Der Teer-Ofen brennt wieder

Er raucht wieder, der historische Teer-Ofen auf dem Forst- und Köhlerhof Wiethagen. Am Dienstag wurde er in Brand gesetzt. 16 Raummeter hochwertiges Laubholz aus der Rostocker Heide schmökern im Innern des einzigen noch funktionstüchtigen TeerSchwelofens Deutschlands. Rund 1600 Kilo Holzkohle und 100 Liter Teer soll das technische Denkmal aus dem Jahr 1848 am Ende des Brandes ausspucken. Eine heiße, schweißtreibende Angelegenheit. „Alle zwei Stunden, rund um die Uhr, muss der Ofen gefüttert werden“, erklärt Michael Groitzsch, Geschäftsführer des Hofes. „Zwei Schubkarren voll, alle zwei Stunden in die Feuerluke.“ So werden in fünf, sechs Tagen noch einmal 16 Raummeter Brennholz verheizt, damit der Ofen auf 500 Grad Celsius kommt. „Bei 300 Grad fängt die chemische Reaktion an“, sagt Groitzsch, „da beginnt der Schwelprozess.“ Das Ofenherz ist von einer doppelwandigen Hülle umgeben, luftdicht verschlossen. Kein Sauerstoff darf eindringen, sonst würde das Holz im Innern bei diesen hohen Temperaturen sofort in Flammen aufgehen. Auf das Heizen folgt die Abkühlphase. „So zweieinhalb Wochen“, sagt Groitzsch. Dann werde der Ofen aufgebrochen, die Kohle rausgeholt. „Nach jedem Brand muss der Ofen wieder instandgesetzt, neu verputzt werden“, sagt der Hof-Chef. Es sei eine aufwendige Prozedur, alles von Hand, wie die Köhler es früher gemacht hätten. „Unsere Leute holen das Holz aus dem Wald, sägen, spalten, arbeiten auf, sortieren und heizen“, erzählt Groitzsch. Mit Ehrenamtlichen und derzeit drei Mitarbeitern im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) pflegt der Verein der Freunde und Förderer Tradition und Handwerk. Vier Mal im Jahr wird der historische Teer-Ofen in Wiethagen angeschmissen. Die nächsten Termine sind der 23. Juni, 1. September und 2. Dezember. Es ist immer ein Ritual und für die „Anzünder“, diesmal die Bufdis, eine kleine Auszeichnung. Katrin Schuhmann brennt mit der Fackel den Holzstoß in der Feuerluke an. Axel Konnert verliest den Spruch: „Auf das der Ofen gut brenne, der Teer gut läuft und die Kohle nicht zu Asche wird.“ Darauf noch einen Schnaps. „Sonst brennt der Ofen nicht“, sagt Groitzsch. Die Holzkohle ist gut und gefragt, zwei Euro das Kilo. Auch für den Teer gibt es Abnehmer, Bootsbauer oder Jäger, die das Produkt als Lockmittel bei der Wildschweinjagd einsetzen. Der Köhlerhof als technisches und kulturhistorisches Denkmal zieht fast 10000 Besucher pro Jahr an. „Darunter 3500 Kinder aus Schulen und Kitas, die zu Projekten wie Märchen- und Teichwanderungen oder Löffelschnitzen kommen“, berichtet Veranstaltungskoordinatorin Antje Raschke. Es gibt Führungen, Seminare, Feste auf dem Gelände mit Spielplatz, Sitzecken und gastronomische Betreuung bei Veranstaltungen. „Unsere Angebote richten sich vor allem an Familien“, sagt Raschke, die für Ostersonntag (11 bis 16 Uhr) schon ein großes Osterrätsel mit Spielen, Basteleien und Hasenbesuch vorbereitet hat. Info: www.koehlerhof-wiethagen.de Doris Deutsch

Wiethagen - Der Teer-Ofen brennt wieder