„Wieder ein Flugzeug in Laage stationieren“

Von der Weltstadt Berlin auf den mecklenburgischen Acker: Der Unterschied könnte für Rainer Schwarz (57) kaum größer sein. Einst Geschäftsführer der Berliner Flughäfen, will er jetzt den Regionalflughafen Rostock-Laage beleben. Sein Konzept: die Passagierzahlen steigern, MV mehr an deutsche Drehkreuze anbinden, Netzwerke nutzen — vielleicht sogar bald wieder mit einem in Laage stationierten Flugzeug. Zuckerrüben liegen auf dem Weg zum Airport Rostock-Laage. Gestern, 13 Uhr: Die Anzeigetafeln im Terminal sind leer: null Abflüge an diesem Tag, null Ankünfte. Kampfjets der Bundeswehr heben donnernd vom Rollfeld ab. Im Terminal des Zivilflughafens herrscht dagegen Totenstille. Plakate werben für einen Charterflug nach Dubai — im Februar. Rainer Schwarz ist seit einer Woche neuer Chef. Auf seinem Tisch türmen sich Hunderte Visitenkarten. „Ich weiß gar nicht, wen ich alles kennenlernen soll“, sagt er lachend. Bis vor zwei Jahren war Schwarz Geschäftsführer des neuen Berliner Airports, der jetzt weltweit als Pannenflughafen bekannt ist. Zwischen den Mühlen der Politik, wie er schildert, „selbst ein halber Politiker“. Er wollte wieder ins Geschäft einsteigen, gern in Laage. Nach sieben Tagen Arbeit sei ihm bewusst: kein leichter Job. Der Flughafen, dessen Gesellschafter die Hansestadt über die Rostocker Versorgungs- und Verkehrsholding, der Landkreis Rostock und die Stadt Laage sind, mache „pro Jahr 2,8 Millionen Euro Verlust“. Das habe er geprüft. Nur rund 170000 Passagiere werden hier in diesem Jahr gezählt; es waren mal viel mehr. Dennoch ist Schwarz guter Dinge. „Der Flughafen ist schlank aufgestellt, sehr effizient“, sagt er. 53 Festangestellte, 60 in Teilzeit, vier Azubis — das sei im Vergleich zu anderen Regionalflughäfen gut. Nach dem Aus und dem Ausstieg von Airlines schlittert Rostock-Laage in diesem Jahr in die „Talsohle“, wie es Schwarz nennt. Das Frachtgeschäft sei „faktisch nicht da“. Priorität habe aber der Passagierverkehr. Zunächst sollen mehr Touristen im Flugzeug an die Ostsee kommen. Die Infrastruktur sei sehr gut. Schwarz hofft, Kontakte nach Süddeutschland, Österreich und in die Schweiz aufbauen zu können. Mit Linienflügen wolle er „täglich in die deutschen Drehkreuze“ eindringen. Heißt: mehr Flüge nach Köln, München oder anderswo. Ein weiteres Standbein seien die Charterflüge: Teneriffa, Gran Canaria, Hurghada und Antalya stehen derzeit im Flugplan. Rhodos und Mallorca kommen bald wieder hinzu. Nur zweimal pro Woche ging es ab Laage zuletzt nonstop auf die Lieblingsinsel der Deutschen. Das müsse sich ändern, so Schwarz. Hier wolle er mit Partnern, wie der Airline Germania, sprechen. Vielleicht gelinge es, eine Maschine in Laage zu stationieren. „Das würde weitere Ziele generieren.“ Berlin und Laage — das könnte für den Norden eine fruchtbare Verbindung werden, hofft Schwarz. Wenn der neue BER-Flughafen erst mal am Netz ist (vermutlich 2017), gelte ab 22.30 Uhr ein komplettes Nachtflugverbot über Berlin. Eine Chance für Rostock-Laage: Verspätete oder umgeleitete Flieger könnten hier landen. Überhaupt: Für Nord-Brandenburger sei Laage dann so gut zu erreichen wie der Flughafen südlich Berlins. „Mit vielen Vorteilen.“ So gebe es hier Ruhe in der Abfertigung und jede Menge günstige Parkplätze. Das müsse sich herumsprechen. Sprechen will Rainer Schwarz auch mit der Landespolitik. „Andere Bundesländer bekennen sich zu ihrem größten Flughafen“, sagt er. Das müsse in MV mit Rostock-Laage auch möglich sein. Und eine engere Bindung zur Wirtschaft sei wichtig. Vor seinem Büro trifft Rainer Schwarz Christian Weiß von Rostock Business. Eine Visitenkarte weniger. Das riesige Terminal ist immer noch menschenleer. Vom Berliner Pannen-Flughafen nach Laage Noch vor wenigen Tagen war Laages Flughafen-Chef Rainer Schwarz im Untersuchungsausschuss für den neuen Berliner Flughafen (BER). Ursprünglich sollte der Flughafen 2012 eröffnet werden. Doch die Brandschutzanlage funktionierte nicht. Seitdem streitet die Politik, wer die Verantwortung trägt. Schwarz wurde 2012 als Geschäftsführer des BER-Flughafens entlassen. Für die Zeit nach der Kündigung bekommt er rund eine Million Euro. Das Landgericht Berlin sprach ihm im Oktober diese Gehaltszahlungen bis Vertragsende im Mai 2016 zu. Frank Pubantz

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