Diese Frau bringt Rostocks Kriminelle zur Strecke

Sie ist eine Frau, die Herausforderungen liebt: Diana Brauer läuft Marathon und hat den Kilimandscharo bestiegen. Aber nicht nur sportlich mag es die 36-Jährige anspruchsvoll, sondern auch beruflich. Die gebürtige Rüganerin ist die neue Leiterin des Kriminalkommissariates Rostock. „Wir sind für viele Bereiche zuständig – vom gestohlenen Fahrrad über Internetbetrug, Vermisstenanzeigen bis hin zur ersten Arbeit am Tatort“, zählt Diana Brauer die Themenfelder auf, die sie mit ihren rund 160 Mitarbeitern abdeckt. Quereinsteigerin hat vollends überzeugt: Seit 2005 ist Diana Brauer „mit Herz und Seele Rostockerin“. In ihrer Heimat arbeiten zu dürfen, sei schon lange ihr Traum gewesen. „Als ich 2016 Leiterin des Kriminalkommissariats Stralsund wurde, habe ich in der Antrittsrede aus Versehen auch Rostock statt Stralsund gesagt“, erinnert sie sich und schickt ein entwaffnendes Lächeln hinterher. Mittlerweile wurde aus dem Wunsch Realität. Seit November ist die Polizeirätin nun schon in der Hansestadt an der Warnow tätig. „Quereinsteiger haben es bei mir immer schwer. Aber wer Diana Brauer trifft, hat das Gefühl, sie gehöre schon immer dazu. Sie hat mir bewiesen, dass sich auch Minister mal irren können“, sagte Innenminister Lorenz Caffier (CDU) bei der offiziellen Amtseinführung, die am Mittwoch nachgeholt wurde. Seine Skepsis hätte sich angesichts der engagierten und kompetenten Kollegin in Begeisterung gewandelt, gestand Caffier. Besondere Herausforderungen in der größten Stadt des Landes: Dass Diana Brauer keinen alltäglichen Job angetreten hat, wurde beim Festakt noch einmal deutlich. „Rostock ist ein besonderes Kriminalkommissariat – die Herausforderungen sind vielfältiger und die Anforderungen anders als im Rest des Landes“, erklärte Polizeipräsident Peter Mainka angesichts der Zahl von Demonstrationen oder großen Einsätzen rund um die Fußballspiele in der Hansestadt. Doch die neue Chefin ist bereit, sich dieser Aufgabe zu stellen. Sie hat nach einigen Jahren als Anwältin nun bei der Polizei ihre Berufung gefunden. „Ich war auch schon bei vielen Einsätzen mit dabei“, erklärt Diana Brauer mit leuchtenden Augen. Nur am Schreibtisch zu sitzen – oder in ihrem Fall zu stehen – sei nicht ihr Ding. Mehr Verständnis und Empathie für die Opfer: Eines hat die junge Frau schon am ersten Tag allen Mitarbeitern klargemacht: „Bei mir steht der Mensch im Mittelpunkt. Und das ist nicht nur eine Floskel – unsere Mitarbeiter sind das höchste Gut, das wir haben“, sagt Diana Brauer. Offene Türen, hohe Transparenz und ein vertrauensvolles Miteinander will sie nicht nur innerhalb der Dienststelle in der Ulmenstraße vorleben, sondern auch im Kontakt mit der Bevölkerung. „Dieses Vertrauensverhältnis sollen auch Menschen erleben, die Opfer von Straftaten geworden sind. Wir richten unsere Maßnahmen oft zu sehr an den Tätern aus. Selten gerät das Opfer zu 100 Prozent in unseren Fokus“, benennt die Polizeirätin einen der Punkte, an dem sie arbeiten will. Im Kontakt der Sachbearbeiter mit den Opfern von Straftaten hätte sie eine Anforderung: „Da erwarte ich Empathie, denn wir sind eben nicht nur Ermittler – und soziale Kompetenz ist für mich sehr wichtig.“ Bei Corona-Demos mit im Einsatz: Eines hat die Leiterin des Kriminalkommissariates im ersten halben Jahr ihrer neuen Tätigkeit bereits festgestellt: „Rostock ist polizeilich sehr gut aufgestellt.“ Brauers Hauptaufgaben liegen in der Dienst- und Fachaufsicht. Sie erfährt und prüft also auch, wenn es Beschwerden gibt, die Mitarbeiter ihres Bereichs betreffen. Große Diskussionen gab es beispielsweise um die Vorgehensweise der Polizei gegenüber Protestanten, die gegen Corona-Auflagen protestierten. „Das Versammlungsrecht ist ein hohes Gut, die Grundrechte überhaupt. Und die schützen wir“, erklärt Diana Brauer. Dennoch hätten die Beamten bei einer dieser Veranstaltungen Ende Mai eingreifen müssen. „Corona ist für uns alle eine besondere Lage“, sagt sie. Die sogenannte „Umschließung“ der Spaziergänger an diesem Montag sei unter anderem der Tatsache geschuldet gewesen, dass es sich wie schon mehrfach zuvor nicht um eine angemeldete Versammlung gehandelt hatte. „Seitdem gibt es ja auch wieder regelmäßige angemeldete Versammlungen immer samstags und montags – und die begleiten und schützen wir.“ Trotz der durch die Pandemie besonders herausfordernden ersten Monate hat die neue Kriminalkommissariats-Chefin bisher weder die Lust noch die Ausdauer verloren. Diana Brauer ist gekommen, um zu bleiben – und hat nicht nur sportlich gesehen noch genug Puste für die Langstrecke. Lesen Sie mehr: Ex-AfD-Mann Holger Arppe: Wie seine Familie für den Rostocker büßen muss Übernachten im Sleeperoo-Würfel: So schläft es sich auf Rostocks Traditionsschiff Mehr Unfälle in Rostock: Das sind die gefährlichsten Kreuzungen Von Claudia Labude-Gericke