Aufheizen, wo früher geplanscht wurde: Das Warmbad in der KTV

Ein etabliertes Original im Studentenviertel: Das Team des OZ-Kneipen- und Clubtest hat Station in der Niklotstraße gemacht und das Warmbad unter die Lupe genommen. Aus einer kleinen Brauerei in Leipzig kommt es und wurde von Studenten entwickelt: Industriebier. Nur in zehn deutschen Städten wird es in jeweils einer Lokalität verkauft. In Rostock ist es das Warmbad. Wie kommt das? Eine Frage, die sich auch Barkeeperin Josephin Redecker (30) stellt. Industriebier sei beliebt bei Frauen. Denn: „Relativ leicht und süffig“ beschreibt Student Thomas Linke (29) den Geschmack. Er sitze eigentlich am liebsten mit einem Bier am Hafen, aber zur Fête de la musique geht er wie in alten Zeiten („Ich war früher öfter hier, aber habe keine Zeit mehr“) mal wieder in‘s Warmbad. Bill Nagel (21) trinkt hier lieber Mate. „Im Winter ist es drinnen sehr gemütlich — im Sommer eben draußen“, sagt er. Gibt es das ganze Jahr über, aber spiegeln die Jahreszeiten wider: Amaretto-Apfelsaft als Longdrink im Winter und Himbeerlimonade im Sommer. „Die ist lecker, aber teuer“, findet Dennis Lübke (12), der mit seinem Vater Karsten Lübke (51) im Warmbad ist. Mit dem Papa loszugehen sei „cool und lustig“, er sitze aber lieber draußen, weil es drinnen zu dunkel sei. „Gar nicht teuer“ finden es Adelheid Kowalski (63) und Irmgard Heitmüller (61). Sie sind nur zu Besuch in Rostock. „In Hildesheim ist es viel teurer“, berichten sie. Die Touristinnen zeigen: Das Klientel ist breit gefächert. Gemütlicher Spätnachmittag in der szenigen KTV oder Vorglühabend vor dem Gang ins Peter-Weiss-Haus. Aufmerksamer und zu Späßen aufgelegter Service und ein umfangreiches Angebot lenken die Blicke der Gäste von fehlenden Fußleisten und in ihrer Funktion eingeschränkten Türklinken ab. Erdfarben überall, aber schwarz-weiße Landschaftsbilder an Wänden: „Das urige Flair entsteht, weil nicht alles perfekt ist“, so Koch Volker Lerch (36). Wer sich das Rostock-Album zu Gemüte geführt hat, weiß: Das Warmbad hat seinen Namen nicht von ungefähr. „Früher war das hier mal eine öffentliche Badeanstalt“, sagt Barkeeperin Josephin Redecker (30). In der KTV habe es früher viele Wohnungen ohne Waschmöglichkeit gegeben. „Dann kamen die Menschen her, um sich zu säubern.“ Die Musik im Warmbad variiert mit dem Barkeeper, aber die sind sich einig: „Die Rolling Stones und Udo Lindenberg würden sich hier wohlfühlen.“ Warum? „Weil die Kneipe genauso alt ist wie sie.“ Die Bar gibt es zwar erst seit 1992. Aber Stammgäste würden den Eindruck, die Kneipe sei älter, sicher bestätigen: Das alte Münztelefon, das auf dem Gang zur Toilette hängt, ist nur eines von vielen altmodischen Dekoelementen. Und dass „Toxic“ von Britney Spears ein typischer Song der Bar ist, zeigt die Widersprüchlichkeit eines „waschechten“ KTV-Originals. Preis-Leistungs-Verhältnis Wohlfühlfaktor Flirtfaktor Service/Freundlichkeit Angebotsvielfalt Sauberkeit Gesamt Preise über dem Durchschnitt, ein großes Angebot und freundlicher Service Die OZ macht den großen Kneipen- und Clubtest in Rostock. Wo ist die Stimmung am besten, wo der Pfeffi am günstigsten? Wo sind die Toiletten sauber? In den kommenden Wochen ziehen Teams von Testern in angesagte Lokale und Bars der Hansestadt. Bewertet werden die Kategorien Preis-Leistungs-Verhältnis, Wohlfühlfaktor, Flirtfaktor, Service und Freundlichkeit, Angebotsvielfalt und Sauberkeit mit bis zu sieben Ankern. Dabei spielen auch die Kundenurteile eine Rolle. Am Ende ergibt dies eine Gesamtnote. Extraseite mit allen Teilen zum OZ-Kneipentest. QR-Code scannen oder www.ostsee-zeitung.de/oz-kneipentest anklicken. Service: Auszug aus der Getränkekarte Bier-Preis: 2,20 Euro (0,3 Liter) Cola-Preis: 2,70 Euro (0,3 Liter) Pfeffi-Preis: 1,20 Euro (0,02 Liter) Karolin Hebben

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