Beliebtester TV-„Pionier“ kehrt heim

Mit stolz geschwellter Brust und einem Lächeln kehrt Steffen Wagner nach 156 Tagen nach Gelbensande zurück. Der 62-Jährige war Teil der Fernsehsendung „Newtopia“. Ein Jahr lang konnten die Pioniere — so wurden die Teilnehmer genannt — auf einem verlassenen Grundstück in Brandenburg eine eigene Gesellschaft aufbauen. Doch jetzt ist das Projekt Geschichte, der Sender Sat 1 zog vor einigen Tagen den Stecker. Mit Steffen Wagner, auch als „Vaddi“ bekannt, konnten sich viele Zuschauer identifizieren. Laut einer Umfrage mit mehr als 20000 „Newtopia“-Fans liegt er mit 25,64 Prozent auf der Beliebtheitsskala unangefochten auf dem ersten Platz. „Das erfüllt mich mit Stolz. Ich habe absolut nicht damit gerechnet und mich von Anfang bis Ende immer so gegeben und verhalten wie auch außerhalb der Scheune. Das haben die Zuschauer bestimmt auch so gesehen“, sagt Wagner und blickt auf glückliche, aber auch nachdenkliche Stunden in „Newtopia“ zurück. In seiner Erinnerung bleiben wird definitiv die gemeinsame Zeit mit Handwerker-Kumpel Sebastian, mit dem er regelmäßig anderen „Pionieren“ Streiche spielte. „Wir haben einen gefüllten Wasserbecher über die Toilettentür in der Scheune platziert. Und daran eine Angelsehne befestigt. So brauchten wir versteckt nur noch zu warten, bis jemand durch diese Tür geht“, erinnert er sich. Und an die gemeinsame Zeit mit „Pionier“ Peyman. Oft sahen die Zuschauer, wie beide auf Strohballen vor dem Kuhstall saßen, diskutierten und lachten. „Wichtig war für mich, ein, zwei Menschen in ,Newtopia‘ zu finden, denen ich mich anvertrauen kann. Nur so kann man auch längere Zeit dort drinnen überstehen“, ist er sich sicher. Dass er jeden Tag 24 Stunden lang im Internet beobachtet werden konnte, war ihm egal. „Als ich reingekommen bin, habe ich die Kameras nicht mehr wahrgenommen und sie vom ersten Tag an gedanklich ausgeschaltet“, sagt Steffen Wagner. Auch was die Zuschauer über ihn schreiben und ob sie sein Verhalten bewerten, habe ihn nicht interessiert. Bis zum 20. Juni. Im Internet hatte ein anonymer Zuschauer seine Familie und damit auch ihn bedroht. Ihm ist das Ultimatum gestellt worden, dass er „Newtopia“ innerhalb von 24 Stunden verlassen soll, andernfalls würde man seiner Familie „einen Besuch abstatten“. Seine Adresse und Telefonnummer wurden im Internet veröffentlicht. „Meine Familie und ich waren geschockt, als wir davon erfahren haben. Man kann mich kritisieren, wie man möchte. Diese Aktion geht entschieden zu weit“, sagt er und bedankt sich gleichzeitig für die Unterstützung, die daraufhin folgte. Viele Zuschauer spendeten spontan kleine Geldbeträge und ermöglichten Familie Wagner somit einen Urlaub. „Den haben wir auch genossen. Gleich nach dem Auszug am vergangenen Mittwoch habe ich mit meiner Frau ein paar Tage auf der Insel Rügen entspannen können“, sagt Wagner. Oft hat er in den vergangenen Tagen den für ihn komponierten „Vaddi“-Song gesungen. Vor einigen Wochen trällerten ihn die „Pioniere“ zusammen mit Schlagersänger Axel Fischer und Musikproduzent Michael Rötgens vor der Scheune. Letzterer arbeitet mit Mallorca-Stars wie Jürgen Milski, Peter Wackel oder Tim Toupet zusammen. Auch Wagner und der „Vaddi“-Song hatten Rötgens Interesse geweckt. Demnächst wollte er wiederkommen und den Song professionell aufnehmen. Daraus wird nun nichts mehr. „Wir stehen aber in Kontakt. Mal sehen, was noch kommt“, sagt Wagner. Vorzeitig abgebrochen 15 Teilnehmer zogen Ende Februar in die TV-Scheune ein. Ein Jahr lang sollte das Experiment „Newtopia“ ursprünglich laufen. 106 Folgen wurden im Fernsehen ausgestrahlt. Vergangene Woche verkündete der Sender Sat 1 das Ende dieser Sendung. 35 TV-„Pioniere“ waren insgesamt am Projekt beteiligt. Nur zwei waren von Anfang an dabei. Einer von ihnen war Steffen Wagner. Ich habe mich immer so verhalten wie auch außerhalb der Scheune. Das haben die Zu- schauer auch so erkannt.“Steffen Wagner (62) Mathias Otto

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