Chef des Warnowtunnels ist abgelöst

Rostocks einflussreicher Chef des Warnowtunnels, Matthias Herrmann (47), ist abgelöst worden. Gründe nennt das Unternehmen gegenüber der OZ bisher nicht. „Wir haben Stillschweigen vereinbart. Und daran halte ich mich“, sagte auch Herrmann auf Anfrage. Auch Spekulationen wolle er nicht kommentieren. Und von denen gibt es einige. So soll Herrmann Wahlkampfkosten von Parteien übernommen haben. Nicht zuletzt bleibt die Warnowquerung GmbH, die den Tunnel betreibt, wirtschaftlich seit Jahren hinter den Erwartungen zurück: 22000 Fahrzeuge sollten hier am Tag mautpflichtig passieren, 2014 waren es etwa die Hälfte. Eigentümer der GmbH sind der fünftgrößte Baukonzern in Europa, Bouygues mit Sitz in Paris, und der britische Finanzkonzern European Transport Investments Limited in London. Ihnen soll auch aufgestoßen sein, dass Matthias Herrmann viel Zeit und Kraft von sich, aber auch der Warnowquerungsgesellschaft in Projekte gesteckt haben soll, die nicht direkt mit dem Tunnel zu tun haben. Herrmann hatte sich persönlich stark mit ausgearbeiteten Alternativvorschlägen in die Entwicklung der Mittelmole eingemischt, was im politischen Rostock für Diskussionen sorgte. Er engagierte sich in vielen Bereichen. In der IHK setzte er sich für Verkehrsprojekte ein, mehrere Jahre war er Aufsichtsratschef des Flughafens Rostock-Laage und mischte sich gerade in den Krisenmomenten des Airports für manchen zu deutlich ein. Bis in den Herbst 2013 war Herrmann auch stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Rostock. Der CDU soll er stärker, wohl auch finanziell, geholfen haben, als es den Tunnel-Eignern Recht war. Doch auch zu diesem Thema schweigt Herrmann. Für die Mitarbeiter der Firma gilt ein Ehrencodex. Er untersagt den Mitarbeitern, Dritten Gefälligkeiten zukommen zu lassen. Außerdem sollen Mitarbeiter des Unternehmens politische Aktivitäten außerhalb ihres Arbeitsverhältnisses ausschließlich als Privatperson und auf eigene Kosten ausüben. Herrmann soll sich auch sehr stark für die Kandidatur der CDU-Kandidatin Karina Jens zur Oberbürgermeisterwahl in Rostock 2012 engagiert haben. Bei der CDU auflaufende Rechnungen soll er großzügig übernommen haben, sagen Insider. Auf Kosten der Warnowquerung GmbH? Eine OZ-Anfrage an die Gesellschafter der GmbH blieb bisher ohne Antwort. „Bei der CDU sind Rechnungen eingegangen“, sagt der aktuelle Kreischef Detlev Göllner. Ihm ist wichtig: Er sei damals noch nicht Vorsitzender gewesen. Er betont: Diese Rechnungen seien nicht von der CDU ausgelöst worden, sondern von der damaligen CDU-Kandidatin im OB-Wahlkampf Karina Jens. „Herr Herrmann soll diese dann übernommen haben“, so Göllner. Andere CDU-Leute bestätigen diese Version. War das so? Karina Jens wollte diese Frage gestern nicht beantworten — und verwies wiederum an Herrmann. „Ich weiß nicht, was das soll“, so Jens. „Das ist über zwei Jahre her. Kein Kommentar.“ Offenbar soll Matthias Herrmann auch Rechnungen anderer Parteien übernommen haben, ist zu hören. Dazu gibt es keine Bestätigung. Neue Chefin des Warnowtunnels ist Yvonne Osterkamp (51). Sie ist seit 15 Jahren im Unternehmen, war zuletzt kaufmännische Leiterin und Personalchefin. Sie gehe davon aus, dass ihr Engagement einen längeren Zeitraum andauern werde, sagte sie gestern. Im Tunnel laufe alles weiter wie bisher: „Das ist der Plan“, erklärt Osterkamp. Die aktuellen Umsatzzahlen der GmbH seien positiv, auch wenn das offizielle Ergebnis für 2014 noch nicht vorliege. „Das sieht sehr gut aus, besser als im Vorjahr“, erklärt Osterkamp. Allerdings bleibt der Tunnel weiter hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Im Herbst musste Matthias Herrmann erneut höhere Maut-Gebühren bekanntgeben, weil zu wenige Autofahrer die Passage unter der Warnow nutzen. Laut Wirtschaftsdatei Creditreform lag der Jahresumsatz der GmbH in den vergangenen Jahren jeweils bei acht bis 8,5 Millionen Euro. Herrmanns Fall überrascht im politischen Raum nicht jeden. „Es war kein Geheimnis, dass er Größeres vorhatte als den Warnowtunnel“, sagt ein Kommunalpolitiker. So habe sich Herrmann selbst als neuer Kopf der Hafenentwicklungsgesellschaft ins Gespräch gebracht. Das wiederum sorgte für Diskussionen in den Parteien. Höhere Maut 11000 Fahrzeuge passierten im Vorjahr etwa pro Tag den Warnowtunnel. 2013 waren es 10738 am Tag. Die Maut ist gerade erhöht worden. Eine Durchfahrt für Autos und Motorräder kostet derzeit im Wintertarif 3 Euro statt bisher 2,90 Euro. Für Transporter sind 3,50 Euro fällig (vorher: 3,40 Euro). Auch der Sommertarif wird für diese Fahrzeugtypen um zehn Cent teurer. Für Autos und Motorräder müssen ab Mai 3,70 Euro pro Durchfahrt gezahlt werden. Für Transporter fallen 4,70 Euro an. Bei Lkw und Bussen steigen die Preise um 20 bis 30 Cent. 31 Mitarbeiter hat die Warnowquerungs GmbH derzeit. Hinzu kommen zeitweise Aushilfen. Andreas Ebel und Frank Pubantz

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