Zurück in die Vergangenheit: Mit dem Rad die Grenze entlang

Auch wenn in manchen Köpfen der Osten Osten bleibt und der Westen Westen, das Jubiläum der Deutschen Einheit wird auch an ihnen nicht unbemerkt vorbeigehen. 25 Jahre ist es am 3. Oktober diesen Jahres her, dass das 1957 geteilte Deutschland wieder zu einem wurde. Das wird auch in Nordwestmecklenburg gefeiert — gemeinsam mit der Hansestadt Lübeck; quasi der Osten mit dem Westen. Für jedes Jahr Deutsche Einheit wird ein Kilometer mit dem Rad gefahren — 25 Jahre, 25 Kilometer entlang der früheren Grenze. Auf die länderübergreifende Radtour haben sich Kathrin Weiher (parteilos), Kultursenatorin der Hansestadt Lübeck, und Landrätin Kerstin Weiss (SPD) verständigt. „Lübeck und Nordwestmecklenburg möchten diesen Tag gemeinsam gestalten und darüber freue ich mich sehr. Im Mittelpunkt sollen möglichst viele Begegnungen der Menschen stehen, denn direkt an der ehemaligen Grenze war die jahrzehntelange Trennung mit ihren Auswirkungen intensiver spürbar als weiter im Landesinneren“, betont Landrätin Kerstin Weiss. Auf offene Ohren stieß die Aktion auch beim Kreistagspräsidenten Klaus Becker (CDU) und bei Erhard Huzel (CDU), Bürgermeister von Lüdersdorf. Die Gemeinde mit dem Ortsteil Herrnburg erlebe täglich, was das Zusammenleben von Menschen aus den alten und neuen Bundesländern bedeute, sagt Erhard Huzel. „Wir haben in Herrnburg viele Zugezogene, die mittlerweile verwurzelt sind. Solch eine Feierlichkeit halte ich für angemessen.“ Erhard Huzel selbst stammt nicht aus den neuen Bundesländern, wurde im Jahr 1958 in Bonn-Beuel geboren. „Bisher bin ich nur ein Mal angesprochen worden, dass ich ja hier nicht geboren sei“, erklärt er auf die Frage, ob es in der Gemeinde noch Ossi-Wessi-Denken gebe. Die aus den alten Bundesländern in der Gemeinde Zugezogenen würden sich einbringen. „Und das ist das, was zählt“, sagt er abschließend. Mit von der Partie ist auch die Gemeinde Selmsdorf. „Auf dem alten Mitropa-Gelände ist in Privatinitiative ein Fest geplant. Wir unterstützen das gern“, erläutert Bürgermeister Marcus Kreft (SPD). Ein hoher Bevölkerungsanteil in Selmsdorf sei aus Lübeck, sagt er. Die gemeinsame Aktion vom Landkreis, von der Hansestadt Lübeck und von den beiden Gemeinden Selmsdorf und Lüdersdorf sieht er als wichtig an. Denn er glaubt: „Ganz abgeschaltet ist das Ost-West-Denken leider noch nicht.“ Es verliere auch nach 25 Jahren keineswegs an Bedeutung, auf die Wiedervereinigung Deutschlands aufmerksam zu machen, erklärt die Kultursenatorin der Hansestadt Lübeck, Kathrin Weiher. „Vielmehr sind wir aufgerufen, die nachwachsenden Generationen immer wieder an die schlimme Zeit der Teilung unseres Landes zu erinnern", mahnt sie und ergänzt: „Es ist mir ein großes Anliegen, die Wichtigkeit von Gedenkstätten zu diesem Zweck zu betonen.“ Start und Ziel der gemeinsamen Radtour wird in Herrnburg sein. Beginnen wird sie mit einem Gottesdienst. Anschließend geht es über verschiedene Stadtteile in Lübeck zur Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup, an der ein kleines Programm geboten wird. Nächste Stationen sind dann Selmsdorf, Lüdersdorf und abschließend Herrnburg, wo ein Bürgerfest im Festzelt stattfinden wird. „Wir würden es begrüßen, wenn sich entlang der Strecke viele Mecklenburger und Schleswig-Holsteiner mit ihren Ideen und Angeboten einbringen, die diesem Tag einen würdigen Rahmen geben“, so Landrätin Kerstin Weiss. Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) aus Lübeck und Nordwestmecklenburg hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert. Jana Franke

Herrnburg/Schlutup - Zurück in die Vergangenheit: Mit dem Rad die Grenze entlang