Unternehmerin mit Blick für die Region

Vor 20 Jahren hat Gertrud Cordes (59) das Gutshaus in Stellshagen gekauft, das ihr Urgroßvater 1924 erbaute. Dessen Sohn wurde 1945 enteignet. Bis heute hat Gertrud Cordes ein florierendes Bio- und Gesundheitshotel aus dem Gutshaus gemacht, das Gäste aus ganz Deutschland besuchen. Mit der Eröffnung eines zweiten Hotels im Gutshaus Parin sowie Bioläden und -bistros in Damshagen und Boltenhagen hat sie ihr Unternehmen nach und nach ausgebaut. Für dieses wirtschaftliche Engagement im Tourismus wurde sie vom Landkreis zur Unternehmerin des Jahres 2005 ernannt. Für die Zukunft wünscht sich die Hotelchefin, die eigentlich Heilpraktikerin ist, dass ihre Gäste und Mitarbeiter gleichermaßen glücklich und zufrieden sind. „Und ich möchte verschieden Dinge in den Häusern optimieren“, sagt sie. In den Aufbau ihrer Hotel Gutshaus Stellshagen Cordes KG hat Gertrud Cordes in den Anfangsjahren viel Energie gesteckt. Als ihre Mutter 1994 die Nachricht aus dem Ort bekam, dass das Gutshaus zu kaufen wäre, hatte sie eigentlich Pläne in Niedersachsen. „Ich hatte gerade nach einem Bauernhof geguckt, wo ich als Heilpraktikerin arbeiten wollte“, sagt sie. Stattdessen folgte sie dem Wunsch der Mutter. Auch in Stellshagen hatte Gertrud Cordes zunächst nicht an ein Hotel gedacht. „Wir wollten ursprünglich eine Praxis einrichten und ein paar Zimmer anbieten.“ Doch dann entwickelte sich die Idee, ein Hotel aufzubauen. „Wir haben dann gesagt, es soll so sein, wie wir Urlaub machen möchten“, sagt Cordes. Sie und ihr Mann hätten schon damals vegetarisch gelebt und sich für „Ökosachen“ interessiert. „Um Fördermittel beantragen zu können, mussten wir ein Konzept schreiben und so kam es zum Bio- und Gesundheitshotel, inzwischen auch mit Wellness“, berichtet die 59-Jährige. Da sie weder Erfahrung mit der Hotellerie noch mit Bauangelegenheiten und Fördermittelanträgen hatte, musste sie sich mit diesen neuen Dingen beschäftigen. „Man kann ja fragen und immer wieder etwas dazu lernen“, sagt sie. Inzwischen kennt sich Gertrud Cordes gut in solchen Fragen aus und gibt der Gemeinde Damshagen auch manchmal nützliche Tipps. Doch auch sie musste, aus Hamburg kommend, anfangs Skeptiker überzeugen. Manche sagten er werde schwierig, nur vegetarische Speisen anzubieten. „Mecklenburg ist eben Fleischesser-Land“, sagt Cordes lachend. Aber der Trend setzte sich durch und inzwischen beliefert der Gartenbau des Hotels in Stellshagen auch andere Betriebe in der Umgebung. „Dabei hat mein Mann 1996 nur mit einem kleinen Beet angefangen. Wir haben dann versucht, in der Küche zu nutzen, was dort geerntet wurde. Inzwischen bauen wir alles an, was geht.“ In der Spitze beschäftigt Gertrud Cordes 160 Mitarbeiter in ihren beiden Hotels, den zwei Läden mit Bistro sowie in Bäckerei und Wäscherei. 17 Auszubildende lernen in ihrem Unternehmen Berufe der Gastronomie und der Landwirtschaft. Wie nebenbei aber mit ebenso viel Leidenschaft wie in ihrem Unternehmen engagiert sich Gertrud Cordes in ihrem Umfeld. „Schon vor 16 Jahren habe ich mich reingehängt, dass von Grevesmühlen nach Klütz ein Radweg gebaut wird“, sagt sie und freut sich, dass der Weg seit zwei Jahren existiert. Auch für den Erhalt der Grundschule in Damshagen hat sich Gertrud Cordes federführend eingesetzt. „Ich hätte sie sehr gerne erhalten und bin traurig, dass es sich nun so entwickelt hat“, sagt sie. Völlig uneigennützig ist dieses Engagement nicht. „Viele meiner Mitarbeiter leben hier und sollen sich wohlfühlen. Ebenso möchten meine Gäste ein angenehmes ländliches Umfeld“, begründet sie ihren gesellschaftlichen Einsatz. So kämpft sie aktuell dafür, dass die Gemeinde Damshagen Bürgern und Besuchern so schnell wie möglich ein Netz von Wanderwegen bieten kann. Beschlüsse dazu laufen derzeit durch die Gremien, aber die Gemeinde muss bei ihrer Haushaltslage auf jeden Cent achten. „Von solchen Wegen hätten meine Urlauber etwas, aber auch die Bewohner der Gemeinde müssten nicht mehr an den Straßen entlang gehen.“ Auch wenn Gertrud Cordes ihr Unternehmen nicht weiter ausbauen will, hat sie viele Ideen für die Region. „Wenn mehr Zeit ist, möchte ich mich wieder stärker um die Marke ,Klützer Winkel‘ kümmern“, sagt sie. Die Unternehmerin blickt nämlich auf die gesamte Region, von deren positiver Entwicklung alle Hotels profitieren würden. Erfolg mit Bio-Hotels 1995 Gertrud Cordes kauft mit ihrem Mann das Gutshaus ihres Großvaters zurück. 1996 Nach Sanierung und Umbau der Gebäude wird das Hotel in Stellshagen am 1. Juni eröffnet. Was ursprünglich ein Landwirtschaftsbetrieb war, wurde nach der Enteignung 1945 als Kreisparteischule der SED genutzt. 1954 wurde das Gutshaus zu einer Sonderschule für Lernbehinderte mit Internat umgebaut, die 1994 nach Grevesmühlen umzog. 2005 Der Landkreis Nordwestmecklenburg ernennt Gertrud Cordes zur Unternehmerin des Jahres. 2009 Gertrud Cordes eröffnet das zweite Hotel im Gutshaus Parin. Malte Behnk

Stellshagen - Unternehmerin mit Blick für die Region