Apothekenhistorie zum Sehen und Hören

Jetzt gibt‘s was auf die Ohren: Informationen über Hinterglasmalerei in der Warnemünder Detharding-Apotheke gibt es jetzt als Vortrag vom Tonband. Die Schauspieler Rita Feldmeier und Achim Wolff sprachen die Texte zur Pharmazie-Geschichte und Entstehung der Glasmalereien ein. Besucher der 1853 gegründeten Apotheke können sie ungestört per Kopfhörer anhören. Bitte ans Apotheken-Personal genügt. Die Hinterglasmalerei der Apotheke am Kirchenplatz ist 40 Jahre alt. Ursprünglich zierten die 1975 vom Künstler Wilhelm Mandel, Fachschule für Angewandte Kunst Heiligendamm, geschaffenen Bilder die Fenster zum Hof des 1968 errichteten Gebäudes. „Sie sollten etwas Farbe in die überwiegend zementgraue DDR- Architektur bringen“, erzählt Apothekenleiterin Siglinde Lindauer, „und den Blick auf die triste Fassade des Pastoren-Hauses nebenan nehmen.“ Mit der Verkleinerung der Apothekenräume 1990 wanderten sechs, 15 Jahre später auch das siebente Bild in den Verkaufsraum. Dort sind sie nun für jedermann sichtbar. Wie viel Geschichte in den Abbildungen steckt und wie intensiv sich der Künstler seinerzeit mit der Materie auseinandersetzte, flößt den heutigen Apothekenmitarbeiterinnen größten Respekt ein. Zum Beispiel die Pflanzenornamente, die jedes Bild umrahmen:„Das ist nicht nur Dekoration“, sagt Siglinde Lindauer. „Es sind sehr realistische Abbildungen von Arzneipflanzen, die die jeweils im Bild erfasste Epoche repräsentieren.“ Kopfhörer auf und MP3-Player an: Die Texte sind zum Teil den Erläuterungen entnommen, die der Künstler Wilhelm Mandel — er starb 1985 im Alter von 78 Jahren — selbst aufgeschrieben hatte. Den fachlichen Hintergrund zu den Arzneipflanzen steuerte die Apothekenleiterin bei. Das erste Bild zeigt Lukas von Antiochia um das Jahr 300 nach Christus. Die nach dem Arzt und Apotheker benannte Lukasgilde vereinigte einst Apotheker und Maler. „Weil beide Berufsgruppen an chemischen Zusammenhängen interessiert waren“, zitiert Schauspieler Achim Wolf den Glasbild-Künstler Mandel. Schauspielerin Rita Feldmeier spricht die Erläuterungen zu den Pflanzen — im ersten Bild ist es der Faulbaum, dessen Rinde als Abführmittel verwendet wird. So geht es Bild um Bild durch die Geschichte der Pharmazie — bis ins 20. Jahrhundert. Dieses Bild ist vom Baldrian umrankt. Warum ausgerechnet das Beruhigungsmittel die Darstellung der die Arzneimittelproduktion in der damals gegenwärtigen DDR symbolisiert, lässt der Text mit einem hörbaren Augenzwinkern offen. „Hülfsapotheke“ Auf Grund des 1616 vom Rostocker Gewett erlassenen Niederlassungsverbotes für Warnemünde gab es hier auch keine Apotheker. Eine erste Arzneimittelversorgung begann um das Jahr 1820, als der Rostocker Arzt und Naturwissenschaftler Georg Gustav Detharding während der Badesaison Sprechstunden abhielt und Arzneimittel für leichte Erkrankungen mitbrachte. Später richtete Detharding eine „Hülfsapotheke“ ein. Klaus Walter

Warnemünde - Apothekenhistorie zum Sehen und Hören