Einmalige Stadtansichten im Angebot: Rostock will zugreifen

Gemälde, Grafiken, Landkarten, Stadtpläne sowie eine Fülle von Büchern zu Rostock und Mecklenburg aus mehreren Jahrhunderten hat Frank Mohr zusammengetragen. Jetzt hat der Architekt seine Sammlung der Stadt zum Kauf angeboten. Und die möchte gern zugreifen. Von „einem außerordentlich hohen kulturhistorischen, stadt- und landesgeschichtlichen Wert für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern“ spricht die neue Kulturamtsleiterin Michaela Selling. „In ihrer Art ist die Sammlung von hoher musealer Bedeutung und sollte aus diesem Grund geschlossen erhalten bleiben“, erklärt auch Steffen Stuth, der Leiter des Kulturhistorischen Museums. Schon mehrfach hatte Frank Mohr Stücke für Ausstellungen im Kloster zum Heiligen Kreuz zur Verfügung gestellt. Für den Kauf müsse nun die Finanzierung geregelt werden, sagt Michaela Selling. 300 000 Euro, schlägt sie vor, möge die Bürgerschaft im nächsten Jahr einplanen. Normalerweise gibt die Stadt jährlich gerade mal 10 000 Euro aus, um Neues für die Museen zu kaufen. Gesucht werden angesichts knapper Kassen deshalb auch Sponsoren. Die Kostenschätzung, so die Leiterin des Kulturamts, beruhe auf den Summen, die der Sammler genannt habe. Der eigentliche Wert werde als deutlich höher eingeschätzt, ergänzt Steffen Stuth. Bei einem Kauf wäre Mohr sogar bereit, der Stadt weitere Teile der Sammlung kostenlos zu überlassen. Die FDP in der Bürgerschaft hatte angeregt, den Ankauf zu prüfen. Fraktionschef Ulrich Seidel kann sich vorstellen, über den Verein „Rostocker Sieben“, dem er angehört, Förderer und Spenden zu gewinnen. „So, wie wir das bei anderen Projekten gemacht haben.“ Für die „Trinkende“ am Rosengarten etwa oder den Jungen auf dem Mühlstein in Warnemünde. Die Sammlung, so Seidel, sei es in jedem Fall wert, sich zu engagieren. „Das ist etwas ganz Besonderes. Das kommt nicht alle Tage“, so Michaela Selling, die im August im Kultur- und im Finanzausschuss für das Vorhaben werben will. Gerade in der Vorbereitung des 800. Stadtjubiläums im Jahr 2018 habe die Mohr-Sammlung einen hohen Wert. Für Museumsleiter Stuth wären die Neuerwerbungen eine ideale Ergänzung zu den „Stadtansichten“, die er gerade in seinem Haus präsentiert. Mit dem Kauf, sagt er, könne der Bestand an gemalten und grafischen Rostocker Stadtansichten, Karten und Landkarten wesentlich ergänzt und in großen Teilen vervollständigt werden. In vielen Fällen handle es sich um Unikate. Grundstock der Sammlung Frank Mohrs sind Bestände seines Vaters Rolf Mohr (1911-1994). Dessen zusammengetragene Münzen befinden sich zu einem großen Teil seit Jahrzehnten im Kulturhistorischen Museum. Viele Schenkungen ans Kulturhistorische Museum 7518 Objekte wurden dem Kulturhistorischen Museum zwischen 2000 und 2012 als Schenkungen übergeben. In der Summe sind Gemälde und Grafiken, Münzen, Dokumente, Plakate, Ansichtskarten sowie Fotografien enthalten. Ein Großteil sind Objekte der Alltagskultur, sehr häufig mit Rostock-Bezug. 10 000 Euro stehen im städtischen Haushalt jährlich für museale Ankäufe zur Verfügung — mehr nicht. 730 000 Euro — so lautet die Summe, die das Kulturhistorische Museum als Wert der Schenkungen angibt. Nur eine vage Zahl — sie ist überschlagen aufgrund der großen Zahl der Objekte. Hervorzuheben ist aus Sicht des Museums der Nachlass des Rostocker Künstlers Egon Tschirch mit 255 Grafiken und neun Gemälden. Der Wert: etwa 150 000 Euro. Nicht eingerechnet ist die Übertragung der Böhmer-Sammlung durch die Bundesrepublik im Jahr 2009. Hier beträgt der Wert rund 60 Millionen Euro. Thomas Niebuhr

Stadtmitte - Einmalige Stadtansichten im Angebot: Rostock will zugreifen