Frau und Freunde sind begeistert von „Vaddi“

Seit 107 Tagen ist der Mann aus Gelbensande nun schon weg. Seine Familie und Freunde können aber rund um die Uhr jeden Schritt im Internet verfolgen oder fast täglich im TV sehen. Gemeint ist Steffen Wagner (61), der Ende Februar den Schritt wagte und seitdem am Fernsehprojekt „Newtopia“ teilnimmt. Er wohnt zusammen mit bis zu 14 weiteren Pionieren — so werden die Teilnehmer genannt — auf einem Stück Land in der Stadt Königs Wusterhausen (Brandenburg). Sein Spitzname von Beginn an: „Vaddi“. Laut einer Umfrage des Senders Sat.1 liegt er in Sachen Beliebtheit bei den Zuschauern auf dem ersten Platz. Mit großem Abstand sogar. Für seine Frau Cornelia (59) und Gartenfreunde Ronald (49) und Burkhardt Bohlander (48) kommt dieses Ergebnis nicht unerwartet. „Er verstellt sich nicht. Er ist ein Spaßvogel und zur Stelle, wenn man ihn braucht. Das zeichnet ihn zum einen hier aus und kommt auch gut bei den Zuschauern an“, sagt Burkhardt Bohlander. Er besuchte zusammen mit Cornelia Wagner am Wochenende für einige Stunden das TV-Land. „Wir konnten uns persönlich davon überzeugen, dass es ihm gutgeht. Er wirkte nicht gestresst“, erklärt er. Cornelia Wagner vermisst ihren Mann, das zeigte sie deutlich im Fernsehen. „Die ersten vier Wochen waren sehr erholsam. Er plappert schließlich von morgens bis abends und ohne Luft zu holen. Aber danach: Die Zeit war schon extrem lang, bis ich ihn wiedersehen konnte“, verriet sie einer Pionierin. „Wir sind jetzt 37 Jahre verheiratet und waren in dieser Zeit selten über einen langen Zeitraum getrennt. Er fehlt an allen Ecken und Kanten.“ Steffen Wagner verhalte sich laut Ehefrau so authentisch wie auch im realen Leben. Nur seinen Arbeitseifer im Hühnerstall kann sie nicht nachvollziehen. „Er hatte bisher noch nie etwas mit Hühnern zu tun gehabt.“ Täglich füttert er sie, fängt die ausgebüchsten Tiere wieder ein und spielt mit ihnen im Stall. „Aber anscheinend liegt ihm dieses Hobby. Wenn er eine Aufgabe dort drinnen hat, die ihn ausfüllt, ist es okay“, sagt Cornelia Wagner. Zu den lustigsten Momenten für die Gartenfreunde zählt eindeutig die Aktion mit den beiden Bierkästen. Nach einer heftigen Diskussion zum Thema Alkohol und Zigaretten, auf die man fortan verzichten wollte, schnappte er sich vor einigen Tagen die Kästen und warf sie in einen Teich. „Oder als er eines Nachts die ausgebrochenen Kühe wieder eingefangen hat“, erinnert sich Ronald Bohlander. In der Gelbensander Gartenanlage „Lindenweg II“ kennt man ihn, wie auch in „Newtopia“ — mit Hut und Zigarre. „Das merken wir, wenn wir etwa im Vereinsheim zusammensitzen und klönen. Der Geruch der Zigarre fehlt“, ergänzt Burkhardt Bohlander. Das Abenteuer, in das sich „Vaddi“ gestürzt hat, wäre allerdings nichts für seine Frau. Selbst als beim Besuch der Vorschlag kam, eine Woche lang in „Newtopia“ zu verbringen, lehnte Cornelia Wagner strikt ab. „Um Gottes Willen. Eins könnt ihr wissen, ich würde euch den Marsch blasen“, erklärte sie in der Scheune. Ob das Experiment frühzeitig beendet wird oder Wagner vorzeitig „Newtopia“ verlassen sollte, ist ungewiss. Laut Produktion endet das TV-Projekt Ende Februar 2016. „Egal, wann er wieder zurückkehrt, er wird von seiner Familie und Freunden mit offenen Armen empfangen. Wir sind stolz auf ihn“, sagt Burkhardt Bohlander. 105 Kameras Eine Gruppe aus bis zu 15 Teilnehmern wohnt derzeit auf einem Stück Land in Brandenburg, um dort eine eigene und neue Gesellschaftsform zu entwickeln. Das Grundstück ist mit 105 Kameras ausgestattet, so dass die Bewohner ständig von den Zuschauern verfolgt werden können. Das Gelände liegt im Ortsteil Zeesen der Stadt Königs Wusterhausen auf der Fläche des ehemaligen Senders Zeesen. Mathias Otto

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