Rostock - Empor im Höhenflug — Aufstieg ist (noch) kein Thema

Der Sprung an die Tabellenspitze überrascht selbst den Klubchef. „Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, wären wir für das Heimspiel gegen Großwallstadt in die Stadthalle umgezogen“, sagt Jens Gienapp. Doch da der Höhenflug des HC Empor Rostock nicht absehbar war, findet die Partie gegen den TV Großwallstadt am Sonntag in der kleineren Ospa-Arena (rund 650 Plätze) statt. Laut Gienapp wird die Partie gegen den Bundesliga-Absteiger „ein Test, wo wir wirklich stehen“. Selbst im Erfolgsfall würde in Rostock niemand vom Sprung in die 1. Handball-Bundesliga reden. Noch nicht. „Wir wollen nächstes Jahr gucken, ob wir die Möglichkeit haben, um aufzusteigen“, so Gienapp. Sportlich hat Trainer Rastislav Trtik in gut einem Jahr viel erreicht. Nach einer durchwachsenen Hinrunde (Platz 12) führte der 52 Jahre alte Tscheche die Mannschaft auf Rang sechs. Im Sommer wurde das Team umgekrempelt: Sechs Spieler mussten gehen, fünf Neue kamen, darunter drei 17-Jährige — Julius Porath und Robert Barten aus dem eigenen Nachwuchs sowie Jakub Zboril von Banik Karvina. Umso erstaunlicher ist der Start. Doch ungeachtet der makellosen Bilanz von vier Siegen in vier Spielen halten die Protagonisten den Ball flach. „Das ist ein angenehmes Gefühl, aber wir müssen realistisch bleiben“, mahnt Trtik, der einst Melsungen in die Handball-Bundesliga führte. „Wir haben noch 34 Runden. Und die werden kein Spaziergang.“ Die Ansetzungen zum Auftakt seien günstig gewesen, betont der Coach. „Der Oktober wird schwer. In einem Monat kann das schon wieder ganz anders aussehen. In dieser verrückten zweiten Liga ist alles möglich.“ Ähnlich sieht es Gienapp. „Wir hatten angenehme Gegner, das darf man nicht vergessen.“ Saisonziel bleibe ein einstelliger Tabellenplatz — „mehr nicht“, betont der Klubchef. „Es sei denn, es kommt einer und sagt, ich habe Bock auf Empor und gebe ‘ne halbe Million. Dann würden wir über einen Aufstieg nachdenken.“ Momentan ist der HCE weder sportlich noch wirtschaftlich erstligareif. Empor will den als Ersatz für den verletzten Torjäger Tom Wetzel ausgeliehenen Oliver Milde zumindest bis Saisonende an sich binden. Zudem sollen in den kommenden Monaten bundesligareife Strukturen geschaffen werden. Der Bau einer neuen Halle ist längst geplant. Für zwölf bis 14 Millionen Euro soll die Spielstätte am Rostocker Werftdreieck entstehen — Fassungsvermögen: rund 2500 Zuschauer. Selbst wenn die neue Arena bis zum avisierten Aufstieg 2015 noch nicht stehen sollte, wäre das kein Problem. „Die Stadthalle ist erstligatauglich, deswegen haben wir nicht so einen Druck“, sagt Gienapp. Die Weichen sind gestellt. Mit Uwe Schwenker, dem früheren Manager des THW Kiel, konnte ein Top-Mann als Berater verpflichtet werden. Kaum war Schwenker an Bord, verlängerte Trtik seinen Vertrag bis 2016. „Ich freue mich auf die Zukunft in Rostock“, betont der Coach. Verständlich. Die Aussichten hier sind erstklassig. Stefan Ehlers