Archäologen legen Wasseranlage aus dem Mittelalter frei

Trotz des nasskalten Wetters arbeitet sich Giannina Schindler Stück für Stück voran. Seit Anfang der Woche laufen die Ausgrabungen des Altstädter Borns in der Östlichen Altstadt am Wendländer Schilde, die sie als Grabungsleiterin betreut. Nach ersten Vorüberlegungen soll das mittelalterliche Wasserversorgungssystem, in dem früher das Wasser in die Stadt hinein geleitet wurde, nun vollständig erhalten bleiben. „Schon vor den Sanierungsarbeiten der Straße war der Altstädter Born bekannt“, erzählt Archäologin Giannina Schindler. Daher sei er nicht erst bei den Bauarbeiten entdeckt worden. Generell komme es in der Altstadt sehr häufig zu solchen Ausgrabungen. Unbekannt war allerdings, wie viel von dem Befund nun tatsächlich noch erhalten ist. Dabei erlebten Schindler und ihre Grabungsassistentin Petra Kohl jedoch eine besonders positive Überraschung. „Die gute Erhaltung des Borns ist für uns wirklich schön“, sagt die Grabungsleiterin. In der Rostocker Innenstadt befanden sich ursprünglich insgesamt drei. Einer jeweils für die Neustadt, Mittelstadt und Altstadt. Der Altstädter Born ist davon am besten erhalten. Im späten 16. Jahrhundert entstand das Gebäude zur Wasserversorgung direkt neben der Nikolaikirche Am Wendländer Schilde. Luftangriffe beschädigten es 1942, so dass die Ruine 1948 dann abgetragen wurde. Weniger Jahre später wurde der Born zwar originalgetreu, aber leicht versetzt nachgebaut. „Das hat wahrscheinlich was mit dem Straßenverlauf zutun. Ich denke, das Gebäude hat verkehrstechnisch einfach gestört“, sagt Schindler. Bisher sollte der Altstädter Born bis zu zwei Dritteln entfernt werden, um die Bauarbeiten nicht weiter zu behindern. „Dafür hätten wir alles auseinanderpflücken müssen“, erklärt Petra Kohl. Das ist nun nicht mehr nötig. Leitungen und Schächte, die im Zuge der Straßensanierung notwendig sind, will die Firma Eurawasser nun so weit verlegen, dass der Fund so gelassen werden kann, wie er ist. Archäologin Giannina Schindler freut sich darüber natürlich besonders. „Von solchen Anlagen gibt es nicht viele. Ich hab bisher nur eine weitere in Stralsund gesehen“, sagt sie. Doch auch eine negative Seite hat diese gute Nachricht. Durch den Erhalt des Borns hat die Archäologin nicht die Möglichkeit, der Anlage genau auf den Grund zu gehen und sie in ihre Einzelteile zu zerlegen. „Der Erhalt steht aber über der Forschung“, sagt sie. Eine spannende Angelegenheit ist das also für die ganze Ausgrabungsgruppe. Nur das Wetter will zurzeit nicht so wirklich mitspielen. „Wir lassen uns nicht abhalten und arbeiten bei Regen trotzdem weiter. Dann muss halt ein Regenschirm her“, erzählt Petra Kohl hochmotiviert. Nur das Dokumentieren auf Papier wird dadurch enorm erschwert. „Bis Montag kann man noch ein bisschen an der Ausgrabungsstelle gucken“, sagt Giannina Schindler. Dann werden nämlich voraussichtlich die Tiefbauarbeiten an den Trassen weitergehen. Borngesellschaften Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurden Borne für die Wasserversorgung genutzt. Dafür schlossen sich Borngesellschaften zusammen. Sie bestanden aus Bürgern, die auf ein Wassersystem innerhalb der Stadt Wert legten und mit dem Born Wasser in die Städte hinein leiteten. Die Altstädtische Borngesellschaft in Rostock bestand bis 1922. Danach fand ein Museum der Wasserversorgung seinen Platz in dem alten Borngebäude. In Rostock gab es insgesamt drei Borne, für jeden Altstadtteil einen. Franziska Krakow

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