Bus und Bahn in Rostock: Was sich Madsen von der RSAG wünscht

Wird Rostock Deutschlands Vorzeigestadt für den Nahverkehr der Zukunft? Ja, zumindest wenn es nach der CDU in der Hansestadt geht. Denn die fordert, dass sich die Rostocker Straßenbahn AG und der Verkehrsverbund Warnow (VVW) um Millionen aus einem neuen Fördertopf bewerben sollen. Aus Berlin soll es in den kommenden vier Jahren 250 Millionen Euro für neue Ideen im Nahverkehr geben – für „On Demand“-Angebote, neue Linien, mehr Busse zu den Stoßzeiten. Bis wann muss Rostock sich bewerben? Die Zeit drängt: Anfang März soll die Bürgerschaft über den Vorstoß der Christdemokraten entscheiden, Ende März müssen bereits erste „Projektskizzen“ und Kostenschätzungen beim Bund vorliegen. CDU-Fraktionschef Daniel Peters sagt: „Wenn die Pandemie vorbei ist, werden Rostock und die gesamte Region wieder auf Wachstumskurs gehen. Das werden wir auch in puncto Verkehr spüren.“ Mit einem besseren Nahverkehr will auch er mehr Menschen dazu bringen, das eigene Auto stehen zu lassen. „Vielleicht sind neue, innovative Tarifsysteme die Lösung. Vielleicht brauchen wir auch neue Linien – oder mehr Linien“, so Peters. In vielen ländlichen Regionen gibt es bereit „Anruf-Busse“, die sich der Fahrgast zu der Zeit bestellen kann, zu der er den Nahverkehr braucht. Peters sieht auch in Rostock einen Bedarf für diese „On Demand“-Angebot. Was haben die Verkehrschefs geplant? Die Ideen sollen die RSAG und der Verkehrsverbund liefern. Doch wie die aussehen – dazu schweigen sich die Verantwortlichen aus: „Wir bereiten den großen Wurf vor“, sagt Verkehrssenator Holger Matthäus (Grüne). Die Koordination habe der VVW übernommen. Und auch dessen Chef Stefan Wiedmer lässt nichts Konkretes blicken: „Es ist zu früh dafür“, sagt er. Lesen Sie auch Schlechte Karten für S-Bahn-Linie in den Rostocker Seehafen Rostock: RSAG verliert im Coronajahr 2020 elf Millionen Fahrgäste Rostock: FDP fordert kostenlose ÖPNV-Tickets für Auto-Umsteiger Rostock und der Landkreis arbeiten aktuell am neuen Nahverkehrsplan. Ende 2021 kann der vorliegen. „Ideen bis März zu liefern – das ist sehr sportlich“, so Wiedmer. Nur so viel verrät er: „Wir denken viel über Tarife und Linien nach.“ Was will der OB? Rathaus-Chef Claus Ruhe Madsen hingegen weiß sehr genau, was er von der RSAG und dem VVW erwartet: „Um die 90 Prozent der Pendler aus dem Umland fahren mit dem Auto. Das ist eine Katastrophe. Da müssen wir ansetzen – für das Klima, für weniger Verkehrsprobleme.“ Doch für viele Pendler sei es unattraktiv, den Bus oder die Bahn zu nehmen: „Die Busse fahren bis zum Bahnhof, dort müssen sie umsteigen. Es gibt nur wenige Verbindungen aus dem Umland zu den wichtigsten Zielregionen in Rostock – in den Seehafen etwa, in den Nordwesten, direkt in die KTV.“ Er fordert von den Verkehrsgesellschaften „Pendeln ohne Pausen“ – vom Wohn- an den Arbeitsort ohne großes Umsteigen. „Dafür müssen wir neue Fahrzeuge anschaffen. Kleinere Busse, mit E- oder Wasserstoffantrieb.“ Und außerdem: „Wir müssen in der Region aufhören, uns über Tarife zu zoffen – und wem von den Einnahmen nun welcher Euro genau zusteht.“ Einen Ausbau – etwa der Straßenbahn – hält auch Madsen für sinnvoll. „Aber nicht jetzt. Das dauert. Wir brauchen schnell gute Ideen, um beim Bund zu punkten. Eigentlich müssten die in den zuständigen Ämtern längst in den Schubladen liegen.“ Und was wünschen sich die Rostocker? Gerade erst hat der ADAC in einer Untersuchung belegt, dass die Rostocker mit ihrem Nahverkehr zufrieden sind. Das gilt auch für Isa Möller (20). Sie studiert Soziale Arbeit in der Hansestadt, hat aber auch noch ein paar Wünsche an die Verkehrsplaner: „Ich würde es super finden, wenn das Umsteigen in Rostock leichter wäre – wenn zum Beispiel die Busse an wichtigen Haltestellen auf die Straßenbahn warten würden. Auch Anruf-Busse finde ich gut, weil die Busse dann nicht mehr strikt nach Fahrplan und ab und an auch leer fahren müssten.“ Auch Uni-Student Anton Eckert (19) lobt: „Generell bin ich sehr zufrieden mit dem Rostocker Straßenbahnnetz. Selbst die Pünktlichkeit ist eigentlich in Ordnung. Einige Haltestellen könnten aber öfter angefahren werden. Ich wünsche mir mehr Bahnen zum Campus Südstadt zum Beispiel.“ Jonathan Lindebach (22) studiert Umweltingenieurwissenschaften an der Uni Rostock. Er würde gerne den Takt in Rostock erhöhen: „Ich fände es sehr praktisch, wenn man sich auf dem Weg zur Bahn keine Gedanken mehr machen müsste, wann eigentlich die nächste fährt. Ich würde gerne immer einfach hingehen können, mit dem Wissen, dass die Bahn in fünf Minuten da sein wird – und nicht nur jede Viertelstunde zu Spitzenzeiten.“ Und sein Kommilitone Dominik Locker (23) sagt: „Das Einzige, was ich mir wünsche, wäre eine weitere Buslinie zwischen der KTV und der Südstadt. Mit der Straßenbahn fährt man gefühlt einmal durch die ganze Stadtmitte.“ Von Vanessa Weindok und Andreas Meyer