Der Spaßvogel brachte die Massen zum Tanzen

„In Rostock haben wir unser erstes Konzert nach der Wiedervereinigung gespielt“, sagte Herbert Grönemeyer am Beginn seines Auftritts, das war damals im Ostsee-Stadion. Auch an zwei weitere Konzerte hat er gute Erinnerungen — am Rande des G8-Gipfels 2007 und im Dauerregen 2011. Wie damals war wieder der Iga-Park der Auftrittsort — rund 10000 Fans waren zu Herbert Grönemeyer gekommen. Zunächst gab‘s Titel vom neuen Album „Dauernd jetzt“, das der aktuellen Tour den Namen gegeben hat. Mit „Unter Tage“, „Wunderbare Leere“ oder „Fang mich an“ zeigte sich der Sänger selbstbewusst, in seinen Ansagen aber auch humorvoll. „Bochum“ war die erste große Mitsingnummer — und den Titel „Schiffsverkehr“ widmete Grönemeyer, na klar, einzig und allein Rostock. Die gute Laune setzte sich in drei aneinandergekoppelten Hits fort: „Männer“, „Was soll das“ und „Vollmond“. Dann nahm Grönemeyer das Tempo wieder heraus, spielte zum Beispiel „Flugzeuge im Bauch“ und „Der Weg“ sehr gefühlvoll. Die meisten Zuhörer im Iga-Park erwiesen sich auch als Grönemeyer-Experten. Volker Mühlbach (35) aus Bad Doberan war mit seiner Frau gekommen, die beiden sind bereits seit Jahren Fans und freuen sich über das schöne Wetter. Sie erinnern sich noch gut an den Regen vor drei Jahren bei der „Schiffsverkehr-Tour“. „Am liebsten würde ich ,Diamant‘ hören“, verriet Mühlbach. Er sei aber auch schon mit „Land unter“ zufrieden, zeigt er sich realistisch. Ebenfalls ein Fan der alten Stücke ist Anke Seidenstücker (47) aus der Rostocker Südstadt. Sie trägt ein Grönemeyer-T-Shirt. „Seit mehr als 30 Jahren sprechen mich seine Texte an“, sagte sie. „Die animieren mich immer zum Mitsingen, Nachdenken und manchmal auch zum Weinen.“ Das Lied „Mambo“ ist ihr Handy-Klingelton. Das sei für sie das Gute-Laune-Lied überhaupt. Anke Dusch (45) aus der Stadtmitte freut sich dagegen eher auf die neuen Lieder, wie „Der Weg“ oder „Morgen“. „Die berühren mich. Das sind Lieder, die aus dem Leben interpretiert sind. Das deckt sich teilweise mit eigenen Emotionen und Erfahrungen, die jeder schon erlebt hat“, sagt sie. Grönemeyer hat ein Programm, das für vier bis fünf Stunden reicht. Er musste sich natürlich auf die Hälfte beschränken und brachte in seinem Konzert einen gelungenen Mix aus Altem und Neuem. Mit dem Klassiker „Musik nur, wenn sie laut ist“ griff der Sänger sogar noch etwas tiefer in die Kiste mit den alten Nummern. Der Spaßvogel und der Nachdenkliche — Herbert Grönemeyer zeigte in Rostock beide Seiten. Und er profilierte sich zwischendurch auch ein bisschen als Tänzer. Grönemeyers Band war in Topform und sehr vielseitig. Als zum Konzertende hin das Klavier kaputt ging, konnte das auch nicht mehr die gute Stimmung stören. Und das karibische Flair, das Grönemeyer mit „Mambo“ im Zugabenteil servierte, passte sehr gut zum lauen Frühlingsabend und verführte die Tausenden im Iga-Park ein weiteres Mal zum Tanzen. Ove Arscholl und Thorsten Czarkowski

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