Ein Prosit auf das Petriviertel

Im Juni 2015 soll der ganze „Petrihof“ fertig und alle 118 Wohnungen bezogen sein. Zwei Jahre später als geplant, räumt Hagen Hildebrandt als Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Warnow ein. Gestern freute er sich aber darüber, dass es etwas zu feiern gab. Nach viereinhalb Jahren Planung, Entwicklung und Bau schwebte die Richtkrone über dem größten Nachwende-Projekt der WG. 118 Wohnungen entstehen, die eigentlich längst bezogen sein sollten. Die Verzögerung hätten im Planungsprozess gelegen, berichtet Hagen Hildebrandt. Aktuell laufe alles. Geplante Fertigstellung: Juni 2015. An der Seite zur Neuen Warnowstraße hin ziehen aber noch in diesem Jahr die ersten Mieter ein. 9,90 Euro Nettokaltmiete sind zu zahlen, alle Wohnungen bereits vergeben, berichtet Warnow-Vorstandschef Hildebrandt. Die Größen liegen zwischen 30 und 104 Quadratmetern mit ein bis vier Zimmern. „Wir sind eher Freunde kleinerer Wohnungen“, sagt Hildebrandt. Ein Riesenthema im Petriviertel ist der Hochwasserschutz. Die WG Warnow sieht sich auf der sicheren Seite. Die Häuser seien so gebaut, dass das Wasser schon vier Meter über Normal-Null steigen müsste, um in die Wohnungen zu laufen. „Dann steht aber schon die halbe Stadt unter Wasser“, sagt Hildebrand. Die Tiefgarage unter den Gebäuden werde bei Hochwasserwarnungen automatisch geschlossen. Östlich der Stadtmauer sollen insgesamt rund 450 Wohnungen entstehen. Oberbürgermeister Roland Methling (UFR) ist zufrieden mit der Entwicklung des Petriviertels und freut sich auf möglichst viele Neu-Rostocker. Die sorgten ja schließlich auch für mehr Geld in der Stadtkasse. „Das Petriviertel liegt mir besonders am Herzen“, sagt Methling und verweist auf die intensive Planung. „Das ist das am besten vorbereitete Wohngebiet.“ Schon die Erschließung habe 20 Millionen Euro gekostet. Der Wohnungsbau boomt gegenwärtig in Rostock: Allein 2014 hat das städtische Bauamt Anträge und andere Verfahren für 62 Einfamilien-, 49 Mehrfamilien- und sechs Wohn- und Geschäftshäuser registriert. Gehen die Vorstellungen der Stadtplaner auf, stehen bis zum Jahre 2016 Bauflächen für 3600 Wohnungen in mehrgeschossigen Gebäuden und für 965 Einfamilienhäuser zur Verfügung. Das kommunale Wohnungsunternehmen Wiro plant beispielsweise, größere Areale wie die Holzhalbinsel, die Warnemünder Mittelmole und, gerade gekauft, das Werftdreieck zu bebauen. Die Liste größerer und kleinerer Standorte für neue Wohnungen ist lang: Am alten Güterbahnhof wird gebaut und am Vögenteich. Das Gelände der früheren Poliklinik in Lütten Klein, das Weiße Kreuz oder Grundstücke im Bereich der Neubrandenburger Straße können genutzt werden. In Gehlsdorf gibt es das Baugebiet „Obere Warnowkante“, in der Südstadt stehen Flächen im Gebiet „Groter Pohl“ bereit. Die Wohnungsgenossenschaft Warnow jedenfalls will sich weitere Projekte vornehmen, wenn der „Petrihof“ fertig ist. Konkretes verrät Vorstandschef Hagen Hildebrand jedoch noch nicht. Die Freude in der Baubranche ist trotz des Hochs beim Wohnungsbau nicht ungetrübt. Rainer Bauer, Obermeister der Bauinnung Rostock-Bad Doberan, sieht eine Zweiteilung. Kleinere Unternehmen hätten gegenwärtig keine Probleme, da es Aufträge aus der Privatwirtschaft gebe, beispielsweise von den Wohnungsgenossenschaften. Anders, so Rainer Bauer, sieht es bei den Großen aus, die viel stärker auf Ausschreibungen der öffentlichen Hand angewiesen seien. „Da wird zu wenig investiert“, stellt der Obermeister fest. Petriviertel 450 Wohnungen entstehen im Petriviertel auf einer Fläche von 5,4 Hektar. Hinzukommen Parkhaus, Kindergarten und Sporthalle. Ein Uferpark soll sich von der Spitze der Holzhalbinsel entlang der Unterwarnow bis zur Straße Fischerbruch im Süden über fast einen Kilometer erstrecken und zum Spazieren und Radfahren einladen. Die Überlegungen, östlich der Stadtmauer ein hochwertiges Wohngebiet zu entwickeln, gab es bereits Mitte der 90er, erst im neuen Jahrtausend wurde es mit einem europäischen Städtebau- und Architekturwettbewerb konkreter. Die Stadt hat laut OB Roland Methling 20 Millionen Euro in die Erschließung des Areals investiert. Thomas Niebuhr

Östliche Altstadt - Ein Prosit auf das Petriviertel