„Direktor“ Gerhard Lau schließt die Sonntagsschule

So überraschend im Oktober die beliebte Warnemünder Sonntagsschule neu belebt wurde, so überraschend wirft nach einem Schuljahr Direktor Gerhard Lau (77) jetzt das Klassenbuch hin — endgültig. „Es reicht, ich mache auf keinen Fall weiter“, zieht Gerhard Lau seinen persönlichen Schlussstrich. „Wir hatten jedes Mal ein volles Haus, das waren richtig schöne Jahre“, bilanziert Lau. Doch das soll es jetzt gewesen sein. Auch seine Frau habe ihm diesen Ratschlag gegeben. Die gewonnene Zeit wolle er vor allem zum Schreiben nutzen, so der Mann, der die Warnemünder Sonntagsschule 1999/2000 aus der Taufe gehoben hat. Anlass dieser besonderen Vortragsreihe mit Warnemünde- Bezug war damals, dass in der restaurierten Vogtei ein schön ausgebauter Boden zur Verfügung stand. So hatte Lau die Idee, Warnemündes ältestes Haus zur Wissensschmiede umzufunktionieren. Der Hausherr, die Tourismuszentrale, war einverstanden. Und wie alles, was Gerhard Lau bisher angefasst hat, wurde auch die „Sonntagsschule“ ein Erfolg. Die Schüler kamen zwar immer am Sonnabend, doch als der Ort noch ein Fischerdorf war, blieb den Kindern nur der Sonntag, um ein wenig das Lesen und Rechnen zu lernen. An den anderen Tagen musste sie ihren Eltern helfen. An diese Sonntagsschüler knüpfte der Namensgeber an. Die Feuerwehr untersagte dann den Unterricht auf dem Kulturboden mit regelmäßig zwischen 80 und 90 Besuchern. Die Fluchtwege hätten so viele Menschen nicht aufnehmen können. Damit sollte es das eigentlich gewesen sein. Doch nach einjähriger Unterbrechung begann dann im Oktober 2014 zunächst im „Ringelnatz“ in der Alexandrinenstraße und dann im Hotel „Am Alten Strom“ erneut der Unterricht. Und wieder schwenkte Lau voller Elan das Zepter im Klassenzimmer. Mit den Eintrittsgeldern wurden die Vorträge in den Heften „Beiträge zur Warnemünder Geschichte“ gedruckt. „Das Ergebnis unserer Arbeit ist in 14 Sonntagsschulheften auf 688 Seiten mit 70 Autoren in Schrift und Bild festgehalten“, sagt Lau. Ein 15. Heft mit dem Rückblick auf das gerade abgeschlossenen Schuljahr folgt. Auch nach seinem Schuldienst wird keine Langeweile bei Lau aufkommen. Der Leuchtturm-Verein braucht ihn, auch wenn er dort nicht mehr der Vereinsvorsitzende ist. „Der Terminkalender ist weiter voll“, sagt Lau, schmunzelt und hat bestimmt schon wieder eine Idee. Macher mit vielen Ideen Der Rostocker Gerhard Lau zog vor gut 20 Jahren ins Ostseebad. Er ist ein richtiger Macher, denn er gründete den Leuchtturm-Verein, initiierte das Bäderjournal „Tidingsbringer“, hatte zusammen mit Fritz Roggelin und Rolf Grund die Idee für „Leuchtturm in Flammen“ (heute „Turmleuchten“), und er schuf die „Sonntagsschule“. Thomas Sternberg

Warnemünde - „Direktor“ Gerhard Lau schließt die Sonntagsschule