Alte Molkerei: Bauland statt Brandruine

Ein Schandfleck am Stadteingang der Hansestadt verschwindet. Die alte Molkerei in der Neubrandenburger Straße wird abgerissen. Sie macht Platz für ein künftiges Wohngebiet. „Bis Ende März soll das Gebäude weg sein“, sagt Frank Ritter vom Rostocker Planungsbüro TIR Konzept GmbH. Dass es relativ lange dauert, begründet Ritter mit der großen Menge an Material, die abgetragen werden muss und dass eben auch alte Elektro-Technik oder Schadstoffe im Gebäude separat entsorgt werden müssen. Sicher könne man sich auf der Fläche mittelfristig eine Wohnbebauung vorstellen, doch der Eigentümer, das Deutsche Milchkontor (DMK), lasse das Areal zunächst einmal nur beräumen, so Ritter. Da das DMK kein Projektentwickler für Wohngebiete sei, sondern andere wirtschaftliche Interessen habe, sei sicher auch ein Verkauf der Fläche nicht ausgeschlossen, vermutet Frank Richter. Den Eigentümer des Areals und die Anwohner hatte eine Brandserie in Atem gehalten. In diesem Jahr musste die Rostocker Feuerwehr allein viermal ausrücken, um Feuer nach Brandstiftungen zu löschen. Inzwischen ist es der Polizei gelungen, zwei Männer im Alter von 17 und 21 Jahren als Täter zu überführen. Die Brände haben den schlechten Zustand des Gebäude-Komplexes noch vergrößert. Darum ist auch der Ortsbeirat Brinckmansdorf froh, dass die Ruine nun abgerissen wird. „Wir haben das schon länger gefordert und sind froh, dass es nun passiert“, sagt Karl Scheube, Vorsitzender des Ortsbeirates Brinckmansdorf. Sein Gremium habe sich wiederholt dafür eingesetzt, dass die Randzonen an den Gewerbegebieten an der Neubrandenburger für eine Wohnbebauung genutzt werden sollen. „Doch dazu muss die Stadt den Bebauungsplan ändern. Dazu sei es bisher nicht gekommen“, sagt Scheube. Denn noch sehe der Bebauungsplan dort ausschließlich Gewerbe vor. Doch das mache seit Jahren einen großen Bogen um die Neubrandenburger Straße. Weder für die Fläche des früheren Industriekombinates Nord (IKN) noch für die des alten Betonwerkes hätte sich je jemand interessiert. Doch da jetzt der Bebauungsplan für das Wohngebiet „Warnowniederung“ erarbeitet werde, gebe es bestimmt auch die Chance, für das Gelände der alten Molkerei einen solchen Plan zu entwickeln beziehungsweise den vorhandenen Plan zu ändern. Ralph Müller, Leiter der Stadtplanung, hatte stets betont, offen für eine andere Nutzung der Fläche entlang der Neubrandenburger Straße zu sein und hatte dabei vor dem Bauausschuss den östlichen Teil mit der alten Molkerei ausdrücklich einbezogen. Allerdings, so sein Hinweis, müsse ein Schallgutachten die Lärmimmission vor Ort beurteilen, um zu klären, ob dort überhaupt eine Wohnbebauung möglich sei. Für das Wohngebiet „Warnowniederung“ westlich der Neubrandenburger Straße wird nach Beschluss der Bürgerschaft nun ein Bebauungsplan aufgestellt. Die etwa acht Hektar große Fläche ist seit vielen Jahren unsaniert, der Boden kontaminiert. Das Areal soll ein Wohngebiet werden. Das Kulturhaus Alte Zuckerfabrik, das an das Baugebiet grenzt, wird in den Bebauungsplan mit aufgenommen. Fehlinvestition Dass der Neustart am derzeit unansehnlichen Standort gelingt, hoffen wohl vor allem die Anwohner. Sie hatten schon lange den Zustand der seit 1995 stillgelegten Fabrik bemängelt. Sie war nach dem Neubau der Molkerei in unmittelbarer Nachbarschaft überflüssig geworden. Doch die neue Molkerei erwies sich als Fehlinvestition. 2005 kam das Aus für die „Küstenland-Molkerei“. Damals ist in Rostock nicht nur eine fast 130-jährige Branchentradition gestorben, sondern mit dem Label „Küstenland“ auch eine damals sehr beliebte Marke. Thomas Sternberg

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