B 105 auf Umwegen? Angst um Jobs

Berufspendler machen die Erfahrung, der Wirtschaftsverkehr leidet und Touristen erleben es: Auf der Bundesstraße 105 von Rostock in Richtung Stralsund und umgekehrt geht es bisweilen nur von Stau zu Stau voran. Mönchhagen und Rövershagen sind Nadelöhre. Das könnte sich ändern: Infrastrukturminister Volker Schlotmann (SPD) schlägt eine Umgehung beider Orte für den nächsten Bundesverkehrswegeplan vor. Die vom Minister vorschlagene Route würde dafür sorgen, dass die B 105 einen Bogen um Mönchhagen und Rövershagen macht. Protest folgt prompt. Sorgen bereitet die Idee in der Esso-Tankstelle in Mönchhagen. „Wenn eine Umgehung kommt, sind hier definitiv Arbeitsplätze gefährdet“, sagt der frühere Sumo- Ringer Alexander Czerwinski, der die Tankstelle zusammen mit Bruder Kay betreibt. „Wir haben kürzlich investiert und wollen noch mehr machen“, fügt Czerwinski hinzu. Eine Umgehung stelle das Ausbau-Vorhaben aber in Frage. Ganz so dramatisch sieht man die beabsichtigte Umfahrung bei Karls Erlebnis-Dorf nicht. Inhaber Robert Dahl: „Es gibt wohl wenige Gäste, die durch die Gegend fahren, den Erlebnis-Hof sehen, auf die Bremse drücken und dann fünf Stunden hier bleiben.“ Die meisten Besucher würden sich gezielt auf den Weg machen. Trotzdem sieht er eine Umgehungsstraße auch kritisch. „Gewissermaßen sind wir auch ein Landwirtschaftsbetrieb und durch eine neue Straße werden ja auch Hunderte Hektar Ackerfläche versiegelt“, so Dahl. „Man sollte die B 105 stellenweise auf drei Spuren ausbauen, so wie es das in Dänemark gibt.“ Das sagt auch Peter Kunst aus Rövershagen. Eine Verbreiterung der vorhandenen Straße sei aus seiner Sicht sinnvoller. „Das ist rausgeschmissenes Geld, wenn eine Umgehungstraße gebaut wird.“ Kirstin Juerß, Inhaberin eines Schreibwaren- und Geschenkeladens in Rövershagen, sieht keine Notwendigkeit einer Entlastungsstraße: „Den Stau empfinde ich nicht als so prekär, dafür sind wir nun mal in einer Urlauberregion.“ Sie glaube aber schon, dass es für Anwohner angenehmer wäre. Sabine Nolde hört manchmal den Lärm von der Straße. „Wenn der Wind ungünstig steht, dann ist die B105 richtig laut“, sagt die Zahnärztin. Dennoch sei es schwierig abzuwägen, ob die Umgehungsstraße gebaut werden müsse. Rövershagens stellvertretender Bürgermeister Helmut Jonas fürchtet, dass das Dorf abgehängt werden könnte. „Das konnten wir ja auch in Bentwisch sehen, dort ist der Ort auf einmal verwaist.“ Bentwischs Bürgermeister Joachim Schwaß widerspricht. „Wir haben noch immer viel Verkehr im Ort“, so Schwaß. Zwar habe es auch damals Gegner der neuen Straße gegeben, aber das Blatt habe sich mittlerweile gewendet, berichtet Schwaß. Auch könne sich das Hotel an der Hasenheide nicht über mangelnde Auslastung beklagen. „Ich wüsste keinen, der heute noch gegen die Ortsumgehung ist“, sagt der Bürgermeister. Zu den Befürwortern einer solchen Umfahrung von Mönchhagen und Rövershagen gehört Thomas Höppner, Verkehrsexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rostock. „Die Staus behindern die Wirtschaft und die Urlauber.“ Sollte ernsthaft über das Vorhaben beraten werden, wäre er dafür. Höppner weiß allerdings, dass der Bund zukünftig deutlicher Prioritäten setzen werde und für MV seien das eben die A 14 und die B 96 auf Rügen. In der Hansestadt Rostock kenne niemand Pläne für eine Umgehungstraße, erklärt der zuständige Senator Holger Matthäus (Bündnis 90/Grüne) und ist skeptisch. Wo solle denn eine solche Trasse verlaufen?, fragt er angesichts von Bahnschienen und Wäldern. Matthäus hätte lieber ein anderes Projekt auf Schlotmanns Prioritätenliste gesehen: den ampelfreien Umbau der Kreuzung Evershagen an der Stadtautobahn. „Das ist auch eine Bundesstraße.“ Jens Barkhorn und Thomas Niebuhr

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