieren“, sagt Christian Schmiedeberg. Er hofft noch, dass sich der Landkreis zugunsten kleinerer Ostseegemeinden entscheide, sodass dort kleinere Mengen Seegras wieder ins Meer zurückgegeben werden dürften. „Das war zu DDR-Zeiten auch so. Da wurde ein Haufen zusammengetragen und die nächste Sturmflut hat alles mitgenommen“, sagt Schmiedeberg. Bei einer besonders starken Seegrasschwemme wie in den vergangenen Jahren wäre das selbstverständlich nicht genug. „Aber wenn es so wenig Material ist, dass es den Gast nicht stört, würde das reichen“, ist er sicher. Ein anderer Punkt ist, dass Boltenhagen einen Teil des bisher aufgehäuften Seegrases im Lager an der Straße zum Eulenkrug abtragen muss. „Wenn wir das entfernt haben, muss der Rest versiegelt werden.“ Jetzt wird das Thema in der nächsten Gemeindevertretersitzung behandelt. Es gibt zwar seit 2007 einen Grundsatzbeschluss, die Entsorgung des Seegrases zu verändern, über die Details und die drei Varianten müssen aber endgültig die Gemeindevertreter des Ostseebades entscheiden. Malte Behnk

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