Erstes Auto-freies Ostseebad in MV: Wie Warnemünde den Verkehr verbannen will

Wird Warnemünde das erste autofreie Ostseebad in MV? Nach OZ-Informationen plant Rostock, nahezu den kompletten Fahrzeugverkehr aus dem Zentrum des Urlaubsortes zu verbannen. „Ja, wir wollen den historischen Ortskern sperren – und unsere Gäste mit Bussen ans Meer bringen“, sagt Umweltsenator Holger Matthäus (Grüne). Die anderen großen Urlaubsorte im Land könnten dem Beispiel bald folgen: Auch Binz, Boltenhagen, Kühlungsborn und Zinnowitz wollen den Verkehr einschränken. Der Verkehr – er ist seit Jahren Warnemündes größtes Problem: Mehr als 5500 Parkplätze gibt es im Ort. Und um die „streiten“ zehntausende Hotel- und Tagesgäste mit den Anwohnern. „Eine Studie hat ergeben, dass wir an Spitzentagen sogar deutlich mehr Autos im Ort haben als Parkplätze. Viele Gäste parken dann einfach falsch“, sagt der Rostocker Umweltsenator Matthäus. Andere Orte arbeiten an ähnlichen Konzepten: Volle Stellplätze, Staus im Ort, Abgase, genervte Urlauber und Einwohner: Bereits seit fünf Jahren arbeitet das Rathaus deshalb an einem neuen Verkehrskonzept für Warnemünde: „Aktuell planen wir drei neue große Parkhäuser für den Ort“, so Matthäus. Aus dem Rathaus heißt es, die stadteigene Parkhaus-Gesellschaft soll die bauen – direkt an der Stadtautobahn, zwischen Warnemünde und Diedrichshagen sowie auf der Mittelmole. Mit Elektro-Bussen sollen Gäste dann an den Strand gefahren werden – oder in ihr Hotel. Kommentar zu Warnemünde will Autos aus Innenstadt verbannen: Wieso sollte es nicht gehen? Keine Auto-Lawinen mehr in den Urlaubsorten – aus Sicht des Landestourismusverbandes ist das die Zukunft: „Auch MV muss sich der Herausforderung einer nachhaltigen Mobilität stellen“, sagt Verbandsgeschäftsführer Tobias Woitendorf. „Grüner“ Urlaub werde mehr und mehr ein Markenzeichen im Wettstreit um Gäste. Warnemünde sei als Pilotprojekt dafür prädestiniert: „Der Ort ist bereits gut mit Bussen und Bahnen erreichbar. Für Tagesgäste ließe sich das Ganze sehr schnell umsetzen.“ Fischerdörfer sind nicht für Blechlawinen gemacht: Und nicht nur Warnemünde denkt nach, wie sich der Verkehr reduzieren lässt: Auch auf Usedom gibt es seit Jahren eine Verkehrsdebatte. „Natürlich wäre es toll, wenn wir in der ersten Reihe keine Autos mehr hätten“, sagt der Zinnowitzer Bürgermeister Peter Usemann. „Aber es bringt nichts, wenn nur ein Ort das Thema angeht. Wir brauchen ein Konzept für die ganze Insel.“ Stimmen Sie ab: Sollten alle Ostseebäder in MV auto-frei werden? Auch die Heringsdorfer Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken sagt: „Die Straßen der einstigen Fischerdörfer sind schlichtweg nicht für Blechlawinen in dieser Größenordnung konzipiert worden.“ Die Kaiserbäder legen den Fokus auf Busse, bieten bereits Gästen mit Kurkarte kostenlosen Nahverkehr an. Parken am Ortsrand: Kühlungsborn – das größte Ostseebad in MV – will am Ortsrand die Gäste begrüßen: „Dort sollen sie ihre Autos abstellen, wir bringen sie dann in den Ort“, sagt Vize-Bürgermeister Dirk Lahser. Noch würden dafür aber die Flächen fehlen. „Aber wir arbeiten dran, im Ort kommen sich zu oft Radler, Fußgänger und Autos in die Quere.“ Boltenhagen hat bereits einen solchen Park+Ride-Parkplatz eingerichtet, ein zweiter soll folgen – ebenfalls mit Bus-Shuttle. „MV ist grün – und grüner Urlaub liegt im Trend. Da passen Auto-Massen im Ortskern einfach nicht dazu“, so Bürgermeister Raphael Wardecki. Und auch aus Binz heißt es: „Wir wollen den Autoverkehr spürbar reduzieren, arbeiten an einem neuen Verkehrskonzept“, teilt Vize-Rathauschef Axel Behrens mit. Von Andreas Meyer