Ansturm am letzten Verkaufstag: So geht es in Bau- und Gartenmärkten in MV nun weiter

Blumen, Farbeimer, Teppichboden – die Körbe an den Kassen der Baumärkte sind gut gefüllt. „Für viele ist jetzt Zeit für Projekte“, sagt Thomas Borsch, Geschäftsleiter der Bauhaus-Filiale in Rostock-Schutow. Tausende Kunden nutzten am Montag noch einmal die letzte Chance zum Einkaufen, bevor auch für Bau- und Gartenmärkte die Schließungsregelung der Corona-Epidemie gilt. „Der Andrang war so groß, dass die Autos teilweise auf der Rechtsabbiegerspur der B 105 standen“, berichtet Borsch. Nur 100 Kunden durften sich zeitgleich im Markt aufhalten – für jeden, der das Geschäft verließ, erhielt ein neuer Kunde Einlass. Doch zu viele halten sich immer noch nicht an die Regeln. „Manche kaufen einen Sack Erde, kommen dafür aber zu dritt. Wieder andere kommen sichtbar nur zum Schlendern und haben dann noch die Kinder dabei“, berichtet Thomas Borsch. Dass dieses Verhalten einzelner Unvernünftiger in Zeiten der grassierenden Corona-Pandemie nun auch zur Schließung der Baumärkte führt, könne er verstehen. Heftiger Streit bei der Schließungsentscheidung in Schwerin: Dabei war die Entscheidung – zumindest in MV – nicht unumstritten. Nach OZ-Informationen soll es bei der Diskussion um die Baumarktschließung heftigen Streit zwischen Oberbürgermeistern und Landräten auf der einen und Landesregierung auf der anderen Seite gegeben haben. Mehrere Teilnehmer der Krisen-Telefonkonferenz am Sonntagabend bestätigten, dass sich die Verwaltungschefs gegen die Schließung ausgesprochen haben sollen. Bildergalerie: So groß war der Ansturm auf die Baumärkte in MV Sie wollten vermeiden, dass es noch mehr Ansturm auf große Einzelhändler gibt, die auch Garten-Artikel führen. Während Landräte und Oberbürgermeister noch mit dem Chef der Schweriner Staatskanzlei verhandelten, verbreitete Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) aber bereits die Nachricht von der Schließung der Baumärkte. „In Schwerin herrscht zum Teil totales Chaos“, so ein Insider der Runde. Entscheidung der Regierung „ist halbherzig“: Montagnachmittag wurde bei einer weiteren Telefonrunde des Kabinetts verfügt, dass Baumärkte trotz Schließung Liefer- und Abholservices einrichten dürften. Die Handwerkskammer MV lobt diesen Schritt – weil damit auch die Materialversorgung für Handwerker und damit wichtige Dienstleistungen im Land sichergestellt wäre. Die nachträgliche Aufweitung gilt aber auch für Privatpersonen. „Ich finde diese Entscheidung halbherzig, die hätte man sich dann auch sparen können“, erklärt Bauhaus-Marktleiter Thomas Borsch. Er will prüfen, inwieweit sich die Regelung bei ihm umsetzen lasse –zum Beispiel durch Nutzung der Außenkassen – und vor allem, wie die Kunden damit umgehen. Der Onlineshop samt Lieferung funktioniere aber in jedem Fall. Für den Niederlassungsleiter geht es vor allem um den Schutz seiner Mitarbeiter, die in diesen Tagen trotz begrenzter Kundenströme zig mal mehr Kontakte hatten als empfohlen. „Gerade in der Zeit, als es noch keine endgültige Entscheidung gab, war es ziemlich wild – schließlich ist jetzt auch Saisonstart für unsere Branche“, berichtet Borsch. Zwangspause verschafft Zeit für Liegengebliebenes: In der Schutower Filiale gehe es nach der Schließung einmal weiter wie gehabt. „Im Einzelhandel hat man immer zu wenig Zeit und es gibt genug zu tun. Dinge, die man sonst nicht schafft“, sagt Borsch. „Wir machen den Laden jetzt erst einmal so schick, als würden wir neu aufmachen wollen.“ Ob möglicherweise auch Kurzarbeit beantragt werden muss, würde in der Zentrale in Mannheim entschieden und hinge auch davon ab, wie lange die Schließung dauert. Thomas Borsch hofft, dass es nach der jetzt geplanten Frist für die Händler normal weitergehen kann. Verkaufspersonal hilft in anderen Bereichen aus: Unverständnis für die Anordnung, zu schließen, dagegen bei Ute Hinrichs. Die Inhaberin des gleichnamigen Pflanzenhandels samt Baumschule aus Kröpelin hätte trotz Corona gern noch weiter Kunden bedient. „Die Leute kommen bei uns ganz vernünftig einkaufen. Wir haben außerdem die Wegeführung geändert, um die Kundenströme zu entzerren“, erklärt sie. Ab Dienstag sollen Kunden dennoch an ihre Ware kommen. Obwohl es keinen Onlineshop gibt, sind Bestellungen per Telefon oder E-Mail möglich. Modalitäten zu Abholung oder Lieferung würden dann mit den Kunden vereinbart, sagt die Chefin. Sie musste aufgrund der Zwangsschließung erst einmal das Personal umordnen. „Diejenigen aus dem Verkauf helfen jetzt bei den Dienstleistungen und der Produktion mit“, erklärt Ute Hinrichs. Als kleinerer Betrieb versuche sie, mit den Vorgaben und deren Konsequenzen klarzukommen und hofft, dass die angeordnete Schließung so bald wie möglich wieder aufgehoben wird. „Bis dahin versuchen wir einfach alles, was geht.“ Lesen Sie mehr: Liveticker zur Corona-Lage in MV: Alle aktuellen Infos vom Montag Corona-Krise: Diese Händler aus MV bieten ab sofort Abhol- oder Lieferservice Mit dem Quad durch die Dünen: Warum Rostocks Forstamt diese Chaoten jagt Verhaltene Quaran-Töne auf Rostocks Balkonen Wiro stundet in Not geratenen Mietern in Corona-Krise die Miete Von Claudia Labude-Gericke und Andreas Meyer