Nach Jahren des Stillstandes sollte es im Iga-Park nun eigentlich vorangehen. Die Bürger hatten vor einem halben Jahr die Richtung klar vorgegeben: Das Traditionsschiff bleibt in Schmarl, das neue Maritime Erlebniszentrum soll im Park entstehen. Doch sechs Monaten nach dem Bürgerentscheid stehen die Zeichen mehr denn je auf Chaos im Park: Geschäftsführer Ralf Hots-Thomas ist weg, hat gekündigt. Der Posten wurde nur kommissarisch besetzt. Und nun braucht die Gesellschaft auch noch eine Aufsichtsratschefin. Die CDU will ihre Vertreterin Karina Jens aus dem Kontrollgremium abberufen. Die ehemalige Bürgerschaftspräsidentin soll keine Rolle mehr im Park spielen.
Bürgerschaft soll Wechsel beschließen
Gerüchte über das mögliche Aus für Jens als Aufsichtsratschefin gibt es seit Monaten. Am Montagabend hat die CDU nun ernst gemacht: Nach OZ-Informationen haben die eigenen Parteifreunde Jens einen Rücktritt nahegelegt, sie lehnte aber ab. Fraktions- und Parteichef Daniel Peters äußert sich zu den Vorgängen um Jens nur kurz und knapp: „Die Fraktion hat mit großer Mehrheit eine Personalentscheidung getroffen. Frau Jens hat große Verdienste um die Iga-Gesellschaft. Wir glauben aber, dass die personellen Veränderungen in der Geschäftsführung auch einen allgemeinen Neuanfang nötig machen, um den Bürgerentscheid jetzt zügig in die Tat umzusetzen und um dem Park neue Impulse zu geben.“ In einem Schreiben an die Fraktionen der Bürgerschaft kündigt Peters bereits an, dass Chris Günther Jens’ Nachfolge im Aufsichtsrat antreten soll. Als Interimsgeschäftsführer für die Park-Gesellschaft hatte der Hauptausschuss erst vergangene Woche Matthias Horn, den Koordinator für Stadtentwicklung im Rathaus, und „Tradi“- Museumschefin Kathrin Möller eingesetzt – zunächst befristet bis zum Herbst 2019.
Jens: „Es geht um unterschiedliche Strategien“
Über ihre eigene Partei verliert Jens auch der Entscheidung der Fraktion kein böses Wort. Aber ja: Sie sei enttäuscht von dem Votum. Über die Gründe für ihre Abberufung können sie selbst nur spekulieren: Offenbar stünde sie bestimmten Interessen rund um den Park im Wege, sagte Jens der OZ. „Es gibt unterschiedliche Positionen, was die Strategie und die Konzepte für die Zukunft angeht.“ Sie habe sich stets für die „große Lösung“ eingesetzt: „Der Iga-Park muss – mit dem neuen Maritimen Zentrum – zu einer Attraktion für ganz Rostock werden. Ein Leuchtturm zwischen der Innenstadt und dem Strand.“ So hätten es ihrer Ansicht nach auch die Wähler beim Bürgerentscheid bestätigt. „Dafür braucht der Park aber eine gewisse Größe.“ Es zeichne sich jedoch ab, so Jens, dass es intern – im Rathaus und auch in Teilen der Bürgerschaft – andere Vorstellung gäbe: „Mit mir ist darüber nie gesprochen worden. Da gibt es keine Transparenz.“ Vom Hörensagen wisse sie, dass der Park schrumpfen soll – um Platz für Bauland zu schaffen. „Damit meine ich nicht die Eis- und Schwimmhalle.“
Andreas Meyer