FSV Bentwisch verärgert über Trainingsverbot wegen Corona

Die Stimmung von Michael Lau (50) schwankt irgendwo zwischen Wut, Frust und Hoffnung: „Mich regt total auf, dass seit Monaten zwischen Profisportlern und Amateuren unterschieden wird“, sagt der Vorsitzende des Freizeitsportvereins (FSV) Bentwisch. Und auch aktuelle Entscheidungen machen ihn wütend: „Für mich ist das eine persönliche Beleidigung, dass wir in Bentwisch nicht trainieren dürfen, dass es aber in Rostock und Ribnitz-Damgarten möglich ist.“ 580 Vereinsmitglieder wollen wieder gemeinsam trainieren: Sport halte doch gesund. Damit das auch in Bentwisch so bleibt, hatte der Verein umfangreiche Hygienekonzepte erarbeitet. „Da ist es unverständlich, dass das Gesundheitsamt des Landkreises Rostock unserem Trainingsbetrieb erst zugestimmt hat, aber kurz danach eine Ablehnung kam.“ Lesen Sie auch Fußball: Welchen Nutzen die Zwangspause bietet Obwohl es nicht so aussieht, hofft Lau darauf, dass die 580 Vereinsmitglieder in den elf Sparten bald wieder Sport treiben und Kulturveranstaltungen anbieten können. Vereine befürchten enormen Mitgliederschwund: Denn das monatelange Aus setze eine gefährlich Entwicklung in Gang: „Sportler verlassen demotiviert den Verein.“ Beim FSV seien es bisher nur zehn gewesen. Dagegen konnten im letzten Jahr sogar 50 neue Vereinsmitglieder begrüßt werden. „Aber im Bundesdurchschnitt sollen Sportvereine derzeit bis zu 20 Prozent ihrer Mitglieder verlieren“, erklärt Lau. Kinder und Jugendliche leiden am meisten unter Trainings-Aus: Die lange Trainingspause sei für alle Mitglieder schlimm, „die etwa 250 Kinder und Jugendlichen tragen es jedoch am schwersten“. Da sie seit Monaten aus ihrem Trainingsrhythmus raus seien, verlieren sie ihre Motivation. „Dabei lernen vor allem Kinder und Jugendliche beim Sport ganz wichtige Dinge fürs Leben: den Umgang mit anderen, Disziplin, hinzufallen und wieder aufzustehen“, betont Lau. Das gelte nicht nur für die Nachwuchsfußballer. Genauso schwer sei es, die 50 Mädels von der Rhythmischen Sportgymnastik bei Laune zu halten. Lesen Sie auch Lockerungen für Freizeitsportler in MV? „Zusammensein macht den Amateursport aus“ „Wir hatten schon überlegt, alle – egal in welcher Sparte – draußen trainieren zu lassen“, sagt Lau. Momentan werde aber Zoomtraining angeboten, die Aktiven üben einzeln oder paarweise. Auch „Kulturzeit-Macher“ können keine Veranstaltungen anbieten: „Ebenso ärgert mich, dass unsere ‚Kulturzeit-Macher‘ seit einem Jahr keine Veranstaltungen mehr anbieten können.“ Die letzte gab es Anfang März 2020, da wurde gebastelt, was das Zeug hält. In den Monaten zuvor waren Lesungen, Konzerte, Sport und Spiel sowie gemeinschaftliches Grillen zu erleben. Die Hoffnung bleibt: Verein will nicht aufgeben: Trotz alledem: „Wir geben nicht auf. Der Verein wird weiterleben“, sagt Lau bestimmt. Er gehe davon aus, dass die Fußball-Hinrunde im April, spätestens Mai und Juni, zu Ende gespielt werden kann. Die drei Männermannschaften seien jeweils Tabellenführer, die ersten beiden Teams streben den Aufstieg an. „Die Jungs haben hart gearbeitet und wollen sich dafür belohnen.“ Lesen Sie auch Gedenkspiel für verstorbenen Fußballer in Rostock: „Er wird uns von oben unterstützen“ Es wird weitergehen: So soll es ein Sportfest für die Kita- und Grundschul-Kinder geben – in der Tradition der Kindersport-Sendung „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“ aus DDR-Zeiten. Große Feier zum 55-jährigen Jubiläum am 21. Dezember geplant: „Und wir halten an unserem großen Plan fest, ein neues Vereinsheim zu bauen.“ Das jetzige stammt aus dem Gründungsjahr 1966. Am 21. Dezember wird der FSV 55 Jahre alt, zum Jubiläum soll eine große Feier steigen – wenn sie denn möglich ist. Bürgermeister: Verein ist eine der Säulen der Gemeinde: Darauf freut sich der Bentwischer Bürgermeister Andreas Krüger schon. „Neben der Feuerwehr und dem Arbeiter-Samariter-Bund ist der Sportverein eine der Säulen der Gemeinde, er ist Abbild unseres Verständnisses von regionalem, gemeinschaftlichem Zusammenleben“, erklärt Krüger. So kümmere sich der FSV auch um die Älteren in den Orten und ermögliche für viele den Einkauf. Der Verein sei als Erstes zur Stelle gewesen, als es um coronabedingte Hilfsangebote ging. Auch das Dorffest und das Weihnachtssingen seien ohne den FSV undenkbar. „Derzeit knobeln wir gemeinsam mit dem Sportverein daran, wie wir den Bau des neuen Vereinsgebäudes realisieren können.“ Der FSV Bentwisch hat zurzeit 580 Mitglieder, darunter etwa 250 Kinder und Jugendliche. Sie trainieren in den Sport-Sparten Badminton, Boxen, Frauensport, Fußball, Kindersport, Nordic Walking, Rhythmische Sportgymnastik, Tennis, Volleyball sowie 1. FC Versandkostenfrei (Beachsoccer). Außerdem gehört auch die Sparte Kulturzeit zum Verein, die unter anderem zu Lesungen und Konzerten einlädt. Der FSV verfügt über einen Hauptsportplatz, einen Kunstrasenplatz und eine Sporthalle. In diesem Jahr will der FSV einen Beach-Soccer-Platz anlegen. Auch eine Bahn für Koordinationsübungen wird gebaut. In den letzten Monaten wurden unter anderem das Umkleidegebäude und der Sportlertreff neu gestrichen. In der Sporthalle wurden der Box-Raum vergrößert und der Ring erneuert. Dort können jetzt auch offizielle Wettbewerbe ausgetragen werden. Zu all dem passt das aktuelle Motto des Vereins: „Wir bleiben zusammen.“ Von Bernhard Schmidtbauer