Hausärzteverband MV: Nicht aus Angst vor Corona andere Krankheiten verschleppen

Die 1200 Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern spüren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf besondere Art und Weise. Nur noch ein Drittel der ursprünglichen Patienten sucht derzeit die Praxis eines Hausarztes auf, erklärt Dr. med. Jörg Hinniger, Vorstandsmitglied des Hausärzteverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. „Die meisten Menschen verhalten sich angesichts der außergewöhnlichen Situation sehr besonnen und versuchen, Kontakte zu vermeiden“, schätzt der Demminer Allgemeinmediziner ein. Patienten mit grippeähnlichen Symptomen holten sich, wie von Politik und Medizin gefordert, per Telefon Rat. Praxen werden zu „Call-Centern“: Aber auch Patienten mit anderen Problemen griffen in dieser Zeit eher zum Hörer, als dass sie sich beim Arzt vorstellten. Die Hausarztpraxen entwickelten sich zunehmend zu „Call-Centern“. Nicht selten müssen Hausärzte am Telefon helfen, wenn Patienten mit Depressionen, Panik, Existenzängsten und familiären Problemen anrufen. Mit Sorge beobachtet der Hausärzteverband vor allem, dass chronisch kranke Patienten oder Patienten mit diversen Neuerkrankungen aus Angst vor Ansteckung in den Wartezimmern ausblieben. Der Demminer Hausarzt Dr. Hinniger unterstreicht: „Die Zahl der Kranken sinkt doch nicht in Corona-Zeiten. Deshalb möchten wir an die Vernunft der Menschen appellieren, vorhandene Probleme nicht aufzuschieben. Chronische Wunden, Schmerzen in der Brust und vieles mehr gehören weiterhin dringend in ärztliche Betreuung.“ Termine können eingehalten werden: Besonders wichtig sei der regelmäßige ärztliche Kontakt für chronisch kranke Menschen, Menschen mit Lungen- und Herzerkrankungen sowie Diabetes. Gerade bei leereren Wartezimmern könne der Hausarzt es zeitlich gut managen, dass Termine eingehalten werden. Auf hygienische Maßnahmen wie Sitzabstand, Händedesinfektion und Mundschutz werde in den Praxen explizit Wert gelegt. Zu den neuen Versorgungsmodellen gehört es auch, dass einige Hausarzt-Praxen von sich aus Patienten anrufen, um in Kontakt zu bleiben, sich über den Krankheitsverlauf zu informieren und je nach Bedarf den Kranken einzubestellen. Sollten die Wartezimmer wider Erwarten gefüllt sein, werden Patienten gebeten, beim Spaziergang oder im Auto auf einen Anruf zu warten. Lesen Sie auch: Verunsicherung wegen Corona? Uniklinik Greifswald appelliert an Schlaganfall-Patienten Hausärzte in MV machen sich Sorgen: Schutzmasken & Co. sind weiter knapp OZ-Karte zu den 16 Corona-Abstrichzentren in MV: Wo kann sich wer wann testen lassen? Von OZ