Schulleiterin in Güstrow: „Hier kann man nicht nach Schema F arbeiten“

Caren Mahn. Schulleiterin in Güstrow. Studierte Bio- und Sportlehrerin. „Zeit gibt es meist nie“, sagt sie humorvoll grollend. Caren Mahn ist verantwortlich für 600 Schüler und 60 Kollegen. Seit fast fünf Jahren ist sie die Leiterin der Schule am Inselsee. 20 Prozent ausländische Schüler lernen hier. Außerdem junge Leute mit einer bunten Vielfalt von Stärken, Schwächen und Problemen. Im Volksmund wird so eine Schule Brennpunkt-Schule genannt. „Wir mögen diese Bezeichnung nicht – wir sind eine Standortschule“, sagt Caren Mahn. Die Masse ihrer Schüler seien Kinder wie andere auch. Bürokratie nimmt massiv zu: „Je länger ich hier sitze, desto mehr habe ich das Gefühle, dass ich schwimme“, sagt Schulleiterin Mahn. Die massiv zunehmende Bürokratie bringe sie an die Leistungsgrenze und darüber hinaus. „Aber die anrechenbaren Stunden für diese Arbeit nehmen nicht zu.“ Natürlich wusste sie, dass die Belastung mit der Übernahme des Postens steigen würde. Doch ohne genau zu wissen, was auf sie zukommt, stürzte sie sich ins Abenteuer. „In den ersten zwei Jahren habe ich nur nach Bauchgefühl und mit viel Unterstützung des Schulamtes und des Kollegiums gearbeitet.“ Ehemalige Weltklasse-Schwimmerin: „Ich habe hier schon zehn Kilo zugenommen“, sagt sie, lächelt und lässt keinen Zweifel, wie sehr sie ihre Mannschaft, ihre Schüler, ihren Job mag. Außerdem ist Caren Mahn zäh. Früh lernte sie im Schwimm-Leistungssport, durchzuhalten, holte bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau unter ihrem Mädchennamen Metschuck drei Goldmedaillen und eine Silbermedaille. „Seitdem die Corona-Krise läuft, gibt es für Schulleiter eine Erreichbarkeitsverpflichtung“, berichtet die 57-Jährige. Am Wochenende müsse sie oft arbeiten, „was sich aber teilweise nicht mit der neuen Datenschutzverordnung verträgt“, da sie Unterlagen mit nach Hause nehmen müsse. Alles so Sachen, die irgendwie funktionieren, damit Schule läuft. „Kampffeld“ IT-Technik: Seit Jahren ist die IT-Technik eines der „Kampffelder“ von Caren Mahn. Mit Endgeräten sei ihr Haus gut ausgestattet. „Aber die 16-Mbit-Leitung ist nicht belastbar.“ Vor zwei Jahren habe sie bereits den Antrag auf mehr Leistung gestellt. Der Punkt Endgeräte treibe ihr den Schweiß auf die Stirn. „Um den Bedarf abzufragen, müssen wir immer noch Zettel ausgeben – digital ist das nicht möglich.“ Rückschläge gehören zum Job, Erfolge ebenso: Caren Mahn ist direkt und scheut nicht die Debatte. Schulleiter müssen einen Spagat hinbekommen: Eltern, Schülern und Kollegen gerecht werden. Rückschläge gehören dazu. Erfolge auch: „Wenn man um Schüler kämpft und sie es schaffen, dann sind wir stolz.“ Sie beobachtet, dass die Kritik an Lehrern zugenommen hat. Sie schätzt den Anteil der Eltern, die bei Problemen „uneinsichtig“ sind, auf etwa zehn Prozent. Stresst das nicht? „Ich habe tolle Kollegen – ich mag das gesamte Haus und arbeite gern mit Kindern.“ Die verschiedenen Persönlichkeiten machten ihr Freude und dass man hier nicht nach „Schema F“ arbeiten könne. „ Der Job ist schwer, aber ich will es packen. Mehr lesen: Schulleiterin in Sanitz: „Es ist anstrengend“ Kommentar: Weil sie „Artisten“ sind Von Klaus Amberger