„Brinckmänner“ lernen in der alten Domschule

Neue Tische, Stühle, Räume, Tafeln, ein Fahrstuhl und endlich mehr Platz. Brinckman-Schüler haben jetzt die Räume im Gebäude der alten Domschule bezogen. Auf zwei Etagen können sie nun in zehn weiteren Klassenzimmern lernen. Hinzu kommt noch ein Kunstraum, ein Technikkabinett sowie ein Lehrerzimmer. Zwei Jahre lang wurde an diesem Gebäude gewerkelt, gestern wurde feierlich der Schlüssel übergeben. An höhere Kosten und die Bauverzögerung dachte gestern niemand mehr. „Nun muss der Kunstunterricht nicht mehr im Chemieraum stattfinden“, zeigte sich ein zufriedener Schulleiter Helmut Hickisch. Zur feierlichen Übergabe — begleitet durch einen Auftritt des Kammerchors der Schule — überreichten Bürgermeister Arne Schuldt (parteilos) und Landrat Sebastian Constien (SPD) den Schlüssel an den Leiter. Constien erinnerte sich an die Anfänge. Am 10. Mai 2010 einigten sich damals Stadt und Landkreis darauf, dass das Gebäude saniert und dem Brinckman-Gymnasium angegliedert wird. „Der Kreis ist für viele kommunalen Aufgaben zuständig, unter anderem auch für die Bildung. Da Güstrow nur noch über ein Gymnasium verfügt und weil durch steigende Schülerzahlen mehr Kapazität erforderlich ist, wurde dieser Schritt gewagt“, sagt Landrat Constien. Auch Schuldt erinnerte sich, dass zwar der Traum bestand, aber lange der Mut fehlte, dieses Gebäude anzupacken. „Manchmal muss man Träume haben, damit sie verwirklicht werden können. Nach einem langen Weg wurde hier Tradition mit der Moderne zusammengeführt.“ Nachdem die Räume zu eng und zu klein wurden im Brinckman-Gymnasium, hatte die Stadt damals noch andere Ideen in der Hinterhand. Man wollte das Haupthaus ursprünglich nach hinten erweitern, doch viel Platz bis zur Stadtmauer war nicht. Auch eine Erweiterung auf dem benachbarten Gelände des Landkreises stand im Raum. Letztendlich entschieden sich die Stadtvertreter für die aufwendigste Variante mit der Sanierung der alten Domschule. Viel Arbeit stand die nächsten vier Jahre an. Dabei lobte Schuldt besonders die beteiligten Personen Petra Langkau von der Güstrower Bauverwaltung, Rolf Kistler von der BIG-Städtebau Gmbh und Christoph Heyn vom ausführenden Planungsbüro Rohling (Pbr), die an jeder der 103 Bauberatungen teilgenommen haben. Auch, dass Mehrkosten entstanden sind, sei zu verschmerzen gewesen. „Es gab Bauschäden, mit denen keiner gerechnet hat. Alles blieb letztendlich in einem akzeptablen Rahmen“, erklärte Schuldt. Vor mehr als einem Jahr stockte die Sanierung, da Holzschwamm im Gebäude entdeckt wurde und eine neue Statik sowie eine neue Deckenkonstruktion angefertigt werden mussten. Zwischendurch sah es so aus, als würde die Baustelle auch über den Jahreswechsel hinaus bestehen. Als Innenminister Lorenz Caffier (CDU) im Sommer 2013 bei einem Rundgang einen Förderbescheid überreichte, lag Bauschutt in jedem Raum, die Treppe war marode und die Decken waren vollständig geschädigt. Mit leichter Verspätung konnten die Arbeiten nun doch noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. „Wenn ich zurückblicke und an den anfänglichen Zustand denke, war nicht damit zu rechnen, dass es zu packen ist. Es gehörte viel Optimismus dazu“, sagt Pbr-Architekt Andreas Nülle. Gezweifelt habe er nie. „Gemeinsam haben wir ein gutes Werk geschaffen.“ Die alte Domschule zum Leben zu erwecken, hat auch historische Bedeutung für Güstrow. Das Haus in der Schulstraße ist das älteste durchgehend besuchte Schulgebäude Norddeutschlands. Die Schule besteht aus zwei Gebäudeteilen, einem älteren Teil, der auf eine Entstehungszeit um 1579 zurückgeht, und einem Anbau auf der Nordseite von 1868. Ohne Unterbrechung lernten die Schüler hier vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 2001. Drittes Haus für das Brinckman-Gymnasium 4,4 Millionen Euro hat die Sanierung insgesamt gekostet. Die größten Posten auf der Rechnung gehören mit 685 000 Euro zum Rohbau, und um die 400 000 Euro kosten Tischlerarbeiten an Fenstern und Türen. Mehr als 500 000 Euro wurden zusätzlich benötigt. Nach erster Berechnung sollte die Sanierung unter vier Millionen Euro bleiben. Gutachter haben im vergangenen Jahr Holzschwamm im Gebäude entdeckt. Außerdem musste die Statik neu berechnet werden. Auftraggeber der Sanierung ist die Stadt Güstrow, die jetzt das Schulgebäude an den Kreis vermietet. Im Vertrag ist eine Nutzung von insgesamt 20 Jahren festgesetzt. Die Refinanzierung soll über die Miete erfolgen. Die Räume werden künftig zum John-Brinckman-Gymnasium gehören und für die Schüler als drittes Haus zur Verfügung stehen. Nun muss der Kunstunterricht nicht mehr im Chemieraum stattfinden.“Helmut Hickisch, Schulleiter John-Brinckman-Gymnasium Mathias Otto

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