Bohnen aus Guatemala sind eingetroffen

Großer Bahnhof und Freude, als gestern ein Laster auf dem Betriebsgelände von Karls Erdbeerhof eingetroffen ist. Grund der Begeisterung: Im Anhänger befanden sich rund 20 Tonnen Kaffeebohnen aus dem knapp 9000 Kilometer entfernten Guatemala — verpackt in großen Jutesäcken. 40 Kleinbauerfamilien aus dem Hochland haben diese Bohnen dort angebaut und sie als fair gehandeltes Produkt nach Deutschland verkauft. „Es war ein langer Prozess, um an diesen ökologisch angebauten Qualitätskaffee zu gelangen. Unglaublich, dass wir jetzt säckeweise dieser Bohnen auf dem Hof zu stehen haben“, sagt Firmenchef Robert Dahl. Die Bohnen werden nun geröstet und demnächst Besuchern des Hofes angeboten. Wie es zu der Kooperation mit dem Staat in Zentralamerika kam, erzählte Dahl gestern geladenen Gästen, darunter auch der guatemalische Konsul Jorge E. Contreras und Rostocks Umweltsenator Holger Matthäus (Grüne). Auf die Idee hatte den Erdbeerhof-Chef Burghard Seidel gebracht. Beim gemeinsamen Mittagessen habe Journalist Seidel vor einiger Zeit berichtet, dass er das Land und die Bewohners Guatemalas kenne. „Er hatte auch Kontakt zu einheimischen Bauern. Die Verbindung zu ihnen war schnell aufgebaut. Im Dezember konnte ich mich selbst von der Arbeit auf den Plantagen überzeugen und einen persönlichen Eindruck gewinnen“, berichtet Dahl. Nun, ein halbes Jahr später, ist es endlich so weit: Die ersten fair gehandelten Kaffeebohnen von den Familien erreichen Rövershagen. Als Burghard Seidel 2013 für eine Reportage über den Kaffeeanbau in Guatemala war, wurde er von Einheimischen angesprochen, in Deutschland Werbung für den Kaffeeanbau zu machen. „Robert Dahl fand die Idee von einem Handel gut. So wurden also schnell Nägel mit Köpfen gemacht. Im September war ich wieder dort und habe schon einen Vertrag ausgehandelt. Per Handschlag hat Robert Dahl wie ein hanseatischer Kaufmann den Vertrag dann beschlossen“, berichtet er. Jorge E. Contreras zeigte sich erfreut über die neuen Geschäftsbeziehungen. „Bisher betreiben wir nur einen geringen Handel mit Deutschland, umgerechnet nur einen Prozent des Exports“, sagt der Konsul. Er warb um die exzellente Kaffeesorte Arabica, die in seinem Heimatland angebaut wird. „Ich hoffe, dass dies nur eine von vielen Lieferungen ist.“ Robert Dahl bestätigte, dass der Kaffee ab 2016 komplett von den Bauernfamilien bezogen werden soll. „Aktuell verbrauchen wir 50 bis 60 Tonnen pro Jahr — Tendenz steigend“, sagt Dahl. Frühestens nächste Woche kann der Kaffee den Besuchern angeboten werden. „Wir lassen uns Zeit mit dem Rösten. So haben die Inhaltsstoffe eine lange Spanne, sich zu verbinden. Dadurch entsteht ein gutes Aroma“, erklärt Rainer Martens (65), der als Kaffeeröster auf dem Erdbeerhof arbeitet, die Wartezeit. Mathias Otto

RÖVERSHAGEN - Bohnen aus Guatemala sind eingetroffen